Mary My Dead Body

 
Der bei einem Autounfall mit Fahrerflucht verstorbene Mao Pang-Yu (Po-Hung Lin) wird von seiner Großmutter in einer Geisterehe mit dem aufstrebenden Polizisten Wu Ming-Han (Greg Han Hsu) verheiratet. Wu kann als einziger den Geist sehen und dieser will seinen Mörder überführen, bevor er bereit für die Wiedergeburt ist. Zwischen „Nicht-Romanze“ und Body-Komödie treffen zwei völlig unterschiedlich talentierte Schauspieler auf ein mutiges Drehbuch und ein am Ende zu knappes Budget.

Wu Ming-Han (Greg Han Hsu) arbeitet bei der Polizei und ist engagiert und außerordentlich homophob. Als er auf der Straße einen roten Umschlag aufhebt, geht er Pang-Yu’s Großmutter (Man-Chiao Wang) in die Falle, die für ihren verstorbenen Enkel eine Geisterehe arrangiert hat. Da sich sein Leben ansonsten zum Negativsten wenden würde, fügt sich Wu in sein Schicksal und begeht die Ehe mit Mao Pang-Yu (Po-Hung Lin), der zu allem Übel auch noch schwul war und es als Geist natürlich immer noch ist.

Nach einigen Irrungen und Wirrungen gelangt Wu schließlich wirklich auf die Spur desjenigen, der Mao mit dem Auto überfahren und danach die Flucht ergriffen hatte – doch die Fahrerflucht scheint hier nur die Spitze des Eisbergs zu sein. Gleichzeitig deckt er aber auch die familiäre Tragödie auf, die sich zwischen Mao, dessen Freund Chang Yung-Kang (Nien-Hsien Ma) und Maos Vater (Tsung-Hua Tou) kurz vor Maos Tod ereignet hatte und von der Mao gar nichts wusste.

Die Geisterehe wird feierlich vollzogen.

„Mary My Dead Body“ ist ein gewagter Genre-Mix. Auf der einen Seite wäre da die Body-Komödie mit klassischen Elementen, dann die Geister-Konversation samt Körperübernahmen, schließlich die Familientragödie und die Kriminalgeschichte, die zwar nie ganz in den Mittelpunkt rückt, aber trotzdem für Tempo sorgt. Regisseur und Drehbuchautor Wie-Hao Cheng hat dies auch noch mit einer kleinen, wohldosierten Prise an Heist-Elementen gewürzt. Daraus hätte wirklich ein ganz guter Film werden können, wenn es nicht zwei massive Nachteile gäbe.

Zu einer Body-Komödie gehören naturgemäß zwei Darsteller. In diesem Fall weiß Po-Hung Lin sowohl mit Timing als auch mit vermittelten Emotionen zu gefallen, während Greg Han Hsu verzweifelt durch das Drehbuch hangelt und vor allem an der krampfhaft verkörperten Männlichkeits-Homophobie-Mischung seines Charakters kläglich scheitert. Zugegebenermaßen hat auch er ein paar bessere Szenen, pendelt aber ansonsten eigentlich nur zwischen Blässe und Overacting.

Der zweite Nachteil dieses Werks ist die technische Umsetzung. Während der Auftakt gefällig ist, viele Nahaufnahmen auch sauber und gut ausgeleuchtet wirken, sind es vor allem die Außenaufnahmen und die Autoverfolgungsjagden, die in ihrer technischen Nachbearbeitung unfertig oder laienhaft wirken und den Film abwerten.

Wer bei dieser taiwanischen Produktion eine gewagte oder gar authentische Darstellung von Homosexualität erwartet hat, dürfte auf den ersten Blick angesichts des Zusammenspiels der beiden Hauptdarsteller und Elementen wie der obligatorischen Dusch-Szene, enttäuscht werden. Doch es lohnt der zweite Blick auf die Figur des Vaters. Wenn dieser über seinen Schatten springt und auf dem Markt Essen für Sohn und Schwiegersohn kauft, dann liegt darin eine bemerkenswerte Weiterentwicklung dieser Figur – auch wenn dies am Ende nur ein Teil des tragischen Handlungsbogens ist.

Insgesamt kann „Marry My Dead Body” am Ende nur mit seiner Idee und seinem Drehbuch überzeugen. Trotz allem war der Streifen in Taiwan sehr erfolgreiche und ist der offizielle Bewerber des Landes für die 96. Oscars 2024.

Mao Pang-Yu (Po-Hung Lin, rechts) möchte nicht, dass sein Vater die selbstgedrehten Sex-Videos auf seinem Handy findet.

Für alle Bilder gilt:
© 2023 Netflix,Inc

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Fakten
Originaltitel: Guan yu wo han gui bian cheng jia ren de na jian shi   Netflix-Premiere am: 10.08.2023   Genre: Komödie / Thriller / Drama   Regie: Wei-Hao Cheng   Dieser Film wurde bewertet von: RS(61%)   Texte: RS   Diesen Film bewerten!