The Score |
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Interview: | Hamburg. Frank Oz
gilt als Komödienexperte. Der Regisseur, der seine Karriere als Puppenspieler bei Jim
Henson begonnen und unter anderem Figuren wie Miss Piggy, Grobie oder das Tier
erfunden hat, ist einem größeren Publikum mit Filmen wie "Bowfingers große
Nummer", "Der kleine Horrorladen" und "In & Out" bekannt
geworden. Mit seinem neuen Film "The Score" hat er sein gewohntes Metier
verlassen und die Geschichte eines in die Jahre gekommenen Meisterdiebes (Robert de
Niro) inszeniert, der sich gegen seine eigene Überzeugung überreden lässt, einen
letzten Coup durchzuziehen. Mit einem Partner (Edward Norton), dem er nicht
vertraut. Christian Lukas unterhielt sich für den Cineclub mit Oz über "The
Score" und anderes mehr.
Cineclub: Die Handlung von "The Score" klingt nach einem Caper-Movie in der Tradition von "Rififi", der Film ist jedoch ein Drama über Vertrauen und Verrat. Oz: Ich wollte seit langer Zeit bereits ein Drama inszenieren, aber ich habe nie die Möglichkeit dazu erhalten. In Hollywood sieht es so aus: Wenn man als Regisseur einmal in einem Metier Erfolg gehabt hat, wollen die Studios, dass man weiter in diesem Metier arbeitet. Meine Komödien waren Hits, also wurden mir Komödien anvertraut. Keine Frage: Ich liebe Komödien, aber nach "Bowfingers große Nummer" war ich ausgelaugt und musste etwas anderes machen, um meinen Kopf wieder frei zu bekommen. Cineclub: Die Rahmengeschichte des Filmes ist aber nicht unbedingt ein klassischer Dramenstoff! Oz: Das ist möglich. Aber das hat mich nicht interessiert. Wichtig war für mich einzig und allein die Interaktion der Figuren, egal, vor welchem Hintergrund die Geschichte letztendlich gespielt hat. Cineclub: Ihre Filme erzählen oft von den Konflikten zweier unterschiedlicher Charaktere, die einander fast in den Wahnsinn treiben. In "Bowfinger" ist es ein drittklassige Produzent, der es auf einen Starschauspieler abgesehen hat, in "Zwei hinreißend verdorbene Schurken" sind es ein Edel-Betrüger und Kleinkrimineller, in "The Score" sind es ein Gentlemangangster alter Schule und ein junger Heißsporn. Von der Grundsituation ist "The Score" ihren anderen Filmen nicht unähnlich. Oz: Wenn ich einen Film konzipiere, plane ich zuerst den dramatischen Teil. Die dramatische Geschichte muss stimmen. Erst später streue ich den Humor in die Story ein. Bei "The Score" bin ich ähnlich vorgegangen, nur dass ich keinen Humor in die Geschichte eingebracht habe, sondern die Beziehungen der Personen untereinander noch feiner ausgearbeitet habe, als ich dies bei einer Komödie tun würde. Im Prinzip sollte jeder Regisseur zuerst ein dramatisches Konzept für seinen Film erschaffen. Wenn er dann weiß, in welche Richtung sich sein Film bewegen soll, ergibt sich der Rest eigentlich von selbst. Cineclub: Haben Sie sich bei "The Score" an Vorbildern orientiert? Oz: Nein, obwohl ich ein großer Fan von "Rififi" bin. Schaut man sich meinen Film an, wird man sicher den einen oder anderen Filmverweis finden. Aber das ist eher unterschwellig und nicht bewusst geschehen. Cineclub: Sie waren einst ein weltberühmter Puppenspieler. Welchen Aspekt ihrer Arbeit haben sie in ihre Tätigkeit als Regisseur einbringen können? Oz: Den Umgang mit Schauspielern. Ein Puppenspieler erweckt ein Stück Stoff zum Leben, er ist es, der einer Puppe Individualität verleiht. Daher habe ich meinen Leuten früher immer sehr viel Spielraum bei der Kreation einer Figur gegeben. Ein Schauspieler macht nichts anderes, auch er hat eine Figur mit Leben zu füllen. Er verpasst einer Figur Individualität und Emotionen. Daher lasse ich auch meinen Darstellern relativ viel Freiheit bei der Interpretation ihrer Rollen. Ich bereue heute, dass ich viel zu spät hinter die Kamera getreten bin. Die Zeit bei der Sesamstraße und den Muppets war schön, aber wäre ich früher auf den Regiestuhl gewechselt, wäre ich heute ein besserer Regisseur. Cineclub: Warum? Oz: Ich wäre selbstbewusster und hätte schon früher den Sprung aus dem Komödiengenre hinaus gewagt. So bin ich lange Zeit auf Nummer sicher gegangen und habe das gemacht, was ich konnte, mich aber nicht an andere Dinge herangetraut. Cineclub: Eine unvermeintliche Frage: Sie haben für die "Sesamstraße" und die "Muppets-Show" Figuren wie Grobi, Fozzie Bär und das Krümelmonster kreiert. Welche der Figuren ist ihre Liebste? Oz: Gar keine. Sie sind alle meine Kinder. Und daher habe ich sie alle gleich lieb! Cineclub: Wir danken für das Interview! |
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(c) 2001 Christian Lukas, Witten für das Interview.