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Cineclub News

Montag, den 18.10.2010

Serienkultur in Deutschland
US-Erfolgsserie Mad Men auf ZDF Neo

Da saß ich die letzten Wochen mit einer Mandelentzündung daheim und nutzte die ungewollt freie Zeit für einen Ausflug in die Welt der US-Showlandschaft. Awards sind in den Vereinigten Staaten ja ein beliebtes Mittel, um sich und seine Kino- und TV-Helden ordentlich zu feiern. Am lockersten geht es dabei noch bei den Emmy Awards zu, die konkret ihre Fernsehproduktionen und TV-Darsteller mit Preisen überhäufen. Aber auch die Golden Globes würdigen herausragende Fernsehproduktionen.

Eine Serie zog dabei vor allem in den letzten drei Jahren der Konkurrenz davon – „Mad Men“. Versehen mit Emmys als beste Dramaserie und dem Golden Globe für Hauptdarsteller Jon Hamm konnte sich die auf dem Kabelsender AMC ausgestrahlte Dramaserie somit auch Award-technisch von der Konkurrenz abheben.

„Mad Men“ läuft seit 2007 in den USA, befindet sich bereits in der vierten Staffel und lief in Deutschland erstmals auf dem Pay-TV-Kanal Fox Channel. Seit dem 06.10.2010 läuft die Serie nun auf ZDF Neo.

Die Handlung spinnt sich dabei um eine New Yorker Werbeagentur in den 1960er Jahren. Damit hat „Mad Men“ die Chance, auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit anzuspielen, was sie auch tut - und das nicht zu knapp. Die 1960er Jahre bildeten nämlich das Jahrzehnt, in dem die Rolle der Frau ihre Revolution in der westlichen Welt erfuhr. Von der Wäsche waschenden, Haus putzenden und Essen kochenden Mutter zur emanzipierten Karrierefrau war es dennoch ein weiter und steiniger Weg. Doch von vorne:

Donald ‘Don‘ Draper ist der Profi im Spiel. Ein kreativer Lonesome Rider im schicken Anzug, das Haar voller Pomade. Verheiratet mit Kindern und einem hübschen Haus in der Vorstadt. Eine Geliebte in der großen Stadt ist natürlich auch vorhanden und während er wenig über sich preis gibt, nutzt er seine glänzende Rhetorik, um neue Werbekunden zu gewinnen und die alten weiterhin bei der Stange zu halten. Ein Drink am Morgen und Zigarettendunst im Büro wabert um die männlichen Charaktere, die in ihren Sekretärinnen vor allem graue Mäuschen erkennen und ihr vermeintlich starkes Geschlecht für die damalige Zeit ganz typisch heraushängen lassen können. Doch es gibt auch Ausnahmen, wie z.B. die kurvenreiche Chefsekretärin, die eine Affäre mit dem Chef der Werbeagentur hat, während Drapers Ehefrau das Klischee bestätigt und stets perfekt gestylt sich Sorgen darüber macht, was die Nachbarn wohl denken.

Perfekte Kostüme, ansprechende Kulissen, alte Schreibmaschinen, Telefone mit Drehschreibe, Autos die heute schon als Klassiker durchgehen, künstlerisch wertvolle Frisuren und auch heute noch lebendige Originalmarken komplettieren das Erscheinungsbild dieser Serie, welche die Werbeagentur als Rahmen einer Handlung benutzt, die sich eigentlich um die Entwicklung der Frau in der westlichen Welt dreht. Da kämpft eine sonst so unscheinbar wirkende Sekretärin um ihren beruflichen Aufstieg und erfährt von den männlichen Kollegen in erster Linie Ignoranz. Derweil versucht die betrogene Ehefrau und Mutter, sich nicht mit ihrem Schicksal abzufinden und beginnt zu kämpfen, während die lüsterne Chefsekretärin sich verliebt und anfängt, vor der gewalttätigen Art ihres Partners zu kuschen. Da hier auch noch das damalige Tagesgeschehen wie der Selbstmord von Marilyn Monroe oder die Kuba-Krise Einzug halten, ist die Perfektion durchweg vorhanden.

Autor Matthew Weiner, der die Pilotfolge bereits 1999 schrieb und ebenfalls einer der Produzenten der US-Erfolgsserie „Die Sopranos“ ist, hat hier also schon vor 10 Jahren den Grundstein für eine Serie gelegt, die nicht nur nach charakterlichem Tiefgang geht, sondern auch mit den Mitteln ihrer Zeit spielt. Durch die spannenden Figuren und die passende Rahmenhandlung ist es demnach kein Wunder, dass die Serie gefällt und dramaturgische Spannung erzeugt, obwohl sie sich eigentlich langsam entwickelt und die meiste Zeit für die Dialoge und schöne, fast schon geschichtlich ansprechende Bilder nutzt.

Passender Weise nutzte ZDF Neo Sprüche wie „Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann, der ihr auf den Arsch glotzt“ oder „In der Hauptrolle: die Rolle der Frau“, um die Serie anzupreisen. Damit war klar, was man bei „Mad Men“ in erster Linie zu erwarten hat. Doch in zweiter Linie stehen schon die gelungen Figuren und eine Zeit, die es so wohl nie mehr geben wird. Mit 80.000 Zuschauern bei der ersten Folge lag die Quote für ZDF Neo damit bei 0.4 Prozent Marktanteil, was eine Verdoppelung des üblichen Senderdurchschnitts entspricht. Schade, dass man sich beim ZDF offenbar nicht getraut hat, die Serie direkt im Zweiten zu zeigen. Denn normalerweise sieht man mit dem Zweiten doch direkt besser und die preisgekrönte Serie hätte diese Aufmerksamkeit durchaus verdient.

PS: eine Serie, die zur ähnlichen Zeit spielte und das damalige Zeitgeschehen gut wiederspiegelte, war Wunderbare Jahre, in der ein Junge erwachsen wird, umgeben von einem konservativen Vater, einer putzenden und kochenden Mutter, eine Hippie-Schwester und einem sinnlosen älteren Bruder. Hier standen das Eingreifen der USA in den umstrittenen Vietnamkrieg und die Rolle einer Nation in Kriegszeiten politisch, die erste Liebe und der Eintritt ins Teenager-Leben dafür gesellschaftlich im Vordergrund. Die Serie wurde ebenfalls mit Emmys und Golden Globes ausgezeichnet. (Conway)
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