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Ben Sherwood: Wie durch ein Wunder
Buchkritik der Romanvorlage zum gleichnamigen Film (Start am 7.10.2010)
Charlie ist vom Schicksal gleich doppelt bestraft: Nicht nur, dass er
durch einen schwerwiegenden Fehler - eigentlich die erste große
Dummheit seines jungen Lebens überhaupt - einen schweren
Verkehrsunfall baut, bei dem er und sein kleiner Bruder
lebensgefährlich verletzt werden. In dieser bizarren Situation gibt er
seinem Bruder auch noch das Versprechen, ihn niemals im Stich zu
lassen. Und dann wird Charlie durch einen Defibrilator gerettet,
während sein Bruder stirbt. Doch das ungewöhnliche Versprechen
ermöglicht Charlie, im Licht der untergehenden Sonne den Geist seines
Bruders wiederzutreffen und einige Stunden im Waterside-Friedhof mit
ihm zu verbringen. Nacht für Nacht. Solange sich Charlie an sein
Versprechen hält. Und hierauf richtet der Fünfzehnjährige schon bald
sein ganzes Leben aus. Nach der Schule beginnt er ein Praktikum beim
Friedhofsverwalter und wird später auch dessen Nachfolger. Mit der
Zeit lernt er, auch die Geister anderer Verstorbener zu erkennen, und
hilft ihnen beim Übergang in das Leben nach dem Tod. Was ihm jedoch
verwehrt bleibt, ist eine eigene Familie und die wahre Liebe - zu eng
sind die Fesseln seiner selbsterschaffenen Scheinwelt.
Tess steht kurz vor dem Start ihrer Weltumsegelung, mit der sie die
Segelbaukunste ihrer Firma und ihr eigenes Können unter Beweis stellen
will. Als letzte Vorbereitung bricht sie zu einem dreitägigen Turn
auf, und weil es ja eine Art Generalprobe für die Gefahren aller Meere
dieser Welt sein soll, steuert sie allen Warnungen zum Trotz mitten in
ein Sturmtief, das schon bald seine Spuren an ihrem Schiff und ihrem
Körper hinterlässt.
Mit Kopfschmerzen und zahllosen blauen Flecken übersäht will Tess
anschließend die letzten Tage vor der großen Reise in vollen Zügen
genießen. Anfangen will sie auf dem Waterside-Friedhof am Grab ihres
Vaters. Doch die Ruhe wird jäh durch Charlies "Gänse-Kontroll-
Programm" gestört. So lernen die beiden sich kennen. Es ist die Liebe
ihres Lebens - doch werden sich beide darauf einlassen können?
Entgegen der Erwartungen, die das überschwengliche Lob von Autoren-
Kollegen wie Nicholas Sparks hervorrufen könnten, handelt es sich bei
diesem Buch keinesfalls um eine Südstaaten-Romanze. Im Gegenteil ist
dieses Buch in weiten Teilen sogar ziemlich traurig, angesichts der
ausweglosen Situation, in die das Schicksal Charlie gebracht hat.
Spätestens mit dem ersten Aufeinandertreffen von Charlie und Tess
entwickelt Ben Sherwood aber eine derartige Spannung, dass man das
Buch am liebsten gar nicht wieder aus der Hand legen möchte. Wer
andere Bücher über die Thematik von (Nah-)toderfahrungen, zum
Beispiel von Levy oder Seibold, kennt, wird sich schnell zurechtfinden
und großen Gefallen an dem kurzweiligen Erzählstil und den zwar nicht
allzu facettenreichen dafür aber klar definierten Charakteren finden.
Einziges Manko ist der Schluss von "Wie durch ein Wunder". Nicht
wenige werden hier ein unliebsames Déjà Vu erleben - hier hätte sich
Sherwood auf jedenfall etwas mehr Mühe geben können.
Alles in allem ist "Wie durch ein Wunder" eine leichte und
gleichzeitig spannende Lektüre, die Vorfreude auf die Verfilmung aufkommen lässt. (RS)
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