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68. Berlinale - im Schatten von Olympia
Eine Kolumne von R. Hauer
Wieder sind zehn Tage in Berlin vergangen. Die Straßen und Öffis (Bus & Bahn wie wir sie hier nennen) waren wie immer verstopft, die Schule ging nach den Winterferien (und die hat nicht jeder!) wieder los und der BER ist noch immer nicht fertig. Amüsant fand ich, wie ein örtlicher Radiosender die Tatsache abfeierte, dass die neuen Kosten für den BER nicht 1 Milliarde EUR betragen würde, sondern doch „nur“ rund 750 Millionen mehr. Welch ein Glück! Ein wahrer Grund zum Feiern! Und damit die Feierstimmung ob der 250 Millionen EUR weniger auch ja nicht getrübt wird, wurden die bisherigen ständigen Kostenexplosionen natürlich mit keinem Wort erwähnt… Der Moderator hat die Ersparnis jedenfalls voller Glück verkündet. Dass es sich bei besagtem Radiosender um einen öffentlich-rechtlichen handelte, ist dabei sicherlich ebenfalls unbedeutend gewesen.
Immerhin können wir festhalten, dass die Kosten der Berlinale nur in einem sehr geringen Ausmaß deutsche Steuergelder berührt haben – was man über den BER eben leider nicht sagen kann. Zwar war der Berliner Senat in manchen Belangen der Filmfestspiele indirekt finanziell mit dabei, aber in einer Stadt, die ohnehin mit rund 56 Milliarden Euro (!) hoch verschuldet ist, fällt das dann auch nicht weiter auf. Das Meiste wurde am Ende dennoch von den Veranstaltern getragen. Hier haben wir euch die acht großen Preisträger (Internationaler Wettbewerb) in der Übersicht:
Goldener Bär: "Touch Me Not" von Adina Pintilie
Silberner Bär – Großer Preis der Jury: Ma?gorzata Szumowska für "Twarz"
Silberner Bär – Beste Regie: Wes Anderson für "Isle of Dogs – Ataris Reise"
Silberner Bär – Beste Darstellerin: Ana Brun für "Las herederas"
Silberner Bär – Bester Darsteller: Anthony Bajon für "La prière"
Silberner Bär – Bestes Drehbuch: Manuel Alcalá und Alonso Ruizpalacios für "Museo"
Silberner Bär – Herausragende künstlerische Leistung: Elena Okopnaya für "Dovlatov"
Alfred-Bauer-Preis: Marcelo Martinessi für "Las herederas"
Der Gewinnerfilm des Goldenen Bären 2018 sorgte dann auch für viel Konversation innerhalb des Internets. Während es sich dabei zu 99% über den Inhalt des Films drehte, interessierte mich derweil eine ganz andere Sache: Wieviel ist solch ein Bär eigentlich wert? Sicher - den Goldenen Bären zu gewinnen, ist für viele Filmemacher unbezahlbar, aber wie sieht es eigentlich mit dem materiellen Wert aus? ... Wie ich daurauf kam? Nun, kurz nach den Golden Globes 2018 las ich irgendwo, dass die Trophäe zwischen 700 und 800 EUR Materialwert hat - während der Oscar nur halb so viel Materialwert bietet.. irre, fand ich! Also recherchierte ich ein wenig rum und fand hier eine Auflistung der Materialkosten der großen Filmpreise und ich muss schon sagen: Dass der Berlinale-Bär mehr kostet als fast alle Preise (bis auf die Goldene Palme) hat mich durchaus überrascht...
Sicherlich dürfte das die Gäste und Teilnehmer der diesjährigen Berlinale kaum berührt haben, schließlich geht es eher um Kultur, inhaltliches Beisammensein und (wenn man gut war) um das Prestige als möglicher Titelträger. Umso bedauerlicher war es für viele Künstler wohl, dass die diesjährige Verleihung kaum medial Beachtung fand - jedenfalls deutlich weniger, als in den letzten Jahren. Sicher, viele Berliner Tageszeitungen hatten täglich etwas über die Preisverleihung zu berichten, aber das eben auch nur, weil es dabei irgendwie immer ein bisschen um Berlin geht. Am Ende waren es wohl auch die gleichzeitig stattfindenden XXIII. Olympischen Winterspiele in Südkorea, die den Fokus der deutschen Presse entsprechend korrigierten. Zumal der kurz aufkommende Hype um die gut aufspielende deutsche Eishockeymannschaft ausgerechnet während der finalen Tage der Berlinale passierte. Aber ganz ehrlich – das fand nicht nur ich wesentlich spannender als den roten Teppich im Zentrum Berlins.
Der Ordnung halber könnt ihr euch hier alle Preisträger der diesjährigen Berlinale ansehen - schließlich haben wir in dieser Kolumne nur die großen Gewinner erwähnt, es gab aber mehr! Ebenfalls erwähnenswert war noch der Besuch von Hollywoodstar Willem Dafoe, welcher für sein Lebenswerk geehrt wurde. Das hat dieser ausergewöhnliche Schauspieler absolut verdient, wie wir finden. Aktuell ist der ehemalige Theaterdarsteller ja auch für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Wir sind gespannt, ob er den (zumindest vom Material her weniger wertvollen) Oscar ebenfalls gewinnen wird!
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