Kanadische Filmhighlights
Cineclub-Filmkritik zu Blade Runner 2049 / Teil 1 der Kanada-Reihe
Natürlich dominieren die USA bereits seit Jahrzehnten die Filmproduktion in Nordamerika. Allzu häufig fühlen sich kanadische Filmstudios vergessen, wenn sich der Blick der Öffentlichkeit allein ins glitzernde Hollywood richtet. Doch selbst Kino-Enthusiasten sind sich oft nicht darüber im Klaren, welche Filme tatsächlich vom nördlichen Nachbar der Vereinigten Staaten stammen. Wir werfen daher einen Blick auf die Produktionen der vergangenen Jahre.
Blade Runner 2049
Immer wieder leben die 1980er Jahre aktuell in der Welt des Kinos auf. Viele Produktionen sind als Fortsetzungen der ewigen Klassiker konzipiert, die einst vor fast 40 Jahren auf den Markt kamen. Mit Blade Runner 2049 gelang es den kanadischen Filmstudios, eine Anknüpfung auf Augenhöhe zu schaffen, wie sie sich die Fans der Originale stets wünschen. Dies lag auch an der hochklassigen Besetzung, welche den Film zu einem der Highlights des Jahres 2017 werden ließ. Mit Ryan Gosling, der selbst Kanadier ist, und Harrison Ford standen zwei Stars unterschiedlicher Generationen bereit, die sich perfekt zu ergänzen wussten. Gleichsam gelang es auf diese Weise, an den ersten Film aus dem Jahr 1982 anzuknüpfen.
Darüber hinaus verlieh Production Designer Dennis Gassner dem Film ein kanadisches Flair. Die Filmstudios um Toronto und Vancouver, welche inzwischen als Hollywood North bezeichnet werden, lassen sich inzwischen besichtigen. Selbst der nationale Tourismus soll langfristig von der Filmindustrie profitieren. Allein aus Deutschland reisten im vergangenen Jahr rund 389.000 Menschen nach Kanada. Hier gibt's die Infos für eTa Kanada Interessierte, die selbst einmal den Weg auf sich nehmen möchten.
Als Drehort in Blade Runner 2049 spielte Kanada derweil keine Rolle, welches doch bei der Konzeption so bedeutend war. Viele Szenen spielen auf dem kaum wiederzuerkennenden Boden der USA. Besonders Las Vegas tritt im letzten Drittel des Films in eine besondere Rolle und wird zu einem abenteuerlichen Schauplatz des Geschehens.
Raum (2015)
Vor Blade Runner 2049 war es dem Film „Raum“ gelungen, mehr Aufmerksamkeit auf die Filmstudios Kanadas zu lenken. Dabei erfuhren die Zuschauer eine düstere Szenerie, die Kinobesucher weltweit in ihren Bann zog. Das Entführungsdrama konzentriert sich direkt zu Beginn auf Oscargewinnerin Brie Larson, die als Joy „Ma“ Newsome mit ihrem Sohn Jack in einem einzigen Zimmer gefangen gehalten wird. Einen Lichtblick der Hoffnung erfahren die Zuschauer erst dann, als den beiden schließlich die Flucht aus dem Zimmer gelingt. Für den jungen Jack, gespielt vom kanadischen Schauspieler Jacob Tremblay, bedeutet dies das Kennenlernen einer völlig fremden Welt.
Dem irischen Regisseur Lenny Abrahamson gelang es in besonderer Weise, mit Raum ein düsteres Entführungsdrama mit doch hoffnungsvollem Ende zu schaffen. Vor allem die starken schauspielerischen Leistungen des Casts waren nach Meinung der Kritiker dafür verantwortlich, dass der Film international große Erfolge feiern konnte. Doch aufgrund der starken Konkurrenz des Jahres gelang es „Raum“ am Ende nicht, bis in die Top 50 der finanziell erfolgreichsten Streifen vorzudringen.
Nachdem es immer wieder Phasen gab, in denen keine kanadische Filmproduktion das Interesse der Kinobesucher weltweit fesseln konnte, scheint sich nun eine Wende anzubahnen. Mit dem Heranreifen großer Filmstars wie Ryan Gosling könnte Kanada zu einer neuen Identität in den Kinos finden. Sollte es gelingen, das künstlerische Potenzial mit einem geeigneten Plot zu verbinden, wären weitere Erfolge gewiss. (Patrick)
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