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Zwei Ganovenbanden und ein gerissener Einzelkämpfer mittendrin – Eine Konstellation die mit Clint Eastwood in der Hauptrolle Spannung garantiert! Ein Klassiker der Filmgeschichte von Sergio Leone und sicherlich einer der bekanntesten Italo-Western aller Zeiten nun aus Sicht der Dramentheorie betrachtet.


Einen unbekannten Einzelgänger führen seine Reisen in ein kleines Dorf an der mexikanischen Grenze, das vom Bandenkrieg der örtlichen Schmuggler nahezu ausgemergelt ist. Nur noch die verbliebenen Witwen, die in ihren Häusern ausharren, zeugen von verstorbenen Ehemännern, die aufgrund des geldversprechenden Lebens als Schmuggler ihr eigenes lassen mussten. Ungeachtet dessen bekriegen sich die zwei Banden, die Baxters und die Rojos, weiterhin.

Als sich der zunächst namenlose Reisende als überaus fähiger Schütze und gerissener Handelspartner entpuppt, versuchen beide Seiten ihn auf ihre Seite zu ziehen, um seiner Gefahr zu entgehen und seine Fähigkeiten für sich zu nutzen. Oder spielt dieser Mann namens Joe etwa sein eigenes Spiel und steht am Ende sogar auf der Seite der Rechtschaffenen? Eine äußerst intrigante und facettenreiche Situation entwickelt sich…

Für eine Handvoll Dollar (mit Clint Eastwood)
Geiselaustausch in der toten Stadt: Marisol wird von den Baxters eingetauscht.


Anmerkung der Redaktion: Der folgende Text kann in seiner Gänze nur erschlossen werden, falls der/die Leser/in den Film komplett angesehen hat!

Der Italo-Western von Sergio Leone ist nicht ohne Grund ein Klassiker der Filmgeschichte: Kamera, Schnitt und vor allem die großartige Musik von Ennio Morricone verleihen der Szenerie ein episches Erscheinungsbild. Der angewandte Bildwechsel zwischen der Schießerei der Rojos mit den Baxters auf dem nahegelegenen Friedhof und Joes gleichzeitiger Suche nach dem Gold ist ein markantes Beispiel für die exzellente Schnitttechnik. Sowohl die Nahaufnahmen der einzelnen Charaktere als auch die weitläufigen Landschaftspanoramen erzielen eine treffende Wirkung und gerade die Close-Ups sorgen in den zugespitzten Momenten für Spannung. Die musikalische Hinterlegung des Films ist einfach grandios und scheint in jeder Situation des Films einfach passend.
Diesen Film könnte man noch etliche Zeilen weiter loben. Versuchen wir aber mal einen anderen Ansatz der Analyse des Films.

Nach der klassischen Dramentheorie, die sich schon in der Antike begründet, lässt sich ein Drama in fünf Akte unterteilen: Exposition, steigende Handlung, Höhepunkt und Peripetie, fallende Handlung, Schluss.

Ob der Schluss nun eine Katastrophe oder ein Lösen des Konflikts darstellt, hängt vom jeweiligen Stück ab. Wenn man diese Ansichtsweise jedoch auf diesen klassischen Italo-Western projiziert, ergibt sich ein interessantes Bild, das im Folgenden etwas genauer erläutert wird.

1. Akt: Exposition
Ein unbekannter Reisender kommt ins kleine Dorf und wird von allen Seiten gewarnt, sich nicht in die Belange der örtlichen Banden einzumischen. Silvanito, der Wirt, freundet sich mit dem Fremden an und warnt ihn ebenfalls nachgiebig, ist aber auch gespannt, was der gerissene Unbekannte sich einfallen lässt und begibt sich selbst in das Abenteuer (Silvanito: „It’s like playing cowboys and Indians“). Da der Protagonist zunächst völlig unbekannt ist, umfasst die Exposition einerseits das Bekanntmachen der Charaktere untereinander, aber auch ganz entscheidend das Kennenlernen seines Charakters ausgehend vom Publikum. Dass der Einzelkämpfer seine eigenen Ansichten über die Situation besitzt, merkt der Zuschauer rasch. Aber gerade die stetigen Enthüllungen über die stark ausgeprägten Facetten Joes Charakters und seiner Beweggründe binden das Interesse des Zuschauers ungemein und verleihen der Darstellung zugleich eine humorvolle Note.

2. Akt: steigende Handlung
Die geschmiedeten Pläne Joes finden ihren ersten Einsatz. Ramón, Oberhaupt des Rojo-Clans, ahnt, dass der Unbekannte seine wahren Absichten verbirgt und misstraut diesem daher. Anders als die Baxter-Familie, die dankbar die Informationen des Fremden abkauft. Joe entwickelt sich zum Doppelagenten. Das getarnte Spiel verläuft für ihn zufriedenstellend und äußerst lukrativ. Die Situation nutzt er stets zu seinem Vorteil und spielt die Parteien gekonnt gegeneinander aus. Er schafft es sogar die von den Rojos unterdrückte Familie zu befreien. Alles scheint perfekt, bis…

3. Akt: Höhepunkt und Peripetie
…er an der Spitze seines Spiels durch einen Zufall von den Rojos enttarnt und schwer zugerichtet wird. Dennoch gelingt es ihm sich zurückzuziehen und sich vor seinen neugewonnen Feinden in Sicherheit zu bringen. Diese suchen den Entflohenen akribisch und vermuten ihn im Haus der Baxters. Sie machen kurzen Prozess mit dem langjährigen Rivalen und lassen keinen am Leben. Joe finden sie jedoch immer noch nicht.

4. Akt: fallende Handlung
Mit geduldiger Zielstrebigkeit bereitet der Protagonist sich auf seinen Rückschlag vor. Währenddessen suchen die Rojos nach ihm - angeführt durch den wutentbrannten Ramón. Silvanito gerät als Freund des Fremden in Schwierigkeiten. Doch gerade im passenden Moment zeigt sich der Held erneut und die Auferstehung des Helden beginnt.

5. Akt: Showdown
Das Finale wird pompös durch eine Sprengstoff-Explosion eingeleitet. Joe zieht sofort die Aufmerksamkeit der Verbliebenen auf sich. Ramón, als hoch angesehener Gewehrschütze, rühmt sich stets damit, aus jeder Lage das Herz seines Opfers zu treffen. Doch Joe ist dagegen gewappnet und überrascht erneut mit seiner Kühnheit und Finesse, die zwangsläufig zur Verspottung Ramóns, des bösen Charakters der Handlung, führen. Als deutlich wird, dass Ramón versagt hat, greifen seine Mitstreiter zu ihren Schießeisen, werden jedoch blitzschnell von Joe außer Gefecht gesetzt. Das Finale beziehungsweise der endgültige Showdown findet zwischen Joe und Ramón statt. Der Held beruft sich auf eine Äußerung seines Gegenübers („Wenn sich zwei Männer duellieren, der eine hat einen Colt, der andere ein Gewehr, ist der mit dem Colt ein toter Mann.“) und fordert ihn somit zum Duell heraus.
Als der Böse besiegt ist, geht der Protagonist als Held aus dem Konflikt hervor und schließt die Handlung somit ab.

Für eine Handvoll Dollar (mit Clint Eastwood)
Der Fremde ist immer zur richtigen Stelle am richtigen Ort.
Hier bedroht er gerade John Baxter.

Diese Betrachtungsweise des Stücks zeigt, wie sich die Drehbuchautoren, zu denen auch Sergio Leone selbst gehört, an der klassischen Dramentheorie orientiert haben könnten. Die Aufteilung des Stücks in fünf Akte scheint sich hervorragend auf das Stück anwenden zu lassen. Dennoch bleibt die Frage, wie viel künstlerische Finesse und Herzblut wirklich in den Spielfilm der 60er-Jahre geflossen sind. Meiner Meinung nach ist unübersehbar, wie hochwertig die damaligen Techniken cineastisch als auch dramaturgisch in diesem Stück Filmgeschichte umgesetzt worden sind und es verdient zu Recht das Prädikat „episch“.

Für eine Handvoll Dollar (mit Clint Eastwood)
Showdown zwischen Joe und Ramón.

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Fakten
Originaltitel:
A Fistful of Dollars
 
deutscher Kinostart am:
05.03.1965
 
Genre:
Western / Italo-Western
 
Regie:
Sergio Leone
 
Dieser Film wurde bewertet von:
MLC (95%)
 
Texte:
MLC
 
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Synchronsprecher

SchauspielerSynchronsprecher
Clint EastwoodKlaus Kindler
Marianne KochUrsula Heyer
Gian Maria VolonteHans-Werner Bussinger

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TV-Termine

DatumUhrzeitSender
02.12.2023 23:30 RBB
18.11.2023 ²) 01:40 BR
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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