Uhrwerk Orange |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | *** | ** | ***** | *** | ***** | ***** | 88% |
Inhalt:
Musik-verliebt und Anführer einer dreisten Bande. Der junge Alexander DeLarge (Malcolm McDowell) streift mit seinen „Droogs” durch die trostlosen Straßen des zukünftigen London und machen sich einen Spaß aus Gewalt, Raub, Vergewaltigung und Drogen. Unter den zahllosen und willkürlich ausgesuchten Opfern ist eines Abends auch der Schriftsteller Mr. Alexander (Patrick Magee) und dessen Frau (Adrienne Corri), die von Alex und seiner Bande im eigenen Haus überfallen und misshandelt werden. Der Beethoven-Fan Alex genießt dabei jegliche Gewalt und zelebriert ihre pure und menschenverachtende Direktheit.
Bald schon wird Alex einer medizinischen, teilweise rabiaten Prozedur unterzogen und es gelingt den Wissenschaftlern tatsächlich, aus ihm einen besseren Menschen zu machen. Immer dann, wenn Alex nun gedemütigt oder herausgefordert wird, oder wenn er einfach von ihm einst geliebte Musikstücke hört, gelingt ihm der Einsatz von Gewalt oder negativem Gedankengut einfach nicht mehr – komme, was wolle. Zurück in der Gesellschaft begegnet der editierte Bursche dann aber seinen alten Mitstreitern und wird schikaniert. Auch seine Eltern haben einen Ersatz für ihren Sohn gefunden und so sehr sich Alex auch bemüht, er findet sich nicht mehr zurecht. Durch einen unglücklichen Zufall landet er dann im Haus von Mr. Alexander, der bald schon erkennt, welch bösen Geist aus seiner Vergangenheit er da vor sich hat. Da Mrs. Alexander sich durch die damaligen Vorfälle das Leben nahm und Mr. Alexander seitdem im Rollstuhl sitzt, ist der alternde Schriftsteller nun auf Eigennutz und Rache aus - und Alex‘ Resozialisierung scheint ein schnelles Ende zu nehmen…
Kritik:
Eine saubere Gesellschaft, frei von Gewalt und allem Übel. Klingt soweit gut, doch die Menschen sind unterschiedlich und die freie Meinung und das eigene Gedankengut sind wichtig und richtig. Wie also kann man diese scheinbar unterschiedlichen Dinge menschlichen Seins in Einklang bringen? Das ist schwer und im Grunde ein Ding der Unmöglichkeit – zumindest auf die gesamte Gesellschaft verteilt. Doch die Rücksichts- und Orientierungslosigkeit der Jugend Großbritanniens besorgt nicht nur die Bürger sondern auch die Politik. Da steht die eigene Genugtuung im Vordergrund – sowohl bei den Kriminellen als auch bei der Obrigkeit. Jeder nutzt die Schwäche des anderen zu seinen Gunsten und macht daraus die eigene Stärke. Kein Wunder also, dass die Hauptfigur erst verraten, dann verurteilt, dann für wissenschaftliche Zwecke missbraucht und später für politische Ambitionen benutzt wird. War sie also besser drauf, als sie noch ihren eigenen, von Gewalt und Respektlosigkeit gepflasterten Weg ging?
Hervorzuheben sind hierbei die perfekte Inszenierung irgendwo zwischen brutalem Ballett mit klassischer Musik, ironischer Gewalt mit ernster Botschaft und kaltblütiger Offenheit gegenüber negativem Gedankengut und menschlicher Dunkelheit. Doch die kritische Aussage hinter all dem vermeintlichen Spaß bleibt allgegenwärtig und so ist es kein Wunder, dass Film zu seiner Zeit die Kritiker reizte und manche Einrichtungen erboste. So war es auch die Polizei, die Kultregisseur Stanley Kubrick zwang, den Film wieder aus den Kinos zu nehmen – fast mit ähnlichen Drohgebärden und ähnlicher Machtausübung, wie sie der Streifen selbst eigentlich anprangerte. Dass „Clockwork Orange“ in der Skinhead- und Hooligan-Szene Englands inzwischen als Vorzeigewerk gilt, spricht zudem für die eigennützige Auslegung des Gezeigten aber gleichzeitig für die offene Auslebung eigener Meinungen – so unsozial sie auch sein mögen. Und doch ist und bleibt „Uhrwerk Orange“ Kunst und Kult, weshalb es auch zahllose Anspielungen auf den Film in erfolgreichen Dingen wie der Serie „Die Simpsons“ oder dem Song „Hier kommt Alex“ von der deutschen Band „Die Toten Hosen“ gibt. Ein Film also, den man gesehen haben sollte.
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