Eine Leiche zum Dessert |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ***** | **** | ** | *** | ** | **** | ***** | 87% |
Inhalt:
Sie verkaufen Millionen von Krimischmöckern an hungrige Leser, dabei sind diese Groschenromane alles andere als erträglich! So jedenfalls empfindet das der exzentrische Millionär und Krimifan Lionel Twain (Truman Capote), weshalb er er die aktuell fünf besten Detektive der Welt zu einem ganz besonderen Wochenende auf seinen Landsitz einlädt. Dabei handelt es sich um folgende, besonders erfolgreiche Charaktere und ihre jeweilige Begleitung:
Sam Diamond (Peter Falk) nebst Sektretärin Tess Skeffington (Eileen Brennan), aus San Francisco. Der kalifornische Privatdektiv, welcher auf den Straßen und in den Slums sein Handwerk erlernte und immer einen Revolver zur Hand hat, ist laut eigenen Aussagen nicht nur der Ersatz von Peter Falk in "Columbo", sondern auch ein Mann, der sich nicht verarschen lässt, schon gar nicht von den Frauen. Auf Rumgeschmuse und romantischen Kram steht er nicht, doch ohne seine schmucken Sekretärin Tess wäre er wohl nur halb so erfolgreich.
Milo Perrier (James Coco) nebst Chauffeur Marcel (James Cromwell), aus Brüssel. Der europäische Kriminalist arbeitet vor allem für Königshäuser und hat einen Hang zu exquisiten Speisen, was man ihm auch ansieht. Und obwohl er ständig auf sein Essen und auf Etikette bedacht ist, schafft Perrier es immer wieder, brilliante Schlussfolgerungen zu ziehen und eine Situation entsprechend einzuschätzen.
Diese fünf Detektive und ihre jweilige Begleitperson machen sich also auf den Weg zum Landhaus von Twain und stoßen dabei nicht nur auf herabfallende Steinfiguren, sondern auch auf ein Unwetter, welches offenbar elektronisch erzeugt wird. Jedoch kann ihnen auch Twains Butler Jamesir Bensonmum (Alec Guiness) da nicht weiterhelfen, denn der merkwürdige Bedienstete mit leichter Neigung zur Neurotik ist blind. Dennoch bemüht sich Bensonmum, die Gäste so gut es geht zu bewirten, weshalb er auch ziemlich sauer auf die für das Wochenende angeheuerte Köchin ist, da diese scheinbar nicht gewillt ist, irgendetwas für ihr Geld zu tun. Doch Yetta (Nancy Walker) ist taubstumm, was sie Bensonmum schriftlich versucht, zu erklären.
Leider finden die Teilnehmer bereits im Vorfeld eine Leiche: Butler Bensonmum sitzt leblos am Küchentisch und Inspektor Wang, Monsieur Perrier, Mr. Charleston, Sam Diamond und Miss Marble finden nicht nur eine Leiche als Vorspeise, sondern dann auch des Butlers Kleidung ohne Körper, sowie den nackten Butler vor, was für einige Verwirrung sorgt. Doch das entscheidende Indiz scheint eine Rechnung in der Hand des Toten, die besagt, das alles, eben auch die (inzwischen mehr als geschockte) Köchin und noch vieles mehr für den heutigen Abend bestellt wurde. Da Bensonmum aber nicht durch zwölf Messerstiche ums Leben kam, bleibt die Frage offen, was passiert ist und was noch alles passieren wird.
Kritik:
Großartig pointierter Humor trifft auf ein imposantes Ambiente, gepaart mit der großartigen Leistung der damalige Hollywood-Ikonen. Dabei ist der eigentlich erste James-Bond-Darsteller David Niven genauso amüsant und zugleich gewohnt stilvoll, wie es Peter Falk mit seinem ruppig-charmanten Charakter Columbo ebenfalls immer war. Peter Sellers, der hier als Asiate agiert, funktioniert aber auch prächtig, während James Coco als anspruchsvoller Mitteleuropäer einen Sir Peter Ustinov (Hercule Poirot) auf wirklich geschmackvolle Art und Weise nur wenig ins Lächerliche zu ziehen vermag. Auch der Theaterschauspielerin Elsa Lanchester gelingt die zu parodierende Rolle der Miss Marple und sie vermag dabei teilweise sogar an Angela Landsbury als Krimi-lösende Jessica Fletcher zu erinnern.
Doch auch die Nebenrollen sind großartig besetzt. Neben einem denkwürdigen Auftritt von Truman Capote als exzentrischem Gastgeber, der sich offenbar den Style von der schwulen Musiklegende Elton John abgeguckt hat, ist vor allem Sir Alec Guiness hier als verschrobener Butler einsame Spitze! Zwar kennt man den von der Queen einst zum Ehrenritter geschlagenen Briten eher in anspruchsvollen Rollen wie bei "Der kleine Lord", doch ein guter Actor kann eben auch mal witzig aufspielen. Ebenfalls gefällt Maggie Smith, die dem heutigen Cineasten vor allem durch ihre Verkörperung der Professorin Minerva McGonagall in den "Harry Potter"-Filmen bekannt ist. Die britische Darstellerin schafft es, hier als kultivierte und gleichzeitig rollige Detektiv-Ehefrau für einige Lacher zu sorgen. Auch die anderen Akteure überzeugen und bis zum Ende schafft es die gesamte Cast, den Spaß zu vermitteln, den alle Beteiligten dieses Films beim Dreh empfunden haben müssen.
Was sich der populäre US-Dramatiker Neil Simon einst bei diesem Drehbuch gedacht hat, dürfte dem einigermaßen bewanderten Krimileser jedenfalls schnell klar werden: Jeder noch so gute Roman-Detektiv hat seine Macken und Fehler. Das schließt auch deren einzelne, teils in Millionenauflage erschienene Kriminalfälle natürlich mit ein. Und deshalb ist "Murder by Death" (so der Originaltitel) voller charakterlicher Parodien und der hier aufgeführte Mord bleibt ohne sinnvolle Erklärung. Es ist eben so, wie Lionel Twain es am Ende des Streifens beschreibt: "Ihr Kriminalhelden seid so lange so clever gewesen, dass ihr euch inzwischen wie Götter vorkommt. Mit der billigsten Effekthascherei führt ihr eure Leser an der Nase herum. Ihr quält sie mit aus den Fingern gesogenen Schlüssen, die keinen Sinn haben. Noch auf den fünf letzten Seiten führt ihr Charaktere ein, die im ganzen Buch mit keinem Federstrich erwähnt werden. Informationen werden zurückgehalten, damit ja keiner errät, wer der Täter ist." (Zitat von Millionär und Krimifan Lionel Twain) Auf jeden Fall ist "Eine Leiche zum Dessert" nicht umsonst Kult und (natürlich nicht nur deswegen) ein verdienter Cineclub-Classic-Tipp! Hintergrund:
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