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Der Lehrer Frank (Regisseur Frank Ripploh) lebt trotz seiner Beziehung zu Bernd (Bernd Broaderup) seine Sexualität zügellos aus. „Taxi zum Klo“ ist einer der freizügigsten Filme ab 16 und wegen seines subtilen Humors seit Jahrzehnten beliebt, aber auch ein bisschen lahm.
Frank (Frank Ripploh, links) genießt sein freizügiges (Liebes-)Leben.
Inhalt:
Frank (Frank Ripploh), von Freunden auch Peggy genannt, ist Lehrer in Berlin. Die Sextaner mögen ihn und seine Kollegen munkeln bei einem feucht-fröhlichen Kegelausflug, dass Frank Männerbesuch empfange. In der Tat hat Frank ein sehr frivoles Sexleben, sucht sich Partner auf der Klappe, reißt Kerle auf der Straße auf und flirtet mit dem Tankwart (Peter Fahrni).
Im Kino lernt er Bernd (Bernd Broaderup), der dort arbeitet, kennen und nimmt ihn mit nach Hause. Im Gegensatz zu den anderen Männern bleibt Bernd bei ihm. Bernd ist sehr verschieden von Frank, eher der heimelige Typ, der gerne auf einen Bauernhof in Hamburg zöge. Auch wenn Frank immer häufiger Sex außerhalb der Beziehung hat, nimmt Bernd es bis zum Tuntenball erst mal hin…
Bernd (Bernd Broaderup) möchte gerne auf einem Bauernhof leben.
Kritik:
Der Berliner Hauptschullehrer Frank Ripploh, der Mitte der 70er als Peggy von Schnottgenberg in je zwei Filmen von Rosa von Praunheim und Ulrike Ottinger in Erscheinung trat, drehte 1980, nachdem er auf einem Stern-Cover deutschlandweit als schwul geoutet wurde, seinen autobiographischen Film "Taxi zum Klo". Diesen schrieb, inszenierte und produzierte er nicht nur selbst für recht wenig Geld, sondern übernahm auch die Hauptrolle darin.
Ist der Ruf erst ruiniert, dachte sich Ripploh wohl und zeigte in "Taxi zum Klo" nicht nur schwulen Alltag, sondern auch äußerst ungewöhnliche sexuelle Freizügigkeit, was von der FBW das Prädikat "Wertvoll" bekam und von der FSK sogar ab bereits 16 Jahren freigegeben wurde. Kurz vor der Aids-Ära zeigte Ripploh sich selbst beim Oralverkehr bis zum Höhepunkt und eine Golden Shower, ohne dabei pornographisch zu sein.
Auf öffentlichen Toiletten passiert Frank so allerhand.
Ganz im Gegenteil ist einiges davon äußerst witzig, wenn auch auf subtile Weise, z.B. wenn Frank auf der öffentlichen Toilette in Kinderschrift erfragt, worauf der Mann im Stall neben ihm steht. Doch das Konfliktpotential, das die Gegenüberstellung von Bernds bürgerlich-spießigen und Franks subversiv-polygamen Vorstellungen eines erfüllten (Liebes-)Lebens birgt, wusste Ripploh dramaturgisch nicht auszunutzen.
Trotz des subtilen Humors dümpelt der Film ein wenig vor sich hin. Vieles, was auf der einen Seite realistisch wirkt, wird wiederum durch die laienhafte Darstellung in sich selbst persifliert. Störend sind auch die Ausdruckslosigkeit von Ripplohs Off-Kommentaren und die teils gänzlich unmotivierten Zwischenschnitte. Dennoch ist "Taxi zum Klo" nach fast 30 Jahren immer noch ein Kultfilm und auch als Zeitdokument interessant.
Doch Franks leichtfertiger Sex wirkt sich nicht nur auf seine Gesundheit aus...
Hintergrund:
- Die Thematik eines schwulen Lehrers wurde kurze Zeit vor "Taxi zum Klo" bereits in "Coming Out", dem einzigen schwulen Film der DDR von Heiner Carow, behandelt. Beide Filme zeigen zum Ende eine Befreiung aus den heteronormierten Erwartungen des Schulwesens, wobei "Taxi zum Klo" dies viel direkter zeigt.
- An Bernds Kinokasse liegt die Berliner Stadtzeitschrift Zitty aus, auf deren Titel das Filmplakat von "Das Ende des Regenbogens", einem sozialkritischen, schwulen Stricherfilm von Uwe Frießner, abgedruckt ist.
- In "Taxi zum Klo" wird die Slow-Jam-Version des Discosongs "You Make Me Feel (Mighty Real)" von Sylvester benutzt. Sylvester James, der unter seinem Vornamen auftrat, war schwul, trat 1979 im Bette-Midler-Film "The Rose" als Drag Queen auf und verstarb an Aids. Sylvesters Backgroundsängerinnen wurden später als The Weather Girls bekannt. Die Discoversion des Lieds ist in "Studio 54" oder "Milk" zu hören.
Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA
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Fakten |
Originaltitel: Taxi zum Klo
deutscher Kinostart am: 09.01.1981
Genre: Dramödie
Regie:
Frank Ripploh Länge: ca. 91 Minuten FSK der Kinofassung: ab 16 freigegeben Kinoverleih: Pro-Fun
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(76%)
Texte: Martin
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