Road House |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | ** | **** | **** | *** | * | *** | 70% |
Inhalt:
Für Chef-Rausschmeißer Dalton (Patrick Swayze) gilt: stille Wasser sind tief. In seinem Fall sogar so tief wie ein dunkler Bergsee, denn nach außen hin wirkt der scheinbare Einzelgänger wie ein smarter und ruhiger Mitarbeiter des jeweiligen Clubs, in dem er arbeitet. Nach innen aber ist Dalton ein zwar nach Ruhe und Sinn strebender Mann, jedoch ist seine Vergangenheit geprägt von manch schrecklichen Dingen. Das Herz trägt der muskelöse aber etwas untersetzte Kampfkünstler stets am rechten Fleck und ist loyal wie auch ehrlich und wachsam. Das merkt auch Club-Besitzer Tilghman (Kevin Tighe) und genau aus diesem Grund heuert er Dalton für seine Kneipe an. Im "Double Deuce" sind Schlägereien, Drogenhandel und exzessives Verhalten an der Tagesordnung und mit Daltons Wissen und Fähigkeiten soll aus der Spelunke nun endlich eine gern besuchte Tanzbar werden.
Dalton nistet sich also bei einem liebenswürdigen Farmer in der Gegend ein und macht bald Bekanntschaft mit dem wohlhabensten Mann der Stadt: Brad Wesley (Ben Gazzara). Leider ist dieser gut betuchte Geschäftsmann auf rücksichtslose und auch brutale Art zu seinem Vermögen gekommen und sieht es nicht gern, wenn in "seiner Stadt" die Dinge nicht so laufen, wie er es möchte. Auch ist ihm Dalton ein Dorn im Auge, als dieser mit der örtlichen Ärztin (Kelly Lynch) anbandelt und mit ihr eine Beziehung eingeht. Derweil läuft das "Double Deuce" mit der Zeit immer erfolgreicher und auch Daltons bester Freund Wade Garrett (Sam Elliot) lässt sich blicken. Doch wann immer etwas gut läuft, ist das Unglück scheinbar nicht weit und so brennt nicht nur der Werkzeugladen eines beliebten Stadtbewohners ab, es gibt auch Probleme mit der Alkoholversorgung in der Bar, die Farm wird abgefackelt und ständig schickt Brad Wesley neue Schläger durch die Gegend. Als Dalton dann einen menschlichen Verlust hinnehmen muss, ist auch er nicht mehr zu halten...
Kritik:
Ist er nun ein schmieriger Tänzer, der es voll drauf hat, oder ist er ein cooler und kämpfender Türsteher, der für eine gute Sache arbeitet? Auf jeden Fall ist der ausgebildete Tänzer und 2009 leider an Krebs verstorbene Hollywoodstar Patrick Swayze auch hier wieder ein Augenschmauß für die weiblichen Zuschauer. Ja verdammt, sogar sein nackter Hintern kommt in einer Szene sekundenlang zur Geltung. "Road House" nimmt eben kein Blatt vor den Mund - weder optisch noch verbal. Da fallen die Hüllen schnell (auch bei den weiblichen Protagonistinnen) und zwischen Vokuhila-Frisuren und hochtoupierten Haaren, Bikinis und ärmellosen Hemden, engen Jeanshosen und manch schrill-bunten Klamotten einiger Club-Besucher fallen Sprüche wie "Kratz die Kurve, Freundchen!" oder "Wer nicht pariert, marschiert!". Da wirken die Kneipenschlägereien oft wie bei Bud Spencer und Terence Hill und doch ist hier soviel Erotik in Körperform und so wenig Tiefgang in den einzelnen Charakteren, dass nicht selten das Blut spritzt, Fensterscheiben zerspringen oder mal ein Monstertruck ein Autohaus samt neuer Wagen zerstört. Alles was dazugehört für ordentlichen End-80er-Trash ist also vorhanden und verstaubte Cowboy-Stiefel paaren sich hier mit bunten Stilettos oder unpassenden High-Heels. Derweil dürfen ein paar tiefgründige und grundehrliche Charaktere (wie die neue Freundin oder der beste Kumpel) dem Zuschauer in nur wenigen Minuten den fast schon düster angehauchten Charakter der Hauptfigur etwas näher bringen... ist es nicht schön, wie einfach Filmgucken sein kann? Und für die menschliche Komponente in dieser scheinbar zerstörerischen Welt des einsames Wolfs sorgen die genannten Filmfiguren dann auch noch.
Dennoch wird hier zu keinem Zeitpunkt in die (manchmal gewünschte) Tiefe wirklich rein gegangen. So z.B. sieht man das Foto der Ärztin in dem Eisenwarenladen (der später abbrennt) hängen und man fragt sich - ist sie nun die Tochter des alten und aufrichtigen Besitzers? Und die blonde Schlampe an Brad Wesleys Seite - ist sie sein Liebchen oder soll sie Wesleys Schläger Jimmy (Marshall Teague) als Vorzeigeobjekt dienen? Was ist die Geschichte von Dalton und seinem bestem Kumpel Wade? Woher kennen die Männer sich und was brachte sie mal zusammen? Nein, lieber schaut man schlechten und teils korrupten (Ex-)Angestellten des "Double Deuce" beim Beischlaf im Lagerraum zu und lauscht der Roadmovie-Musik vom blinden aber liebenswerten Cody (Jeff Healey). Oder man sieht Swayze und Lynch beim spontanen und vermeintlich romantischen Liebesakt zu, darf mehrmals Brad Wesleys abgrundtief bösen Blick sehen und verfolgt nebenbei immer wieder die eine oder andere Schlägerei bis aufs Messer. Das ist "Road House" und so funktioniert der Streifen auch - und das manchmal auch nicht unbedingt schlecht. Niveau oder Tiefgang wird dagegen nur gelegentlich angedeutet aber nie weitergeführt. Lieber lässt man Swayze seinem Gegenspieler in die Kehle greifen und ihm die Luft- und Speiseröhre herausreißen - komme was da wolle!
Wer hier also nach Sinn sucht, ist mit diesem Streifen eher falsch beraten. Es gilt: zurücklehnen und die teils ehrwürdigen aber vor allem die animalisch getriebenen Seiten der Menschen um 1989 irgendwo in Amerika kennenlernen und sich davon unterhalten lassen. Glück auf!
Hintergrund:
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