Was vom Tage übrigblieb |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | ** | **** | - | *** | ** | ***** | ***** | 81% |
Inhalt:
Nach Lord Darlingtons Ableben stand es auf der Kippe, ob das Schloss des Lords abgerissen würde oder einen neuen Besitzer fände. Schließlich greift der Amerikaner Jack Lewis (Christopher Reeve) zu und behält auch den kläglichen Rest, der vom Personal noch übrig ist. Darunter befindet sich auch Butler Stevens (Anthony Hopkins), der bereits seit Jahrzehnten den Hausstaat führt – lange unterstützt von der phänomenalen Miss Kenton (Emma Thompson), für die Stevens zwar intensive Gefühle entwickelte, es sich aber nie gestattete, diese zu zeigen. Stevens und Miss Kenton stehen immer noch in brieflichem Kontakt.
Da Schloss Darlington unter seinem neuen Besitzer wieder aufleben soll und dafür selbstverständlich eine Wirtschafterin braucht, greift Stevens die Gelegenheit beim Schopf und bricht in den Westen auf, um Miss Kenton zurück zu gewinnen. Auf der langen Fahrt dorthin bleibt Stevens mehr als ausreichend Zeit, die Zeit, in der Miss Kenton auf Schloss Darlington arbeitete, im Geiste nochmals zu durchleben. Dabei reflektiert er unweigerlich auch erneut die ganzen politischen Irrungen, denen Lord Darlington (James Fox) unterlag, als er in den 30er Jahren vermeintliche Friedenskonferenzen unterhielt, Juden aus dem Personal entließ und schließlich sogar den britischen Premierminister zu Verhandlungen mit den Nazis drängte...
Kritik:
James Ivory verfilmte diese Geschichte nach einer Buchvorlage von Kazuo Ishiguro. Allein die Erwähnung des Autors, der auch den Stoff zu „Alles was wir geben mussten“ lieferte, im Vorspann war für mich Grund genug, eine komplexe und intensive Geschichte zu erwarten. Und diese Erwartung wurde in jeder Hinsicht erfüllt! Regisseur Ivory bleibt fast ausnahmslos sehr nah an der Hauptfigur des Butlers James Stevens. Aus seiner Perspektive betrachtet wirkt das Treiben auf Schloss Darlington immer wieder wie in einem Wechselspiel aus Professionalität und Groteske. Mit dem heutigen geschichtlichen Hintergrund ergeben die politischen Gesprächsfetzen, die Stevens aufschnappen konnte, einen anderen Zusammenhang als sicherlich zum jeweiligen gegenwärtigen Zeitpunkt der Handlung. Trotzdem war vieles deutlich genug, um nachzuvollziehen, wie sich die Last der verdrängten (Mit-)Schuld über die Jahre auf Stevens Schultern aufgebaut hat, so dass er heute lieber verleugnet, Lord Darlington jemals gekannt zu haben...
Aber nun erhält Stevens, der noch nie in seinem Leben egoistisch seine wahren Gefühle zum Ausdruck gebracht hat, eine zweite Chance. Dass der neue Besitzer von Schloss Darlington ihm freie Hand bei der Wahl der Hauswirtschafterin lässt und dass sich Miss Kenton tatsächlich nach über 20 Jahren mit ihm treffen will, scheinen Winke des Schicksals zu sein. Doch neben der Hoffnung, die den Film scheinbar federleicht über seine Überlänge hinweg trägt, spinnt sich auch ein dünner Faden des Zweifels und der unguten Vorahnung, weil Stevens in der Gegenwart unmittelbar vor seiner Abreise noch nicht zu seinen Gefühlen für Miss Kenton stehen konnte. Diese Spannungskurve in der Rahmengeschichte und die persönlichen und politischen Entwicklungen in den chronologisch erzählten Rückblenden ergeben insgesamt ein sehr rundes Bild und sorgen für einen gelungenen Filmabend.
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