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leer The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
***** **** ** * *** * ***** ***** 83%
 

 
100 Jahre Filmgeschichte – 100 Jahre Homosexualität im Film. Witzige und aufschlussreiche Dokumentation mit Ausschnitten aus vielen Filmklassikern und Interviews mit großen Filmstars. Uneingeschränkt sehenswert!

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik


1895 gilt als das Geburtsjahr des Films. Seit 1995 zeigt die Dokumentation "The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik“ erstmals die 100-jährige Filmgeschichte aus schwul-lesbischer Sicht.

In den frühen Jahren des Filmschaffens wurden Homosexuelle gezeigt, doch häufig wurden schon um die Wende zum 20. Jahrhundert tuntige Stereotype für Komik benutzt. Doch schon früh geriet das populärer werdende, doch junge Medium unter den Druck von christlicher und sozialer Interessengruppen, die gegen Obszönität und Unsittlichkeit mobilisierten.

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik
Sehr frühe Darstellung von Homosexualität um 1900.

Bürgerliche Zensurkontrollen durch das National Board of Review gipfelten 1927, dem Geburtsjahr des Tonfilms, in den Hays- oder Production-Codes, die von Will Hays, dem Vorsitzenden der Motion Pictures Producers and Distributors Association veröffentlicht wurden. Um diese Richtlinien strikt durchzusetzen, fehlte jedoch bis zur Gründung der Production Code Administration 1934 die Kraft durchzugreifen.

Ab 1934 mussten alle Filme dem Code entsprechen, um in den wichtigsten Kinos gespielt zu werden. Häufig wurden bereits beanstandete Stellen von dieser Zensurbehörde aus Drehbüchern gestrichen. Diese Einschränkung umgingen kreative Filmemacher durch indirekte oder symbolische Darstellung. Dies war die Zeit der tuntigen, aber sexlosen Sissys.

Nach dem allmählichen Ende des klassischen Hollywoodkinos, als Studios und Kinos 1948 voneinander getrennt wurden, war die Einhaltung des Codes nicht mehr durchführbar und nach und nach wurden alle verbannten Themen im Film gezeigt, doch Homosexualität als eines der letzten, und es dauerte viele Jahrzehnte, bis Homosexualität in positiver Weise dargestellt wurde.

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik
"...denn sie wissen nicht, was sie tun" — wie sehr ist Plato dem coolen Jim (James Dean) zugetan?


Basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von Vito Russo produzierten der zweifache Dokumentar-Oscar-Gewinner Rob Epstein und Jeffrey Friedman 1995 diese filmhistorische Dokumentation. Seit 1997 im Vertrieb von Pro-Fun wird der Film nun als Special Edition auf DVD angeboten. Neben der englischen Originalfassung und deutscher Synchro umfasst diese einen Audiokommentar der beiden Regisseure, einen Audiokommentar des bereits 1990 verstorbenen Russo und einen 55-minütigen Zusammenschnitt von weiteren Interviews und geschnittenen Szenen.

In einer abwechslungsreichen Mischung aus Interviews und originalen Filmausschnitten bietet "The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik“ einen amüsanten und ebenfalls lehrreichen Überblick über die Entwicklung der Darstellung von Homosexualität im amerikanischen Filmgeschäft.

The Celluloid Closet – Gefangen in der TraumfabrikInterviewt werden dabei homosexuelle Filmschaffende wie Whoopie Goldberg, John Schlesinger, Paul Rudnick oder Harvey Fierstein, weitere Künstler wie Armistead Maupin oder Quentin Crisp, aber ebenso heterosexuelle Stars wie Tom Hanks, Susan Sarandon, Tony Curtis oder Shirley MacLaine, die alle homosexuelle oder besonders kodierte Charaktere gespielt haben.

Viele dieser kodierten Charaktere sind Produkte der Zeit des Production Codes. Deswegen müssen gerade Ausschnitte aus frühen Filmen stark interpretiert werden. Doch trotz aller Indirektheit wird der Zuschauer von "The Celluloid Closet“ schnell merken, wie stichhaltig die Filmausschnitte sind. Obwohl viele homosexuelle Kinogänger einen Blick für kodierte Homosexualität entwickelt haben, werden nicht nur Heterosexuelle überrascht sein, in welchen Hollywoodfilmen Homosexualität in der einen oder anderen Form dargestellt wird. Ein Beispiel ist der Film "Making Love" (siehe rechts), der 1982 in den US-Kinos anlief und aufgrund seiner erstmalig so offenen, wohlwollenden und sinnliche Darstellung von Homosexualität ein Skandal in Hollywood war.

Angesprochene und in Ausschnitten gezeigte Filme sind "Ben Hur“, "Philadelphia“, "…denn sie wissen nicht, was sie tun“, "Thelma & Louise“, "Das Schweigen der Lämmer“, "Blondinen bevorzugt“, "Hairspray“, "Mein wunderbarer Waschsalon“, "Cabaret“, "Spartacus“, "Tarzans Vergeltung“ oder Josef von Sternbergs "Marokko“ mit Marlene Dietrich und viele andere Klassiker der Filmgeschichte, sowie Kleinode oder gänzlich in Vergessenheit geratene Filme.

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik
Keanu Reeves und River Phoenix in "My Own Private Idaho"
vom schwulen Regisseur Gus Van Sant.



Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik
Die Regisseure Jeffrey Friedman (links) und Rob Epstein (rechts) mit Erzählerin Lily Tomlin.

The Celluloid Closet – Gefangen in der Traumfabrik

Jetzt the celluloid closet (sofern schon verfügbar) auf DVD übers Internet ausleihen
oder die DVD bei momox.de verkaufen.


 

 

Fakten
Originaltitel:
The Celluloid Closet
 
ohne Kinostart in:
01.09.1997
 
Genre:
Dokumentation
 
Regie:
Rob Epstein / Jeffrey Friedman
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(83%)
 
Texte:
Martin
 
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