Nachtgestalten |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | *** | ** | ** | ** | ** | **** | **** | 70% |
Inhalt:
Der Vorzeige-Angestellt Peschke (Michael Gwisdek) wartet am Berliner Flughafen und stößt dabei auf ein wartendes Kind (Ricardo Valentim) aus Afrika. Als er dann seine Geldbörse verlegt, beschuldigt der vorurteilsvolle Peschke sofort den farbigen Burschen des Diebstahls. Als sich dann aber herausstellt, dass dem nicht so ist, kommen in Peschke ein wenig Schuldgefühle auf. Und weil der taxifahrende Onkel nicht rechtzeitig ankommt, versucht Peschke, dem Knaben zu helfen und fährt mit ihm durch die City, um ihn sicher abzuliefern. Derweil sucht der Onkel natürlich weiter...
Zeitgleich sucht der vom Land in die große Stadt kommende Jochen (Oliver Bäßler) nach einer willigen Frau, mit der er ein bisschen Zeit verbringen darf. Leider ist der etwas zurückhaltende Jochen zu gutgläubig und so verliert er ziemlich schnell ein paar Mark und statt eine professionelle Prostituierte aufzutreiben, nimmt er sich der drogenabhängigen Patty (Susanne Bormann) an. Am Ende zahlt er ihr sogar 500 Mark für eine ganze Nacht und hat doch keinen Sex. Ansich ok, aber Patty will noch mehr Geld und das kann ja wohl nicht gut gehen…
Kritik:
Ein bisschen Klischee muss schon sein. Und so regnet es die ganze Zeit und es ist kalt. Grelles Licht, hupende Autos und manche heruntergekommene Gebäude teilen sich die Nacht mit allerlei schrägen Gestalten, lauten Clubs und kaputtem Asphalt. Doch so ist Berlin wirklich und der Schreiber dieser Kritik weiß das, denn er lebt seit über 20 Jahren in diesem Großstadtdschungel. Daher weiß er, dass die Filmcrew gar nicht viel von der genannten Kulisse erzeugen musste. Sie musste einfach nur draufhalten und das nächtliche Treiben als Hintergrund für die hier gezeigte Handlung auffangen.
Dennoch sind die Filmfiguren auch für damalige Verhältnisse etwas zu stereotypisch. Ein einen Döner essender Polizist, ein in die vermeintlich normale Gesellschaft nicht integriertes Penner-Pärchen oder eine Drogen-abhängige 18-jährige, die ihren Körper für das nötige Geld verkauft. Alles schon oft gesehen und sicherlich in Berlin überall zu finden - doch für sowas bedarf es keines Films, der dann auch noch den deutschen Filmpreis sein Eigen nennen darf. Da reicht es, Berlin mal für ein Wochenende zu besuchen und abends bzw. nachts durch die Gassen und Hauptstraßen zu streifen.
Am Ende bleibt ein Film, der ein bisschen unterhält, ein bisschen kritisiert und ein bisschen aufweckt. Doch inzwischen sind zwölf Jahre vergangen und zum Beispiel das Bild der hier aufgezeigten Großstadt-Jugend ist bereits ein anderes. Damit ist „Nachtgestalten“ selbst für Berliner Verhältnisse schon beinahe historisch anzusehen und verliert auch dadurch etwas an Aussagekraft.
Hintergrund:
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