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leer Nachtgestalten


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** *** ** ** ** ** **** **** 70%
 

 
In Berlin ist immer was los. Und am Abend des Papstbesuchs geht es richtig ab. Doch so lang und verworren diese Nacht auch sein mag – jeder Tag ist ein neuer Anfang... oder? Klassisches Episodendrama, welches mit kritischen Ansätzen irgendwann zu klischeelastig wird und mit der Zeit auch an Fahrt verliert.

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Der Vorzeige-Angestellt Peschke (Michael Gwisdek) wartet am Berliner Flughafen und stößt dabei auf ein wartendes Kind (Ricardo Valentim) aus Afrika. Als er dann seine Geldbörse verlegt, beschuldigt der vorurteilsvolle Peschke sofort den farbigen Burschen des Diebstahls. Als sich dann aber herausstellt, dass dem nicht so ist, kommen in Peschke ein wenig Schuldgefühle auf. Und weil der taxifahrende Onkel nicht rechtzeitig ankommt, versucht Peschke, dem Knaben zu helfen und fährt mit ihm durch die City, um ihn sicher abzuliefern. Derweil sucht der Onkel natürlich weiter...

Zur gleichen Zeit gelangt die obdachlose Hanna (Meriam Abbas) durch Zufall an einen 100-Mark-Schein und will diesen mit ihrem Penner-Freund Victor (Dominique Horwitz) auf den Kopf hauen. Was gibt es da Schöneres, als eine Nacht in einem schönen und warmen Bett inklusive Frühstück zu verbringen? Doch so einfach ist das alles nicht und die cholerische Hanna fühlt sich fast ständig blöd angemacht und falsch behandelt. Auf ihrer Suche nach einer finanziell ansprechenden Unterkunft geraten die Beiden somit in mehr oder weniger peinliche und tragische Situationen – doch aufgeben tun sie nicht…

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Victor (Dominique Horwitz) und Hanna (Meriam Abbas)
gönnen sich dem Anlass entsprechend mal ein Taxi...

Zeitgleich sucht der vom Land in die große Stadt kommende Jochen (Oliver Bäßler) nach einer willigen Frau, mit der er ein bisschen Zeit verbringen darf. Leider ist der etwas zurückhaltende Jochen zu gutgläubig und so verliert er ziemlich schnell ein paar Mark und statt eine professionelle Prostituierte aufzutreiben, nimmt er sich der drogenabhängigen Patty (Susanne Bormann) an. Am Ende zahlt er ihr sogar 500 Mark für eine ganze Nacht und hat doch keinen Sex. Ansich ok, aber Patty will noch mehr Geld und das kann ja wohl nicht gut gehen…

In all diesen Momenten sind sie immer wieder zu sehen, die unverschämten Teenager der Nacht. Ohne Verantwortung für sich oder ihre Mitmenschen wollen sie nur ihren Spaß haben – koste es, was es wolle. Dabei verursachen sie eine Menge Probleme und haben am Ende wohl doch nichts aus ihrem Verhalten gelernt. So ist die Jugend wohl…

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Junkie Patty (Susanne Bormann) bietet Tourist Jochen (Oliver Bäßler)
ihren Körper für Geld an.


Ein bisschen Klischee muss schon sein. Und so regnet es die ganze Zeit und es ist kalt. Grelles Licht, hupende Autos und manche heruntergekommene Gebäude teilen sich die Nacht mit allerlei schrägen Gestalten, lauten Clubs und kaputtem Asphalt. Doch so ist Berlin wirklich und der Schreiber dieser Kritik weiß das, denn er lebt seit über 20 Jahren in diesem Großstadtdschungel. Daher weiß er, dass die Filmcrew gar nicht viel von der genannten Kulisse erzeugen musste. Sie musste einfach nur draufhalten und das nächtliche Treiben als Hintergrund für die hier gezeigte Handlung auffangen.

Diese Handlung ist soweit auch ok – zumindest für das Thema. Denn in einer Nacht passieren manchmal Dinge, die das Leben beinflussen oder es zumindest für ein paar Stunden in anderem Licht erscheinen lassen. So schwebt der vermeintliche Besuch des Papstes über allen Geschehnissen und dennoch wird schnell klar, dass selbst ein solch (zumindest für die Katholiken) besonderer Moment auch nichts an der undankbaren Welt eines jeden Normalos verändern kann. Dennoch ist es schön zu sehen, wie hier noch nicht soviel Beobachtung und Kontrolle vom Machtapparat gegenüber Bürgern stattfindet. Es war eben noch Vieles anders vor 2001…

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In einer Nacht kann Schlimmes passieren...

Dennoch sind die Filmfiguren auch für damalige Verhältnisse etwas zu stereotypisch. Ein einen Döner essender Polizist, ein in die vermeintlich normale Gesellschaft nicht integriertes Penner-Pärchen oder eine Drogen-abhängige 18-jährige, die ihren Körper für das nötige Geld verkauft. Alles schon oft gesehen und sicherlich in Berlin überall zu finden - doch für sowas bedarf es keines Films, der dann auch noch den deutschen Filmpreis sein Eigen nennen darf. Da reicht es, Berlin mal für ein Wochenende zu besuchen und abends bzw. nachts durch die Gassen und Hauptstraßen zu streifen.

Und weil dem nunmal so ist, bleibt der Vorwurf des pseudo-kritischen Streifens, der eigentlich nur auf Kosten der wahren Gesellschaft zu unterhalten versucht. Aber wie gesagt, dafür braucht man keine Leinwand und auch keinen DVD-Rekorder. Dafür reicht die Realität vor der Haustür – auch ohne den Papstbesuch. Immerhin gelingt es hier vor allem Michael Gwisdek als hilflsbereitem aber gleichzeitig vorurteilsvollen Angestellten, mach Episode den nötigen Tiefgang zu verleihen und die Lacher auf seine Seite zu ziehen. Kein Wunder also, dass der Theaterschauspieler den silbernen Bären für seine Leistung bekam. Auch Meriam Abbas als cholerische Pennerfrau holt das Beste aus ihrer Rolle raus und hilft dem Film damit über weite Strecken hinweg.

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Peschke (Michael Gwisdek) und sein kleiner Freund (Ricardo Valentim)
kommen nur schwer voran.

Am Ende bleibt ein Film, der ein bisschen unterhält, ein bisschen kritisiert und ein bisschen aufweckt. Doch inzwischen sind zwölf Jahre vergangen und zum Beispiel das Bild der hier aufgezeigten Großstadt-Jugend ist bereits ein anderes. Damit ist „Nachtgestalten“ selbst für Berliner Verhältnisse schon beinahe historisch anzusehen und verliert auch dadurch etwas an Aussagekraft.

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Landbewohner Jochen muss mit den Ereignissen der Nacht erstmal klar kommen.


  • "Nachtgestalten" war der meist nominierte Film des deutschen Filmpreises 1999 und gewann dann auch den silbernen Filmpreis im Juni des Jahres. Ebenfalls gab es auf der Berlinale 1999 einen silbernen Bären für die schauspielerische Leistung von Michael Gwisdek.

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Die Jugend Berlins um 1999...

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Fakten
Originaltitel:
Nachtgestalten
 
deutscher Kinostart am:
12.08.1999
 
Genre:
Episodenfilm / Gesellschaftsdrama
 
Regie:
Andreas Dresen
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Conway(70%)
 
Texte:
Conway
 
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