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Wie könnte „Kevin allein zu Haus“ auf Speed aussehen? Nun, in etwa so wie die Thriller-Komödie „Do not disturb“: Melissa allein in Amsterdam.
Kritik:
...von abu:
Jaja, die Holländer. Was man sich im Ausland so über ihre Hauptstadt Amsterdam erzählt, muss sie ernstlich wurmen. Dass dort die Kriminalität fröhliche Urständ feiert, zum Beispiel. Dass man leichter einen Joint kriegt als frische Brötchen. Und dass Kinder in keinster Weise vor finsteren Elementen sicher sind. Das alles ist natürlich nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit ist es viel schlimmer.
Zumindest für Walter, Cathryn und Tocher Melissa, die notgedrungen, weil geschäftlich, im Sündenbabel weilen. Cathryn (Jennifer Tilly), die etwas hysterische Mutter, hat natürlich alles schon vorher gewusst. Ihr dienstreisender Ehemann Walter (William Hurt) bewahrt seine stoische Ruhe selbst in brenzligsten Situationen. Und die zehnjährige Melissa (Francesca Brown) schließlich verläuft sich, beobachtet einen Mord und wird vom brutal-unbeholfenen Killer gejagt. Erschwerend kommt hinzu, dass sie stumm ist. Hilferufe ausgeschlossen.
Jaja, die Holländer. Haben in weiser Voraussicht sämtliche Hauptrollen mit englischsprachigen Schauspielern der eineinhalbten (William Hurt eben) und zweiten Reihe (ähm... kennt eh keiner) besetzt. Wahrscheinlich, um zum großen Schlag auszuholen, Amerika zu erobern und dort das Bild Amsterdams wieder gerade zu rücken. Zum großen Schlag fehlt allerdings noch ein bisschen. Zum Beispiel in der Anfangsszene, in der ein grottenschlecht animiertes Flugzeug zu sehen ist - zum Glück nur kurz.
Der überall sichtbare Geldmangel wird aber mehr als aufgefangen. Denn "Do not disturb" macht einen Mordsspaß. Quasi im Alleingang räumt Melissa (wie gesagt, sie ist erst zehn und stumm) alle Probleme mehr oder weniger friedlich beiseite. Da bleibt ihrer Umwelt kaum mehr übrig, als nur noch mit offenen Mündern dazustehen, so dass die seltsam steifen Co-Darsteller ständig überfordert und übertrieben slapstickartig wirken. Aber, und hier sei der Killer ausdrücklich mit eingeschlossen, immer sympathisch. Denn der Reiz des Films kommt auch daher, dass man nie weiß, ob ein Fehler absichtlich gemacht wird oder sich einfach dazwischen geschummelt hat.
Regisseur Dick Maas gehört für den Film eigentlich vor Gericht. Denn er hat hemmungslos zusammengeklaut, was nicht niet- und nagelfest ist. Oft nimmt er einfach die naheliegendsten Gags - und treibt sie noch ein bisschen weiter ins Absurde. Das Ergebnis wirkt wie die Erwachsenen-Ausgabe von "Kevin allein zu Haus" auf Speed. Und die strotzt nur so vor logischen Fehlern und Ungereimtheiten. Bisweilen hat man das Gefühl, der Film sei mit einem Samuraischwert zerhackt und dann notdürftig und eilig mittels Pattex wieder zusammengeklebt worden - nur um auch ja den nächsten Gag, die nächste Wendung unterzubringen. Aber diese ganze Unfertigkeit nützt dem etwas kaputten Charme von "Do not disturb" wesentlich mehr, als dass er ihm schadet. Denn irgendwann gibt man einfach auf, nach einer Erklärung für das zu suchen, was auf der Leinwand vor sich geht. Irgendwann hat der Film gesiegt. Und das ist schon eine ganze Menge.
...von DR & Heiko:
Der Film sieht aus, als wäre er zusammengeklaut bis zum Letzten. Die Verfolgungsjagd aus Goldeneye (inklusive des ins Wasser fallenden Polizeiautos), die Fahrstuhlsequenzen aus Stirb langsam und Speed, die "die Krankentrage rutscht beim Gasgeben aus dem Auto" Szene aus die nackte Kanone, der Sprung vom Dach des Hotels (auch wieder Goldeneye), und am schlimmsten, ein 10 jähriges Mädchen, das sich benimmt wie Bruce Willis und dabei überhaupt keine Schrammen abbekommt (da soll noch einer sagen, Stirb langsam wäre unrealistisch!). Also irgendwie hat Dick Maas früher Besseres gemacht (die Grachten von Amsterdam!). Ich will ja nicht sagen, das er schlecht war, für einen Holländer sogar sehr aufwendig, aber ich weiß nicht, irgendwie war die Story sehr weit hergeholt. Haften bleibt vor allem die Szene, in der die Hauptdarstellerin durch halb Amsterdam schippert und rennt, und dann zufällig genau an der Stelle auftaucht, wo ihr Verfolger gerade wieder um die Ecke kommt...
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Fakten |
Originaltitel: Do not Disturb
deutscher Kinostart am: 01.06.2000
Genre: Thriller-Komödie
Regie:
Dick Maas
Dieser Film wurde bewertet von: abu(78%), DR(62%) & Heiko(52%)
Texte: abu, DR, Heiko
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TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
11.04.2015 ²) |
03:00 |
ZDF Neo |
01.08.2014 |
23:45 |
ZDF Neo |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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