Gladiator |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | * | *** | **** | ***** | * | ***** | **** | 84% |
Kritik:
Eine Hand streicht über volle Weizenähren, bereit zur Ernte. Ein Zeichen für die Sehnsucht nach Frieden, Geborgenheit, Familie. Doch die Ernte wird woanders eingefahren, die Ernte des Todes. Schnitt.
Die erste Viertelstunde von "Gladiator" zeigt, wo es langgehen wird in diesem gewaltigen Epos: Ein halsbrecherischer Ritt zwischen Zerstörung, Loyalität, Liebe, Grausamkeit, Trauer. Opfer und Täter, Jäger und Gejagter und derjenige, der ohne sein Zutun in diesen Strudel gerät, ist Feldherr Maximus (Russell Crowe). Er lässt nie Zweifel daran, dass er kein strahlender Held ist. Er kämpft nicht um Ruhm oder Ehre, sondern ums nackte Überleben. Seit Kaiser Commodus (Joaquin Phoenix) seine Familie meucheln ließ, sucht Maximus nach Vergeltung. Und weiß doch, dass die ihm keine Erlösung bringen wird. Dieser Kampf kennt keinen Sieger. Selbst wenn der zum Gladiator degradierte Kriegsheld in der Manege seine Gegner brutal niedermetzelt, ist das nur ein Triumph des Körpers, nicht aber eine Reinigung der Seele. Doch auch sein kaiserlicher Gegenpart ist nicht eindimensional-böse, sondern ebenfalls ein vielfach gebrochener Charakter. Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu seiner Schwester (Connie Nielsen) und der tiefen Furcht davor, dass Maximus ihn vom Thron stoßen könnte. Sowohl Crowe als auch Phoenix verleihen ihren Figuren Würde, Tiefe und Glaubwürdigkeit. In ihren Gesichtern spiegelt sich das, was ihr Inneres bewegt: Hass, Liebe, Verzweiflung. "Gladiator" ist von einem klassischen Sandalenfilm des Typus "Ben Hur" so weit entfernt wie ein Hochleistungs-Porsche vom allerersten Daimler-Automobil. Scott schrubbt nicht nur den stickigen Staub ab, den das Genre seit den fünfziger Jahren angesetzt hat - er fördert unter der Patina etwas Neues zutage: die klassischen Züge einer antiken Tragödie. Der Film kumuliert in einem Ende, dass trotz exzessivem Pathos nicht lächerlich wirkt. Weil es eben nicht nach den herkömmlichen Mustern eines Happy-Ends überzuckert ist. Sondern einfach nur gewaltig. Nein, Zurückhaltung war noch nie Ridley Scotts Sache. Mut zur Größe zeigte er schon in "Blade Runner", "Thelma & Louise" oder "1492 - Conquest of Paradise." Aber "Gladiator" geht noch einen Schritt weiter, ist absoluter Overkill. Ausstattungskino. Actionkino. Emotionskino. In düsterer Euphorie steigt die Kamera am gigantischen Colosseum Roms hinauf. Taucht hinein in die brodelnde Menschenmenge, saugt sie auf und speit sie direkt von der Leinwand herunter ins Publikum. Größe bedeutet alles. Bruder im Geiste ist dabei der (kon-)geniale Hans Zimmer. Er unterstreicht einmal mehr, dass er einer der besten Filmmusik-Komponisten unserer Zeit ist. Es gibt nichts, was er nicht instrumentieren könnte. Ein scheinbar tausendköpfiges Orchester verleiht dem Film zusätzliche Wucht. Treibt ihn durch Blut. Schmerzen. Tod. Hoffnung. Gnadenlos.
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