Simon Birch |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | **** | *** | ** | ***** | * | ***** | ***** |
90% |
Inhalt:
Im Provinzstädtchen Gravestown ist die Geburt eines kleinwüchsigen Jungen um 1952 wahrlich etwas Besonderes. Doch Simon Birch (Ian Michael Smith), der wohl nie größer als ein Vorschulkind werden wird, kümmert sich herzlich wenig um die Meinungen seiner Mitmenschen. Für ihn steht fest, dass alles, was passiert, einen Grund hat. Vor allem aber glaubt er, dass Gott für ihn etwas in Planung hat, was ihn eines Tages zum Helden machen wird. Mit dieser Lebensphilosophie geht Simon vor allem der Sonntagsschullehrerin, aber auch Reverent Russell (David Strathairn) mächtig auf den „heiligen“ Geist. Doch auch das kratzt den zwölfjährigen Winzling nur wenig, denn der Glaube ist definitiv das, was Simon Birch am Leben hält.
Auch der etwas introvertierte Joseph Wentworth (Joseph Mazello), von allen nur „Joe“ gerufen, wird von Simons Glauben immer wieder eingeholt. Doch es kracht nur selten zwischen den beiden, denn in Simon hat Joe einen wahren Freund gefunden, mit dem er nicht nur die Freizeit genießt, sondern auch eine gewisse Einzigartigkeit teilt. Denn Joe ist ein Bastard-Kind. Er wurde unehelich geboren und seine Mutter (Ashley Judd) weigert sich bis heute, die Identität des Erzeugers preiszugeben. Selbst Josephs Großmutter (gespielt von Dana Ivey) weiß von nichts. Trotzdem ist Rebecca Wentworth eine tolle Frau, die von den Männern begehrt und von den Kindern geliebt wird. Auch Simon findet sie toll, hat er in Rebecca doch so etwas wie seine wahre Mutter gefunden. Denn Simons Eltern sind sture Eigenbrötler, die nicht einmal zum sonntäglichen Gottesdienst gehen. „Die Dinge werden sich ändern, wenn Gott aus mir einen Helden macht.“ … “Du musst aufhören, sowas zu sagen, Simon.“ … „Wieso, wenn es wahr ist.“ … „Du hast keinen Beweis.“ … „Ich brauche keinen, ich habe meinen Glauben.“ Bei einem Baseballspiel der „kleinen Pupser“ schlägt das Schicksal dann aber zum ersten Mal gnadenlos zu: Rebecca stirbt durch einen unglücklichen Zufall und reißt ein großes Loch in die einst so heile Welt von Joe und Simon. Doch die Freundschaft der beiden überlebt auch das und fortan suchen die beiden Knaben nach Josephs leiblichem Vater. Dabei geraten sie in einige Schwierigkeiten, doch dank der Hilfe von Ben Goodrich (Oliver Platt), dem letzten Freund von Rebecca, finden sie auch da immer wieder heraus. Als dann aber das alljährliche Krippenspiel der Sonntagsschüler vor der Kirchengemeinde ansteht, ist Simon mitten bei der Aufführung nicht zu stoppen und so vergreift er sich an einer Mitschülerin, die inzwischen „zwei super Brüste“ bekommen hat. Diese typisch männliche Reaktion von Simon bringt Reverent Russell wieder an dessen „göttliche“ Grenzen. Dennoch nimmt er Simon und Joe mit ins Ferienlager an den zugeschneiten See, wo sie auf die Kleinsten der Kleinen aufpassen müssen. Aber dann schlägt das Schicksal erneut gnadenlos zu und der vollbesetzte Bus stürzt mitten in einen eiskalten See… Auch wenn dieser Streifen nie in den deutschen Kinos anlief, ist den Verantwortlichen Ende der 90er dennoch ein tiefgründiger Film mit exzellenter Geschichte gelungen. Dank einer Mischung aus gezielter Komik und gekonnter Dramaturgie weiß sich dieses Meisterwerk durchweg von seiner menschlichen Seite zu präsentieren. Es wird aufgezeigt, dass das Leben stets und ständig die Möglichkeit bietet, die Dinge so zu empfinden und zu behandeln, wie es einem in schicksalhaften Momenten am ehesten zusagt. Denn wie hart es einen auch treffen mag – es ist immer nur so schwer, wie man es sich selbst macht. Hauptfigur Simon Birch beispielsweise hatte von Geburt an keine Chance, dem Schicksal zu entkommen. Und während es bei ihm der Glaube an Gott und seine Bestimmung war, wird auch hier vor allem der Glaube an sich selbst als zentraler Grund vermittelt.
„Simon Birch, hat das einen Grund, dass du in der Ecke sitzt?“ … „Ich denke über Gott nach.“ … „In einer Ecke?“ … „Die Wege zu Gott gehen nicht nur durch die Zimmermitte.“ Während alle Darsteller ihr Bestes geben, um ihrer jeweiligen Rolle den nötigen Feinschliff zu geben, schafft Regisseur Mark Steven Johnson (drehte u. a. "Ghost Rider" und "Daredevil") es, dank der bildlichen Einspielung einer wundervollen Landschaft ein Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur zu erzeugen. Auch die musikalische Untermahlung ist hier zu loben. Vor allem zum Ende hin zeigt sich dank der schweren, fast wuchtigen Klänge umso mehr die menschliche Tragweite des Abschiednehmens. Daher dürfte jedem Zuschauer, der sich dem Streifen bis zur letzten Minute voll und ganz hingibt, eines klar werden: Es spielt keine Rolle, wo und wer du bist. Wichtig ist nur, dass du aus jedem Tag das Beste machst. Und wenn dir das gelingt, kann passieren, was immer auch will – es wird dich nur stärken und dich in deinem Weg ein Stück weiter voran bringen.
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