Tiger and Dragon |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
*** | **** | ** | *** | ** | ** | *** | *** | 58% |
Kritik:
Freiwillig oder unfreiwillig - das muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass die kämpferischen Luftnummern in „Tiger & Dragon" komisch sind und das Kinopublikum zum Lachen bringen. Oder wie sonst soll man darauf reagieren, wenn Leute, die sich auf dem Boden nach allen Regeln der Kunst prügeln, plötzlich die Wände hochlaufen und über die Dächer schweben? Einzige Erklärung: Offenbar ist die unverwüstliche deutsche Kinderbeschäftigung auch schon in den Fernen Osten vorgedrungen: „Alle asiatischen Kampfkünstler fliegen hooooooch!" Dass der Autor dieser Zeilen gewisse Probleme damit hatte und eher zu der Variante „unfreiwillige Komik" neigt, die dem Gesamteindruck erheblich schadet, dürfte bis hierher schon deutlich geworden sein. Die Skepsis, den am meisten überschätzten Film des Jahres betreffend, geht jedoch noch weiter. Wo fliegende Faust- und sonstige Kämpfer seinerzeit in „Matrix" zumindest noch der Logik virtueller Realität gehorchten, wirken sie hier ziemlich überflüssig. Trotz der viel gepriesenen Computertechnik sehen die meisten dieser Szenen so aus wie heimische PC-Trainingseinheiten mit Lara Croft. Diese Kritik gilt ausdrücklich nicht für die perfekt durchchoreographierten Gefechte auf festem Grund. Hier sieht man mal wieder, wie wichtig es ist, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Okay. „Tiger & Dragon" soll ein Märchen sein. Dazu passt der Aufhänger der Geschichte, ein wertvolles Schwert, das in falsche Hände gelangt. Als Märchen könnte man den Film auch durchgehen lassen, wenn sich Regisseur Ang Lee selbst damit begnügen würde. Tut er aber nicht. Er will das asiatische und europäisch-amerikanische Kino in eine Symbiose bringen, die es nicht gibt. Dann kommt eben so was dabei heraus wie die unsägliche Passage, in der die widerspenstige adlige Tochter von zu Hause abhaut, einem rauen Outlaw begegnet und dieser sie gefügig macht. Die Schmalztöpfe Hollywoods lassen grüßen. Dann ist da noch die Liebesgeschichte zwischen zwei alternden Kämpfern - die eigentlich gar keine Liebesgeschichte ist. Denn aufgrund diverser Regeln, die sich aus einem nicht näher erläuterten fernöstlichen Ehrenkodex ergeben, kommen sie nicht zusammen. Das kann man tragisch nennen. Muss man aber nicht.
Oh doch, man kann sich schon auf „Tiger & Dragon" einlassen. Denn es gibt schöne Bilder zu sehen, die Landschaften sind durchaus beeindruckend und die beiden Hauptdarsteller Chow Yun Fat und Michelle Yeoh versuchen, das Beste aus der überladenen Story zu machen. Aber die Unentschiedenheit des Filmes, was er denn nun sein will, erschwert den Zugang erheblich. Nun, wenigstens für ein paar Lacher ist gesorgt. Egal, ob freiwillig oder unfreiwillig.
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