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Ein iranischer Film, der es weiß Vorurteile und Klischees abzubauen und einen interessanten Einblick in die iranische Gesellschaft wagt. Hier gibt es viele Szenenbilder vom Film.
Kritik:
Iran ist ein Land im Aufbruch. Gefangen zwischen den eigenen Traditionen und dem westlichen Fortschritt. Doch warum darüber immer problematisierende Film drehen? „Hundert Frauen“ geht ganz anders an das Thema heran. Regisseur Nasser Refaie hat sich entschieden, einen äußerst ungewöhnlichen Film (in der heutigen Filmlandschaft) zu machen. In Echtzeit erzählt er - oft mit Augenzwinkern - viele kleine Geschichten über junge Frauen, die nur an diesem einen Tag im Jahr die Prüfung zur Zulassung zum Studium ablegen können. Dabei ist es so manchem Ehemann vielleicht gar nicht so recht, wenn seine junge Frau nicht daheim Küche und Kinder hütet. Doch alle brachten Opfer, um zur Prüfung zu kommen, und jede will zumindest die Bestätigung der Zulassung bekommen.
"Hundert Frauen" baut kontinuierlich bestehende Klischees und Vorurteile gegenüber dem Nahen Osten ab. Gerade die jungen Frauen scheren sich recht wenig um die Tradition. Natürlich tragen sie alle einen Kadosch, an Konventionen muss man sich halten, doch lässig über der Schulter hängt oft ein sehr westlicher Rucksack. Dieses Sammelsurium an interessanten Charakteren versammelt sich schon im Morgengrauen vor einem bewachten Tor vor der Universität in Teheran und wir haben Gelegenheit, einige von ihnen kennen zu lernen.
Doch immer, wenn es richtig spannend wird, wird die Kamera von einem Ereignis zu einer neuen Gruppe gelenkt. Dabei sind es die ganz alltäglichen Probleme, die einen die Zeit völlig vergessen lassen. Die junge Mutter wartet auf ihren Mann, der auf das Kind während des Examens aufpassen soll, eine andere hat ihre Zulassungskarte vergessen. Eine Gruppe hat einen jungen Vogel gefunden, der zurück ins Nest muss, ein paar Mädels wollen unbedingt noch heimlich eine Zigarette rauchen und wie in aller Welt schafft es ein Äffchen, die ganze Gruppe in ein heilloses Durcheinander zu bringen.
Nasser Refaie hat die Geschichte fest im Griff. Auf den ersten Blick unabhängig voneinander bestehende Geschichten werden äußerst kunstvoll ineinander verflochten. Oft „schwebt“ die Kamera von einer Geschichte zur nächsten um die Echtzeit zu verdeutlichen. Tatsächlich gibt es kaum auffällige Schnitte.
Ein sehenswertes Film-Kleinod, das 2002 auf dem Filmfest Mannheim Heidelberg mit dem Spezialpreis der Jury bedacht wurde.
Hintergrund:
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Fakten |
Originaltitel: Emtehan
ohne Kinostart in: 15.11.2002
Genre: Episodenfilm / Doku
Regie:
Nasser Refaie
Dieser Film wurde bewertet von: hope(87%)
Texte: hope
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