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11 Regisseure greifen das Thema der Anschläge vom 11. September 2001 in 11 Filmen zu 11 unterschiedlichen Thesen auf. Schwere Kinokost, die in hohem Maße zum Nachdenken anregt.
Kritik:
Die Geschehnisse vom 11. September 2001 sind zu gewaltig, zu emotional, zu komplex, um sie in einem einfachen Dokumentarfilm zu verarbeiten. Deshalb beleuchtet dieser Film 11 unterschiedliche Eindrücke, 11 unterschiedliche Reaktionen, 11 unterschiedliche Thesen. Dazu haben Regisseure aus 11 Ländern die Möglichkeit bekommen, sich in ihren eigenen filmischen Stilen auszudrücken. Dadurch weist der Film natürlich starke Kontraste auf. Aber das ist auch die Stärke: Auf Episoden fast ohne Ton oder fast ohne Bild, die wie alle Teile auch 11 Minuten dauern, folgen „normale Filme“. Episoden mit hektischer Handlung oder schnellem Schnitt sind ebenso dabei, wie ruhige Reflektionen der Vergangenheit.
Auch zeitlich spiegelt der Film die Vorgänge im Kopf der Menschen wieder. Zunächst ist die Katastrophe schwer zu begreifen. Sie ist wie ein Wunder im negativen Sinne und verschlägt einem die Sprache. Unweigerlich versucht man, die Erklärungen dafür in der Vergangenheit zu finden. Viele Menschen – gerade in Kriegsregionen – können sich sehr stark mit den Opfern und angehörigen identifizieren. In Kinderaugen hingegen verschwimmen leicht die Zusammenhänge und sie versuchen spielerisch damit umzugehen. Natürlich tauchen auch andere Ereignisse im Blickfeld auf, die an einem 11. September in der Geschichte geschehen sind. Wer die Stimmen und die Töne der Katastrophe hörte, kann sie selbst mit geschlossenen Augen nicht verdrängen. Moslems in den USA führen seit dem 11. September ein schwieriges Leben, voller Verdächtigungen und Rassismus werden sie und ihre Angehörigen zu Verbündeten der Terroristen erklärt. Allgegenwärtig ist die Medienschlacht, die sich unweigerlich mit dem Chaos eines jeden Terroranschlags vermischt. Und schließlich findet man auch etwas Positives an der Katastrophe, wenn man nur lange genug sucht. Auch eine gedankliche Reflektion und abschließende Erkenntnis darf nicht fehlen: Es gibt keinen Heiligen Krieg.
Die 11 Regisseure treffen jeder für sich mal mehr mal weniger den individuellen Geschmack der Zuschauer. Alle gemeinsam überzeugen sie jedoch durch die Kraft und das Engagement, das sie und die Darsteller in ihre Kurzfilme legen. Sie werden somit dem Anspruch des Titels durchweg mehr als gerecht. Immer wieder erkennt man mit Rührung oder auch einer leichten Gänsehaut, was die Kernaussage des jeweiligen Kurzfilms ist.
Leider fordert der Film mit seinen 11 x 11 Minuten sehr viel vom Zuschauer. Spätestens nach den 11 dunklen Minuten von Alejandro González Iñárritu ist man ein wenig erschöpft und die nachfolgenden Filme leiden ein wenig darunter.
Besonders positiv fällt zudem der Beitrag von Sean Penn auf, bei dem bis zur letzten Minute unklar bleibt, worauf er eigentlich hinaus will.
Wer sich mit dem Thema 11. September beschäftigen will und wer sich für ein Film-Experiment in 11 unterschiedlichen und doch zusammenhängenden Werken interessiert, sollte sich diesen Film unbedingt anschauen. Als leichte Kinokost kann man ihn aber nicht bezeichnen, denn die Eindrücke gehen mehr als einmal unter die Haut...
Hintergrund:
Elf unterschiedliche Regisseure haben je eine elfminütige Episode dieses Films inszeniert:
- Youssef Chahine (Episode "Egypt")
- Amos Gitai (Episode "Israel")
- Alejandro González Iñárritu (Episode "Mexico")
- Shohei Imamura (Episode "Japan")
- Claude Lelouch (Episode "France")
- Ken Loach (Episode "United Kingdom")
- Samira Makhmalbaf (Episode "Iran")
- Mira Nair (Episode "India")
- Idrissa Ouedraogo (Episode "Burkina Faso")
- Sean Penn (Episode "USA")
- Danis Tanovic (Episode "Bosnia-Herzegovina")
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Fakten |
Originaltitel: 11'09''01 - September 11
deutscher Kinostart am: 28.11.2002
Genre: Drama / Dokumentation / Episodenfilm
Regie:
Alejandro González Iñárritu u.a. (siehe auch Hintergrund)
Dieser Film wurde bewertet von: RS(75%)
Texte: RS
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