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Nach „Moulin Rouge“ glänzt Nicole Kidman wieder auf der Leinwand, wenn auch in fahlem Grau und erdrückender Stille: ganz so, wie Regisseur und Drehbuchautor Alejandro Amenábar die Atmosphäre in „The Others“ gestalten wollte...
Inhalt:
Die Kanalinsel Jersay, 1945. Düster und im Halbdunkel gelegen tanzen Lichtflecken als Schattenbahnen durch die weiten und leeren Flure des alten Herrenhauses. Ein Schrei durchreißt die klammernde Stille. Grace (Nicole Kidman) erwacht panisch und schweißdurchnässt aus einem Alptraum. Schnell gewinnt sie ihre Fassung wieder und kleidet sich zügigst an. Die Strapazen eines neuen Tages warten auf sie.
Deutlich klingt ein Pochen von der Einganstüre her. Eilig öffnet Grace die schwere Pforte und betrachtet die drei davor stehenden Personen erst argwöhnisch, dann zufrieden erfreut. Mrs. Mills (Fionnula Flanagan), eine rüstige Dame um die 60, der grobschlächtige Mr. Tuttle (Eric Sykes) und die schweigsam melancholisch dreinblickende Lydia (Elaine Cassidy) erbitten eine Stelle im Haus der jungen Frau. Verwundert darüber, dass Grace sie offensichtlich schon erwartet hatte, treten sie in das düstere Gebäude ein. Streng, aber dennoch mit einem leisen Lächeln auf den Zügen führt Grace – ohne große Umschweife zu machen - die drei Ankömmlinge durch die einzelnen Räume ihres Hauses und macht sie mit den wichtigsten Regeln vertaut. IMMER muss das Haus im Halbdunkel gehüllt sein und kein blanker Lichtstrahl darf die tiefen Schatten durchbohren. IMMER müssen die Vorhänge geschlossen sein. IMMER muss die letzte Tür geschlossen und verriegelt werden, bevor die nächste geöffnet werden darf. STILLE ist etwas, das in diesem Haus sehr geschätzt wird. Kein Radio, kein lautes Gepolter, kein Gesinge und kein Schreien.
Die drei neuen Haushaltshilfen erfahren meist schreckliche Dinge...
Grace zeigt sich erstaunt, als sie bemerkt, dass ihr neues Personal sich bereits in ihrem Haus recht gut auszukennen scheint. Mrs. Mills erzählt ihr, dass sie bereits vor einigen Jahren, bei den alten Besitzern, auf dem Anwesen gearbeitet hatten. Nachdem der Rundgang beendet ist, zeigt Grace der rüstigen alten Dame den Grund dafür, dass alles Licht aus den dicken Mauern zu bannen ist: ihre Kinder. Verschlafen treten Anne (Alakina Mann) und ihr kleiner Bruder Nicholas (James Bentley) aus dem absoluten Dunkel ihres Schlafzimmers. Grace erzählt Mrs. Mills, dass die beiden unter einer schweren und unheilbaren Lichtallergie leiden. Jedes Licht, das heller ist als der Schein einer Öllampe oder einer Kerze, fügt ihrer Haut schwere Verbrennungen zu und bedeutet letzten Endes ihren Tod.
Die Tage kommen und gehen und mit der Zeit gewinnt die gutmütige Mrs. Mills auch das Vertrauen der Kinder. Anne, die etwas aufgeweckter und frecher ist als ihr kleiner Bruder, spricht in Ansätzen davon, dass Grace etwas Schlimmes tat, und verrückt geworden sei - an dem Abend, bevor das alte Personal über Nacht und ohne ein Wort zu sagen das Haus verlassen hatte. Doch was geschehen war, bleibt unenthüllt.
Anne versteht nicht, was sie ihrer Mutter getan hat, sagte sie doch die Wahrheit und ward Lügen gestraft. Doch Anne erzählte Grace und Nicholas nur von „den Anderen", die ebenfalls unter dem Dach des alten Hauses wohnen sollen.
Mit einem Mal beginnt Anne von einem Jungen zu reden, Victor, der auch in dem Haus wohnen soll. Grace misst den Albernheiten ihrer Tochter keine Beachtung bei, doch als Nicholas unter den Geschichten seiner Schwester zu leiden beginnt, lässt die strenge Mutter keine Gnade mehr walten. Anne soll Stunde um Stunde auf der Treppe stehen und aus der Bibel lesen, um die Mutter Gottes um Vergebung ihrer Sünden zu bitten. Strikt besteht Grace auf dieser Strafe, wie auch ihren unumstößlich gefestigten katholischen Glauben, deren Doktrin sie zum Lebensinhalt ihrer Kinder macht.
Die streng gläubige Mutter muss zu ihrem Schrecken erfahren, dass Anne zu einem gewissen Teil doch die Wahrheit sagt. Um religiöse Hilfe zu erhalten bricht Grace, entgegen der Anraten von Mrs. Mills, auf, um einen Priester aufzusuchen, doch der undurchdringliche Nebel macht das Vorhaben unmöglich. Grace verirrt sich. Bevor sich aber der Nebel lichtet und Grace endlich das undurchdringbare Fluidum in seiner Gänze erfasst, wird sich noch vieles in den Hallen des alten Herrenhauses ereignen, dass ihre Welt auf den Kopf stellt und ihr ein hohes Maß an Verständnis abverlangt, zu dem sie noch nicht bereit ist...
Kritik:
Eindrucksvoll, tiefgründig, boshaft, niederschmetternd, ausfüllend und einnehmend... dies und noch viele Worte mehr kommen einem bei "The Others" in den Sinn. Regisseur Alejandro Amenábar, der mit "The Others" seinen ersten Film in englischer Sprache drehte, erinnert vom Aufbau her an "The Sixth Sense". Der 29jährige Spanier hat ein Händchen für verschlungene Geschichten, deren Ausgänge nicht leicht zu erraten sind, was er mit dem selbstverfassten Drehbuch von "The Others" bravourös unter Beweis stellte. Doch nicht nur in Sachen Regie und Drehbuch, sondern auch bei der Musik ist Amenábar ein wahres Talent. Die schweren und dunklen Klänge, sorgsam und bedächtig eingesetzt, unterstützen maßgeblich die fesselnde Atmosphäre des Films der Gattung Psycho/Mystery.
Wesentliche Komponente, von der Amenábar's Film hier lebt, ist zweifelsohne die ausgezeichnete schauspielerische Leistung der einzelnen Darsteller. Nicole Kidman, die sich voll und ganz in die Rolle der strengen, autoritären, herrischen und unzweifelhaft katholischen Grace einlebt, beschreitet eine schmale Gradwanderung zwischen unbeugsamer Stärke und lähmender Schwäche. Sie scheint dem Wahnsinn verfallen und gleichzeitig voll und ganz Herr ihrer Lage, windet sich unter den Belastungen die das Leiden ihrer Kinder mit sich bringt, und die Ungewissheit über das Verbleiben ihres in den Krieg gezogenen Ehemannes, und kontrolliert ihre eigenen Ängste durch spartanisch masochistische Lebensphilosophien.
Mrs. Mills, gespielt von Fionnula Flanagan, ist ein undurchsichtiges Wesen. In ihrer Rolle fest verankert beweist sie mehr Weisheit und Verstand, Scharfblick und Einfühlungsvermögen, als es ihre Herrin zu erkennen vermag. Genauestens beobachtet die alte Dame das Geschehen hinter den grauen Mauern und zeichnet charakterlich einen Ausgleich zu Grace. Neben Kidman und den Kindern steht sie im Mittelpunkt des undurchsichtigen Geschehens.
"The Others" bedarf keiner aufwendigen Special-FX, sondern lebt von dem schlichten Aufbau der Szenen und den tiefen Charakteren der kleinen Personenanzahl. Der Zuschauer wird in einen Bann gezogen, der nicht zuletzt daraus erwächst, dass man die verworrenen und veschlungenen Informationen, welche die Handlung nach und nach abgibt, erfassen möchte. Das Ende aber, stellt eine Überraschung dar, auf die Alejandro Amenábar stolz sein kann.
Fazit: "The Others" ist ein Film mit Tiefgang, der die geheimnissuchenden Seiten in den Zuschauern anspricht. Ein wenig düster, schwermütig und abdriftend erzählt sich eine undurchschaubare Geschichte, deren Ausgang noch einige Zeit der ruhigen Gedanken bedarf. Sicherlich kein Film für aktionsbegeisterte Popcornjunkies, wohl aber für schauderwütige Geisterjäger.
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Fakten |
Originaltitel: The Others
deutscher Kinostart am: 10.01.2002
Genre: Thriller / Mystery-Drama
Regie:
Alejandro Amenábar
Dieser Film wurde bewertet von: RS (80%), DJMK (85%), Conway (83%)
Texte: DJMK
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21.04.2024 ²) |
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