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Es gibt eine Bank in Deutschland, die noch ganz ohne Computer arbeitet. Und es funktioniert. Überaus witzige Dokumentation von Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg.
Fritz Vogt telefoniert noch mit einem Telefon mit Wählscheibe.
Kritik:
Wir befinden uns im Jahre 2001 n. Chr. Ganz Deutschland ist mit Computern besetzt ... Ganz Deutschland? Nein! Eine von einem unbeugsamen Bankdirektor geführte Genossenschaftsbank hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.
Naja, aber mal ernsthaft. Niemand kennt den kleinen Ort Gammesfeld mit 530 Einwohnern im Hohenlohischen. Aber wenn man die Bank erwähnt, dann kennen es alle. Gammesfeld hat die kleinste Bank Deutschlands und der Direktor Fritz Vogt macht noch alles von Hand. Jeder Kunde hat sein Konto noch bei der Bank direkt und nicht wie bei anderen Banken üblich bei der Landeszentralbank. Natürlich hat die Raiffeisenbank selbst dort ihr Konto - aber da die ja für alles Computer brauchen, gibt’s sowieso nur Ärger. Und wo sind eigentlich die acht Pfennige hin, als das Gammesfelder Konto in Euro umgerechnet wurde.
Bei Fritz Vogt geht natürlich nichts schief. Also fast nichts. Aber immerhin hat die Bank die besten Konditionen. Gebühren gibt’s nicht. 3,5 Prozent Habenzins, 4,5 Prozent Sollzins, so kann die Bank wirtschaften. Ja und eigentlich muss man sich ja eingestehen, dass in Gammesfeld die Welt noch in Ordnung ist.
In Gammesfeld gibt es natürlich nicht nur die berühmte Bank. Auch sonst haben die dort viel Schotter und viel Heu. Das sind nämlich die Wirtschaftspfeiler des Dorfes. Der geradezu malerisch anmutende Steinbruch liegt selbstredend ein wenig außerhalb. Die Tonne Schotter kostet übrigens so 14 bis 15 DM und feiner Schotter ist ein bisschen teurer als der grobe. Und dann gibt’s in Gammesfeld natürlich Landwirtschaft. Doch wie der „schönste Landwirt von Baden-Württemberg“ mehr Computer in einem Stall unterbringt als Fritz Vogt in seiner Bank, das will ich hier aussparen. „Schotter wie Heu“ ist also nicht nur eine Dokumentation über die berühmte Bank, sondern vielmehr eine Reminiszenz an vergangene Zeiten und eine Geschichte des ganzen Dorfes.
Wiltrud Baier und Sigrun Köhler, beide Jahrgang 67, haben beide „anständige Handwerksberufe“ gelernt, bevor beide an die Filmakademie Ludwigsburg gingen. Ihre mutige Dokumentation, schon die zweite Zusammenarbeit, lebt von Fritz Vogt, dem Bankdirektor, der schon ein klein wenig verrückt scheint. Oder sind wir es, die wir uns zu Lakaien der Technik machen? Also noch mal betrachtet, eigentlich hat er ja Recht. Und in Gammesfeld beschwert sich niemand. Die Gemeinde ist froh über die günstigen Konditionen und „wenn’s pressiert“ (zu deutsch: wenn es eilt), dann bekommt man auch am Sonntag nach der Kirche noch Geld.
„Schotter wie Heu“ ist eine absolut sympathische Dokumentation mit naiver Kamera und ganz ohne Distanz. Aber dieser spezielle Charme macht einfach Spaß und diese Doku zur witzigsten seit „Absolut Warhola“.
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Fakten |
Originaltitel: Schotter wie Heu
deutscher Kinostart am: 28.08.2003
Genre: Dokumentation
Regie:
Wiltrud Baier und Sigrun Köhler
Dieser Film wurde bewertet von: hope(90%)
Texte: hope
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TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
28.09.2011 |
09:45 |
ZDF Kultur |
14.06.2010 ²) |
00:25 |
ZDF |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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