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Mit Preisen überschüttet: Das neue Werk von Fatih Akin ist nicht nur auf Festivals und bei Kritikern beliebt, es kommt auch im Kino gut an. Drama um eine junge deutsch-türkische Frau, das unter die Haut geht.
Sibel (Sibel Kekilli)
Kritik:
Fatih Akin ist schon seit einigen Jahren für seine brillanten Drehbücher bekannt. Auch hier hat er wieder sein Händchen bewiesen und verfilmte eine Story, die in jeder Minute ihre Besonderheiten erkennen lässt, aber nie klischeehaft oder konstruiert wirkt.
Cahit (Birol Ünel), ein schwerer Alkoholiker, sieht in seinem Leben keine Perspektive mehr und beschließt, mit seinem alten Wagen gegen eine Betonwand zu fahren, doch er überlebt. In der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses macht ihn unerwartet die junge Sibel (Sibel Kekilli) an, fragt ihn nach zwei Minuten, ob er sie heiraten würde. Sibel will endlich ihre Freiheit und die hat sie bei ihren Eltern nicht. Sie will eine Scheinehe eingehen, um ungestört ihr junges Leben feiern zu können.
Cahit willigt schließlich ein und Sibel zieht bei ihm ein, macht sogar seine Wohnung wohnlich und aus ihm einen ansehnlichen Mann. Und Sibel darf leben. Cahit hat augenscheinlich den schlechteren Deal gemacht, denn er entdeckt seine Liebe für die lebenshungrige 20jährige. Sibel hat eine Affäre nach der anderen, doch der große Knall bleibt nicht aus. Cahit kann die fiesen Kommentare eines Typen über seine Frau nicht ertragen und beginnt eine Schlägerei. Der Nebenbuhler geht zu Boden und stirbt bald darauf.
Cahit muss um Sibels Hand anhalten.
Sibel verspricht auf Cahit zu warten, so lange er in Haft ist, doch nachdem ihr Vater sie verstoßen hat, muss sie ein eigenes Leben beginnen.
Der Erfolg (Preise auf der Berlinale 2004 und beim Deutschen Filmpreis 2004) ist dem Film wirklich zu gönnen. Fatih Akins Film hat bei vielen Deutschen ins Bewusstsein gerufen, dass wir schon lange in einem Einwandererland leben. Sibel und Cahit sind mindestens in der zweiten Generation in Deutschland. Sie sind in Deutschland geboren und oberflächlich kaum von anderen zu unterscheiden. Doch kratzt man nur ein wenig an dieser Oberfläche, „entlarvt“ man die fremde Kultur. Verständlich, dass eine junge Frau, die es von ihren Freundinnen so vorgelebt bekommt auch „leben“ will. Doch wie sag ich’s dem Papa?
Regisseur Fatih Akin wählt, was selten geschieht, die chronologische Reihenfolge für den Dreh. Meist wird an einer Location alles abgedreht, was dort stattfinden wird, egal wann es im Film passiert. Akin favorisiert die chronologische Methode, da auf diese Art die Entwicklung der Charaktere besser nachzuvollziehen und zu beeinflussen ist. So war ursprünglich sogar ein anderes Ende vorgesehen, welches aber aus Glaubwürdigkeitsgründen verworfen wurde.
Cahit (Birol Ünel)
„Gegen die Wand“ ist aber jenseits vom Portrait einer Einwanderergeneration ein psychologisch sehr nachhaltig wirkender Film, über den man noch lange nachdenken muss. Neben der viel und zurecht gelobten Sibel Kekilli ist Birol Ünel brillant in seiner Rolle als lebensmüder Scheingatte, der sich gegen alle guten Vorsätze doch noch mal verliebt.
Unbedingt ansehen!
Sibel wird in der Hochzeitsnacht vor die Türe gesetzt.
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Fakten |
Originaltitel: Gegen die Wand
deutscher Kinostart am: 11.03.2004
Genre: Drama
Regie:
Fatih Akin Länge: ca. 121 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Timebandits
Dieser Film wurde bewertet von: hope(94%)
Texte: hope
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