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Schultze ist in Frührente geschickt worden, doch was soll er jetzt tun? Portrait eines deutschen Landstrichs.
Kritik:
Deutsche Filme zu machen, die nicht so sind wie alle anderen deutschen Filme und die sich auch nicht in übertriebenem Maße an Hollywood anbiedern, scheint ganz schön schwer. Michael Schorr hat es geschafft und das mit einem Film, der zum Teil sogar in den USA spielt. Der Regisseur, der bislang hauptsächlich Dokumentationen gemacht hat, zeigt uns eine Seite von Deutschland, die wir zwar schon kannten, aber so nicht wahrhaben wollten.
In lakonischen Bildern photographiert Kameramann Axel Schneppat den trostlosen Osten mit allen seinen Fehlern. Der Bergmann Schultze (Horst Krause) ist gerade in den Vorruhestand entlassen worden. Mit einer kitschigen Lampe wurde er abgespeist und genauso trostlos sind jetzt auch seine Tage. Schon lange ist er verwitwet und lebt allein in einem kleinen Häuschen, aus dessen Einrichtung die alten DDR-Zeiten noch in jedem Detail zu erkennen sind. Mit seinen alten Kumpels sitzt er immer wieder in der tristen Dorfkneipe, doch das alles kann ihn natürlich nicht glücklich machen.
Eines nachts, auf der Suche nach einem besseren Radiosender, hört er das erste Mal in seinem Leben die lebensfrohe Cajun-Musik aus den Südstaaten der USA. Obwohl Schultze bislang immer nur Polka auf seinem Akkordeon gespielt hat, kann er von dem neuen Rhythmus nicht mehr ablassen. In seinem Musikverein kommt der neue Stil nicht gut an, doch trotz allem wird er ausgewählt, die Reise in die texanische Partnerstadt zum dortigen Musikverein anzutreten.
Die Langsamkeit der Bilder trägt den Film. So bleibt der Film dem Tempo getreu, in dem der Osten Deutschland und seine Mentalität sich ändern. Die „Negermusik“ kann bei den Vereinsmeiern nicht landen, doch Schultze bleibt seiner neuen Linie treu. Dabei gibt es im ganzen Film nur einen einzigen Moment, in dem man Schultze glücklich sieht.
Doch warum schafft „Schultze Gets the Blues“ es, so anders zu sein als andere deutsche Filme. Vielleicht liegt es daran, dass er nicht auf Klischees herumreitet, weder versucht, diese zu bedienen, noch bestehende Klischees verleugnen will. Vielleicht liegt es auch an der nüchtern beobachtenden Art des Films. Oder es liegt an dem ruhigen, sympathischen Schultze gespielt von Horst Krause, der den ganzen Film über eine großartige Präsenz an den Tag legt. Der Humor des Film bleibt ein ruhiger. So wie die Menschen der Landschaft sich auch nicht besonders aufbrausend zeigen.
Doch an manchen Stellen ist es der Ruhe einfach zu viel. Wenn Horst Krause eine Szene ausspielt und für wenige Worte fünf Minuten braucht, kann man darüber lachen, doch der Musikverein des Ortes muss nicht in epischer Breite sein Gesamtwerk vortragen. So hat der Film leider zu viele vermeidbare Längen.
Dennoch: Faszinierendes Portrait eines Landstrichs, seiner Menschen und des fortschreitenden Wandels.
Schicksalsstunde: Schultze dreht am Radio.
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Fakten |
Originaltitel: Schultze Gets the Blues
deutscher Kinostart am: 22.04.2004
Genre: Tragikomödie
Regie:
Michael Schorr Länge: ca. 114 Minuten FSK der Kinofassung: ab o.A. freigegeben Kinoverleih: UIP
Dieser Film wurde bewertet von: hope(64%)
Texte: hope
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TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
25.11.2012 |
23:15 |
ZDF Kultur |
24.07.2011 ²) |
01:10 |
Arte |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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