Leben tötet mich |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ** | **** | ** | *** | *** | **** | **** | 80% |
Inhalt:
Die Brüder Paul (Sami Bouajila) und Daniel Smaïl (Jalil Lespert) leben in Paris und haben es aufgrund ihrer nordafrikanischen Wurzeln nicht besonders einfach. Paul hat seine Diplomarbeit über Moby Dick geschrieben, liebäugelt damit, selbst Schriftsteller zu werden, und bewirbt sich auf Marketingposten. Weil das alles aber nicht so fruchtet, arbeitet er als Pizzalieferant und boxt sich in seiner Freizeit den Frust von der Seele.
Eines Tages bringt Paul mit Diop die betrunkene Myriam (Sylvie Testud) von einer Kneipe nach Hause. Er bemerkt beim Schnüffeln in ihren Unterlagen, dass sie ebenfalls Literatur studiert. Mit ihr kann Paul über die Liebe in der Literatur sprechen und er hilft ihr bei Prüfungsvorbereitungen. Schon bald machen ihre Gefühle füreinander Paul und Myriam verletzlich für die Eigenheiten des anderen.
Kritik:
Sami Bouajila, bekannt unter anderem aus dem schwulen Film "Felix", spielt in "Leben tötet mich" den heterosexuellen Hauptcharakter Paul, dessen Bruder Daniel heimlich schwul ist. Das Hauptaugenmerk liegt etwas stärker auf Pauls Jobproblemen und seiner Romanze mit Myriam, doch aus seiner Sicht wird auch das Leben und die Unsicherheit und Frustration seines narzisstischen Bruders Daniel beleuchtet. Die beiden Brüder sind recht unterschiedlich und die beiden Hauptdarsteller verkörpern sie wahrhaftig und einfühlsam. Obwohl die beiden Brüder boxen und gerade Paul eine Obsession für seinen Körper hat, kommt es in "Leben tötet mich" eher zum Wort- als zum Schlagabtausch.
Durch ihre nordafrikanische Herkunft sind die beiden Brüder benachteiligt. Ko-Autor und Regisseur Jean-Pierre Sinapi zeigt in seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans, welchen Jack-Alain Léger unter dem Pseudonym Paul Smaïl herausbrachte, deutlich rassistisch motivierte Diskriminierung in Frankreich, die hinter der Romanze und den persönlichen Problemen, die durch sie ja erst entstehen, hervortritt. Die ausgewogene Mischung der Themen macht den Film überaus menschlich und authentisch, ohne dass er allzu politisch wird. Der Film interessiert sich mehr für die Figuren.
Die Erzählung ist nicht chronologisch und macht die doch recht dünne Geschichte dadurch interessanter. Das Verständnis der etlichen Zeitsprünge wird dem Zuschauer immer wieder durch Bildmarker vereinfacht (besonders auffällig ist der schaukelnde Mülleimer), was sehr für Sinapis Regie spricht. Auch aus seinen Schauspielern holt er viel heraus. Sylvie Testud ("Jenseits der Stille", "La vie en rose") bezirzt einmal mehr mit ihrem nymphenhaften Charme. Die melancholisch-dramatische Musik fügt das restliche dazu, um das Filmerlebnis emotional aufzuladen.
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