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Kenjis (Tadanobu Asano) wird durch den Mord an seinem Bruder und den Tod einer Fremden aus seinem geordneten Leben und von der Schwester der Toten aus seinen Selbstmordgedanken gerissen. Zurückhaltend, optisch ansprechend und etwas bitter.
Kenjis (Tadanobu Asano) ordentliche Büchersammlung dient auch einem
Selbstmordversuch.
Inhalt:
Der Japaner Kenji (Tadanobu Asano) arbeitet als Bibliothekar für die Japan Foundation in Bangkok, Thailand. Beim Sortieren der Bücher kann er seinem Ordnungszwang freien Lauf lassen. Natürlich sieht man seine Zwangsstörung vor allem in seiner eigenen Wohnung, die penibel, gar klinisch aufgeräumt und perfekt arrangiert ist. Kenji lebt zurückgezogen und mit wenig sozialem Kontakt, stattdessen liest er lieber massenhaft Bücher. Doch als Nid (Laila Boonyasak) in der Bibliothek auftaucht, beobachtet Kenji sie interessiert.
Neben seinem Ordnungszwang beschäftigt sich Kenji mit dem Gedanken an Selbstmord, den durchzuführen er jedoch nicht schafft. Sein krimineller Bruder Yukio (Yukata Matsushige) taucht unangemeldet bei Kenji auf und unter, denn er hat die Tochter seines Chefs vergewaltigt. Yukios Freund, der mit Yukio Kenjis Wohnung in Unordnung bringt, stellt sich als Killer heraus und ermordet Yukio für sein Verbrechen. Kenji, der Yukios versteckte Waffe gefunden hat, bringt den Killer um.
Noi (Sinitta Boonyasak, links) und ihre Schwester Nid (Laila Boonyasak)
kurz vor dem Unfall.
Noi (Sinitta Boonyasak) arbeitet mit ihrer Schwester Nid als Hostess in einem Nachtclub, den Yukio mit seinem Freund aufsuchte. Noi ist sauer auf Nid, weil diese mit ihrem Freund Jon (Thiti Rhumorn) geschlafen hat. Im Streit lässt Noi Nid aus dem Auto aussteigen. Abgelenkt von Kenji, der sich in diesem Moment von einer Brücke stürzen will, wird Nid Opfer eines Verkehrsunfalls, was Kenji abermals von seinem Selbstmordversuch abhält.
Weil Kenji im Krankenhaus seine Tasche hat liegen lassen, muss Noi ihm diese vorbeibringen und es entwickelt sich eine scheue Zuneigung zwischen den sehr unterschiedlichen beiden, die gerade je ein Geschwisterchen verloren haben. Kenji, der nicht zu den beiden Leichen in seiner Wohnung zurückkehren möchte, fährt mit der schlampigen Noi, die sich für den Tod ihrer Schwester schuldig fühlt, zu ihrem Haus, welches der totale Saustall ist – also eine echte Herausforderung für Kenji.
Nois Wohnung, in der Kenji einige Tage bleibt, ist ein Saustall.
Kritik:
Dem thailändischen Regisseur Pen-ek Ratanaruang wurde bereits nach seinen ersten drei Filmen ein sehr eigener Stil nachgesagt, der an Wong Kar-Wai („My Blueberry Nights“, „Happy Together“) oder Quentin Tarantino („Kill Bill“, „Pulp Fiction“) erinnert. Für seinen vierten Film wollte er etwas Neues ausprobieren und so wurde „Last Life in the Universe“ zu einem Koop-Projekt mit dem Autoren Prabda Yoon und Kar-Wais Hauskameramann Christopher Doyle („Hero“, Gus Van Sants „Psycho“, M. Night Shyamalans „Das Mädchen aus dem Wasser“ oder ganz aktuell Jim Jarmuschs „The Limits of Control“).
Für die Hauptrolle des verhinderten Selbstmörders konnten sie Tadanobu Asano („Zatoichi – Der blinde Samurai“, „Der Mongole“) gewinnen, der bereits 1995 in „Maborosi – Das Licht der Illusion“ einen (erfolgreicheren) Selbstmörder spielte. Von den Geschwistern Boonyasak ist die jüngere Laila die bekanntere. Sinitta gab erst in „Last Life in the Universe“ ihr Filmdebüt. Sowohl Asano als auch Sinitta Boonyasak spielen ihre Hauptrollen angenehm zurückhaltend.
Kenji lässt sich keine Möglichkeit für einen Selbstmordversuch entgehen...
Grundsätzlich ist „Last Life in the Universe“ ein sehr ruhiger, besinnlicher Film. Ratanaruang nennt ihn seinen „zärtlichsten Film“. Fürwahr, die Romanze mit Sprachbarriere ist fein, beinahe homöopathisch. Zwischenzeitlich hat man den Eindruck, Kenji sei asexuell und seine gesamte Libido in seinem fast neurotischen Verhalten sublimiert. Auf der einen Seite zeigen Kenji und Noi ein merkwürdiges Vertrauen in den ihnen fremden Menschen und doch bleiben sie selbst beim Kuscheln sehr distanziert. Neben der Romanze – wenn man das wirklich so nennen kann – sterben einige Menschen, schuldig oder nicht, und es stellt sich die Frage, wie gerecht das Leben bzw. der Tod ist. Kenji, der ihn sich am sehnlichsten wünscht, findet ihn nicht.
Die Dialoge sind eher trocken, obgleich ein bisschen bitter-süß, und sphärische Klänge werden nur sehr sparsam eingesetzt. Über allem liegen jedoch die optische Ästhetik und der gräuliche, künstlerische Charme der Kamera Doyles und der Reiz der melancholischen Gegensätzlichkeit der beiden Protagonisten. Einzelne Elemente scheinen etwas wirr und einiges bleibt rätselhaft. Warum taucht an einer Stelle Laila statt Sinitta auf und warum erscheint der Filmtitel erst nach 30 Minuten? Der Film ist ein reizendes, aber leicht dissonantes Gegenprogramm zum üblichen Exzess und Spektakel im Kino.
Die neue Intro-Editions-DVD enthält neben der trilingualen Originalspur und der deutschen Synchrofassung in 5.1-Dolby-Digital ein Interview mit Kameramann Christopher Doyle, ein Behind-the-Scenes, Trailer und ein informatives Hochglanz-Booklet.
Noi und Kenji verbindet eine gewisse Frustration und dass sie ein
Geschwisterchen verloren haben.
Hintergrund:
- „Last Life in the Universe“ hat auf verschiedenen Festivals Preise gewonnen, z.B. in Venedig, Bangkok und dem Fant-Asia-Filmfestival.
- „Last Life in the Universe“ ist in Deutschland auch unter dem Titel „Leben nach dem Tod in Bangkok“ bekannt.
- Für seinen Folgefilm „Invisible Waves“ arbeitete Regisseur Ratanaruang erneut mit Autor Prabda Yoon, Kameramann Christopher Doyle und Hauptdarsteller Tadanobu Asano zusammen.
- Obwohl sie in ihren Filmen als Laila Boonyasak geführt wird, ist der richtige Name von Sinittas in Thailand sehr berühmten Schwester Chermarn Boonyasak; Chermarns Spitzname ist Ploy.
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Fakten |
Originaltitel: Ruang rak noi nid mahasan
ohne Kinostart in: 18.08.2006
Genre: Romantisches Drama / Krimi
Regie:
Pen-ek Ratanaruang
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(80%)
Texte: Martin
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