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Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** * ** - **** ** **** **** 72%
 

 
Mark (Kip Pardue) ist vor Jahren ausgerissen und will in Kure Beach Schildkröten retten. Die Mütter Elizabeth (Tess Harper) und Grace (Bonnie Hunter) machen sich indes Gedanken um ihre Söhne. Weniger spannendes, aber schön ehrliches, ruhiges Drama mit überwiegend guter Darstellerleistung.

Loggerheads
Mark (Kip Pardue) will am Strand von Kure Beach Schildkröten retten.


1999: Der 25-jährige Streuner Mark (Kip Pardue) übernachtet am geschützten Sandstrand von Kure Beach im südlichen North Carolina, um die bedrohten Loggerhead-Schildkröten zu retten. Der homosexuelle Motelbesitzer George (Michael Kelly), der jeden Morgen am Strand entlang joggt, weist Mark am gleichen Abend in einer Bar darauf hin, dass die Polizei es nicht toleriert, wenn Leute am Strand schlafen. Als Mark am nächsten Morgen tatsächlich von der Polizei aufgegriffen wird, bietet George Mark ein Zimmer in seinem Motel an. Mark glaubt irrigerweise, dass es ein Handel ist und George im Gegenzug einen sexuellen Gefallen erwartet. Deswegen gesteht er George gegenüber, dass er HIV-positiv ist.

2000: In der Kleinstadt Eden im Norden von North Carolina beobachtet die ältliche Elizabeth (Tess Harper), Frau von Pfarrer Robert Austin (Chris Sarandon), wie neue Nachbarn mit Kind in ihre Straße ziehen, und möchte diese in der Nachbarschaft begrüßen und zur Kirche einladen. Sie backt extra einen Kuchen, doch als sie sieht, wie sich die beiden männlichen Nachbarn küssen, kehrt sie um. Zusätzlich bedroht die entblößte Davidskulptur im Garten der Nachbarin Ruth (Ann Owens Pierce) die anständige Welt Elizabeths und im Blumenladen fragt Sam (Jeff Billak) sie nach dem ausgerissenen Mark an.

2001: In Asheville im westlichen North Carolina wohnt Grace Ellen Bellamy (Bonnie Hunter) seit einiger Zeit wieder bei ihrer Mutter Sheridan (Michael Learned, sic!) und arbeitet bei der Autovermietung Car-o-lina am Flughafen. Eines Tages mietet der junge Reisende Gill (Michael Esper) zum Muttertag ein Auto bei Grace. Irritiert von Gills Geburtstag muss sie ihm eine persönliche Frage stellen: ob er adoptiert wurde. Gill verneint, doch Grace beschäftigt der Gedanke so stark, dass sie ihre alte Adoptionsagentur nach Jahrzehnten aufsucht, doch die Gesetze in North Carolina sind streng.

Loggerheads
George (Michael Kelly) bewahrt Mark davor, von der Polizei mitgenommen zu werden.


Die bedrohten Loggerhead-Schildkröten (dt. Unechte Karettschildkröte) kehren mysteriöserweise immer genau zu der Stelle zurück, wo sie selbst schlüpften, um dort Eier abzulegen. Somit sind die Schildkröten offensichtliche Methaphern für das Adoptionsthema des Filmes und den Versuch, zu seinem biologischen und regionalen Ursprung zurückzukehren. Loggerhead ist aber auch ein englisches Schimpfwort und lässt sich mit Holz- oder Dummkopf übersetzen. Diese Bedeutung des wortspielerischen Filmtitels "Loggerheads" bezeichnet die Entscheidungen und Sturheit vieler Charaktere.

Der schön fotografierte und mit angenehm wenig Musik unterlegte Film von Tim Kirkman (Doku "Dear Jesse" und Spielfilm "The Night Larry Kramer Kissed Me"), der das Drehbuch schrieb und Regie führte, basiert auf wahren Begebenheiten und ist ein ruhiges, ehrliches Drama, welches es schafft, mit Geduld und ohne großen Skandal tiefere Emotionen und Konflikte hervorzuschälen und Doppelmoral aufzudecken. Es geht um die verlorene zwischenmenschliche Verbindung und die Reue über das Geschehenlassen. Wegen seiner schildkrötengleichen Langsamkeit lässt die Geschichte viel Raum und Zeit für Gefühle, besonders was die erzählenden Charaktere Grace und Elizabeth betrifft. Die Romanze zwischen Mark und George hätte gern intensiver ausfallen und der Charakter Mark wesentlich mehr Tiefe vertragen können.

Loggerheads
Grace (Bonnie Hunter, rechts) ersucht Hilfe von Rachel (Robin Weigert)
bei der Suche nach ihrem Sohn.

Doch "Loggerheads" hat auch einige Schwächen. Die recht offensichtlichen Verknüpfungen der drei zeitlich getrennten, abwechselnd erzählten Episoden werden durch die gebrochene, dekonstruktive Erzählstruktur kaum verschleiert. Allerspätestens nach dem ersten Drittel sollte der Ausgang des Filmes augenscheinlich wie ein Kirchturm bei Tag sein. Darüber hinaus macht die anfängliche Verwirrung durch die drei Erzählebenen es dem Zuschauer nicht einfach, den Einstieg in die Geschichte zu finden, und er muss sich anstrengen, in Erinnerung zu halten, dass die Episoden zeitlich getrennt sind. Ein Pluspunkt ist wiederum die Auflösung.

Gerade die Orte sind in ihrer Wohlüberlegtheit doch leider etwas zu offensichtlich. Dass alle drei Episoden am Muttertag spielen, dass der bigotte Pfarrer mit seiner unkritischen Frau Elizabeth in Eden lebt, dass sich der HIV-positive Mark in Kure Beach (engl. cure bedeutet Heilmittel oder Kur) um eine vom Aussterben bedrohte Tierart kümmert, dass Grace wie die Loggerhead-Schildkröten ihr Kind im Stich gelassen hat und in Asheville wie in der Asche oder den Ruinen ihres Lebens lebt, ist doch ziemlich plakativ und platt. Trotz dieses eher intellektuellen Ansatzes spricht dieses Drama stärker auf emotionaler Ebene an, auch wenn es nicht ganz den Weg bis ins Herz des Publikums schafft. Dazu sind die Charaktere doch zu typisch angelegt.

Loggerheads
Mark markiert ein Nest voller Schildkroteneiern.

Dies kann das großteils feine Schauspiel der Darsteller glücklicherweise abfangen. Besonders die Frauen verleihen ihren Figuren vielseitige Fassetten und echte Gefühle. so dass der Zuschauer sich am besten mit Elizabeth und Grace identifizieren kann. Sowohl Tess Harper ("Silkwood", "No Country for Old Men", "Kiss the Bride") als auch Bonnie Hunter ("The Green Mile", Autorin-Regisseurin von "Zurück zu dir" mit David Duchovny) verkörpern die Konflikte der Mütter sehr gut. Auch Susan Sarandons erster Ehemann Chris ist überzeugend. Der viel versprechende Kip Pardue ("But I'm a Cheerleader – Weil ich ein Mädchen bin", "Gegen jede Regel" mit Denzel Washington) wiederum ist recht ausdruckslos und schafft es diesmal nicht, mehr als hübsch zu sein, was sehr schade ist.

Die DVD hat nur die englische 2.0-Tonspur mit optionalen deutschen Untertiteln, doch das Englisch ist sehr gut zu verstehen. Neben einer Galerie und zwei Kinotrailern enthält die DVD einen Regiekommentar, geschnittene Szenen mit einem neuen Charakter in der Grace-Episode und 6-minütige Interviews mit Hunt und Pardue, die recht informativ sind, obwohl interessantere Fragen hätten gestellt werden können.

Loggerheads
Auch der gutmütige George (Michael Kelly) hat seine Geheimnisse...


  • "Loggerheads" basiert auf der wahren Geschichte von Diana Ricketts.
  • "Loggerheads" ist ausgezeichnet als bester Spielfilm mit dem Großen Preis der Jury des Outfests Los Angeles, sowie den Publikumspreisen des Nashville Film Festivals und des Florida Film Festivals.

Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA

Loggerheads

Jetzt loggerheads (sofern schon verfügbar) auf DVD übers Internet ausleihen
oder die DVD bei momox.de verkaufen.


 

 

Fakten
Originaltitel:
Loggerheads
 
deutscher Kinostart am:
09.01.2006
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Tim Kirkman
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(72%)
 
Texte:
Martin
 
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