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Ein meditatives Gedicht über den Lauf einer Beziehung, ein lustvoller Blick auf die Schönheit der Liebe, ein sehnsüchtiges Ausloten der Tiefe der Seele. Ein ästhetischer, (fast) stummer Kunstfilm über eine homoerotische erste Liebe. Emotional und intellektuell.
Mit einer zärtlichen Geste beginnt die Liebe zwischen Gerardo (Miguel Ángel Hoppe) und Jonás (Fernando Arroyo).
Inhalt:
Unter freiem Himmel macht der Student Gerardo (Miguel Ángel Hoppe) den auf einer Treppe sitzenden Jonás (Fernando Arroyo) an. Es entwickelt sich sofort eine tiefe Verbundenheit geprägt von warmer Innigkeit, liebendem Begehren und wilder Leidenschaft. Die beiden jungen Männer können nicht voneinander lassen.
Immer wieder wird das Paar von Sérgio (lejandro Rojo) beobachtet, der an Gerardo interessiert ist, der jedoch nur Augen für Jonás hat. Nach einiger Zeit beginnt Jonás, in der Disco einem anderen Mann hinterher zu schauen, und seine Liebe für Gerardo beginnt zu schwinden, so dass er ihn immer häufiger abweist. Wenn er mit Gerardo zusammen ist, stellt sich Jonás vor, Gerardo sei der andere aus der Disco.
Schließlich ist die Kluft nicht mehr zu ertragen und sie beenden die Beziehung. Gerardo flüchtet in die Arme von Sérgio, die ebenfalls Liebe versprechen, aber Gerardos Gefühle für Sérgio erreichen nicht die Tiefe wie für Jonás. Nach einer Zeit der Gleichgültigkeit erwächst in Jonás die Eifersucht, als er Gerardo mit Sérgio sieht. Reuevoll versucht Jonás, Gerardo zurückzuerobern.
Gerardos und Jonás' Blicke sagen mehr als jedes Wort.
Kritik:
Hervorgegangen aus dem Kurzfilm „Identidad“, der ebenfalls auf der deutschen DVD enthalten ist, schuf der mexikanische Drehbuchautor und Regisseur Julián Hernández mit Kameramann Alejandro Cantú den kontemplativen und beeindruckenden Film „Broken Sky“ aus einer sehr einfachen Geschichte. Das meisterhafte Kunststück dieses visuellen Filmes besteht darin, eine simple Geschichte in einen 140 Minuten langen Film zu zerdehnen, ohne dabei langweilig zu werden, sondern vielmehr aus einer scheinbar öden Beobachtung heraus geduldige Spannung zu erzeugen.
Sérgio (Alejandro Rojo) genügt es nicht, in der Rolle des Beobachters zu sein...
An alte Stummfilme erinnernd arbeitet der Film vor allem mit der Kamera und dem Schauspiel, benutzt jedoch statt der früher benutzten Zwischentitel einen Erzähler aus dem Off. Die wenigen Dialogzeilen wirken beinahe störend und unnötig, die Erzählung aus dem Off eher irritierend, weil die erwähnten Namen kaum den Charakteren zugeordnet werden können. Der Film setzt auf die universell verständliche Sprache des Körpers, nicht der Stimme. Deswegen ist die emotionale Meisterung der Schauspieler von enormer Wichtigkeit, um die Bandbreite der Gefühle gestisch ausdrücken. Unterlegt ist ihre stumme Sprache von einfühlsamer, passender Musik.
Die Kamera fährt und schwenkt wie ein Ballett choreographiert und voyeuristisch suchend, spielt mit der Zeit und verfolgt die Liebenden bis in ihre intimste Stätte, das Bett. Trotz der Darstellung von Sex erhebt sich „Broken Sky“ weit über das Niveau eines Softpornos. Der Anspruch entspricht dem eines Kunstfilmes. Jedes Bild spricht Bände und spielt mit filmischer Form; die minimalistische und radikale Ästhetik ist sinnlich und doch distanziert in der Beobachtung.
Dem schwulen Blick dient der männliche Körper als zu entdeckende
erotische Landkarte.
„Broken Sky“ ist pure Skopophile, d.h. Schaulust, deren Sinnlichkeit nicht allein in der Betrachtung nackter Körper, sondern in der Beobachtung gelebter Gefühle liegt. Der Blick des (schwulen) Zuschauers wird eindeutig in der stillen Beobachtung erotisiert. Das Voyeuristische vom Film an sich wird hier auf den Punkt gebracht und dient doch keinem pornographischem, sondern einem gefühlsanalytischem Zweck.
Zugleich ist der Film eine Parabel über den erotischen Blick. Sérgio, der begehrende Beobachter von Gerardo und Jonás, ist der filminterne Stellvertreter des unbeteiligten Filmzuschauers. Durch ihn wird sich der Zuschauer seiner Sehnsucht, aktiv zu werden und teilzunehmen, bewusst; ebenso verdeutlicht Sérgios Scheitern, Gerardo wirklich nahe zu kommen, die frustrierende Vergeblichkeit des Beobachtens. Insofern stellt „Broken Sky“ auch indirekt eine Kritik an der Teilnahmslosigkeit der ewigen Zuschauer dar.
Der erwiderte Blick schafft eine Verbindung, von der der Zuschauer
ausgeschlossen ist.
Hintergrund:
- „Broken Sky“ wurde auf der Berlinale 2006 uraufgeführt.
- Erhielt den FIPRESCI-Filmkritikerpreis als Bester Spielfilm und für Bestes Drehbuch.
- Autor-Regisseur Julián Hernández gewann für „Broken Sky“ den Spezial-Jurypreis auf dem Torino International Gay & Lesbian Film Festival, sowie für zwei weitere Spielfilme den Teddy-Award der Berlinale.
Ohne Gerardo verliert Jonás seine Welt: Der Globus als Symbol fehlt
(vergleiche mit Bild oben).
Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA
Jetzt
broken sky (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen
oder die DVD
bei momox.de verkaufen.
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Fakten |
Originaltitel: El cielo dividido
Festivalvorführungen ab: 14.02.2006 auf DVD/Blu-ray ab: 24.04.2007
Genre: Romantisches Drama
Regie:
Julián Hernández
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(82%)
Texte: Martin
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