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Regisseur Uwe Boll begibt sich mit seiner neuesten Videospielverfilmung auf eine extreme Gradwanderung zwischen Gewaltverherrlichung und Politsatire – und gewinnt auf der ganzen Linie. Mit Zack Ward in der Rolle des Verlierers Postal Dude.
Inhalt:
Was für ein Tag: Kaum ist er einen Schritt aus seinem altersschwachen Wohnwagen herausgekommen und hat den Anblick seiner an zur Fettleibigkeit neigenden Ehefrau überwunden, tritt der Postal Dude (Zack Ward) auch schon in ein Häufchen seines Hundes. Noch mühevoll mit der Reinigung seiner Schuhe beschäftigt, eröffnet ihm sein Nachbar, dass seine Frau ihn betrügt. Und das alles auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch für einen neuen Job.
Doch was eigentlich ein Neubeginn hätte werden können, entpuppt sich als großer Witz. Firmenchef Blither (Rick Hoffmann) amüsiert sich köstlich über seinen Kandidaten und lässt ihn zum Abschluss auch noch gleich das Firmenlied singen… Frustriert flüchtet der Dude in die Villa seines Onkels Dave (Dave Foley), der als Sektenchef ein glückliches Leben führen könnte, wenn er nicht gerade von seiner rechten Hand Richard (Chris Coppola) daran erinnert worden wäre, dass er die letzten fünf Jahre seine Steuern nicht bezahlt hat. Doch Dave hat schon eine Idee, wie er das benötigte Geld aufbringen kann – und dazu braucht die Hilfe des Postal Dudes. Dave hat nämlich davon gehört, dass die letzten 1.000 Spielzeugpuppen aus einer Fernsehserie im Freizeitpark „Little Germany“ lagern. Da jede dieser Puppen bei Online-Auktionen 4.000 Dollar einbringen kann, braucht man sie nur dort zu stehlen und alle Probleme wären gelöst.
Doch dafür müsste die weibliche Elite der Sekte zusammen mit dem Dude nicht nur an Uwe Boll (spielt sich selbst), dem Lederhosen-tragenden Besitzer von „Little Germany“, und den Officers Greg (Chris Spencer) und John (Ralf Möller) vorbei, sondern auch schneller sein als die Taliban unter Osama Bin Laden (Larry Thomas) und Mohammed (Michael Benyaer)...
Kritik:
Nicht ohne Grund gehört das Videospiel, das die Vorlage für diesen Film darstellt, zur Gruppe jener Spiele, die wegen ihrer gewaltverherrlichenden und dabei äußerst realistischen Elemente in Deutschland verboten sind. Damit sein Film nicht das gleiche Schicksal erleidet, hat sich Uwe Boll, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist, entschieden, seinen Film als Komödie anzulegen. Durch die politische Hintergrundgeschichte, in der sowohl die Taliban um Osama Bin Laden (dargestellt von Larry Thomas) als auch George W. Bush (dargestellt von Brent Mendenhall) ihr Fett wett bekommen, wurde sogar eine Satire daraus.
Trotzdem sollte der Film natürlich die Videospiel-Gemeinde ansprechen. Daher wird mit Menschenopfern nicht gespart und der Film begibt sich mehr als einmal auf eine extreme Gratwanderung. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Ausgang der Szene im Freizeitpark „Little Germany“: Es ist der Erfinder des Videospiels persönlich, welcher Uwe Boll, der sich in dieser Szene selbst spielt, angreift, da ihm der Film nicht brutal genug ist. Das ist der Auftakt für eine große Ballerei... Obwohl es schon nachdenklich stimmt, wenn der erste Kugeleinschlag in ein unbeteiligtes Kind spontanes Gegröle im Kinosaal auslöst, bleibt Boll bei den Mitteln der Satire, indem er im weiteren Szenenverlauf die Sinnlosigkeit der Brutalität in den Mittelpunkt stellt: Jede Kugel ist ein Treffer, alle Kinder müssen ohne jeden Grund sterben. Aber natürlich überlebt die Fernsehmoderatorin und ihr Kameramann, damit sie auch als erste vom Tatort berichten können...
Wie ein roter Faden, der den Film zusammenhalten soll, spielt sich der schrecklichste Tag im Leben des Verlierers "Postal Dude" vor den Augen des Zuschauers ab. Angelehnt an bekannte Filme wie „Falling Down“, aber auch gewürzt mit einer passablen Anzahl guter Einfälle, stolpert Zack Ward von einem Missgeschick ins nächste und wächst dabei mehr und mehr in seiner Rolle über sich hinaus. Insgesamt liefert er hier eine solide Leistung ab - unterstützt vom gut aufgelegten Chris Coppola und Chris Spencer. Sogar über den peinlichen Auftritt von Ralf Möller kann man gerade noch hinwegsehen.
Aber auch auf die Taliban muss man noch einmal näher eingehen: Wenn George W. Bush mit seinem besten Kumpel Osama telefoniert ist das schon lustig. Doch dass Bin Laden das Seminar eines Motivationstrainers besucht, weil ihm die Jungfrauen für seine Selbstmordattentäter ausgegangen sind, ist ein ebenso genialer Einfall wie die Geheimwaffe, mit der sowohl die Taliban als auch die amerikanische Sekte die USA auslöschen wollen.
Obwohl „Postal“ ohne große Stars, große Werbekampagne oder große Vorschusslorbeeren durch den US-Start nach Deutschland kommt, lohnt sich der Besuch. Man muss sich zwar auf den Brutalitätsfaktor einstellen und sollte auf keinen Fall den Sinn oder Unsinn einzelner Szenen allzu genau hinterfragen. Dafür bekommt man dann aber einen sehr unterhaltsamen Film geboten, der für eine US-Produktion ungewohnt provokativ mit politischen Themen umgeht.
Hintergrund:
- An "Postal" zeigt sich, welche Eigendynamik sich entwickeln kann, wenn ein solches Drehbuch in den USA verfilmt wird. Einerseits findet sich hier ausreichend Kulisse, um eine Szenerie wie das uramerikanische „Paradise City“ einzufangen. Zum anderen gibt es immer wieder auch bekannte Gesichter, die sich bei einer gut durchdachten Rolle auch mal für ein B-Movie verpflichten lassen: Ein paar schöne Beispiele hierfür sind der aus Spiderman bekannte J. K. Simmons, Rick Hoffman in der Rolle des Fabrikchefs Blither und Verne Troyer, der sich selbst als wütenden Stargast spielt.
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Fakten |
Originaltitel: Postal
deutscher Kinostart am: 18.10.2007
Genre: Satire / Action / Videospielverfilmung
Regie:
Uwe Boll Länge: ca. 107 Minuten FSK der Kinofassung: ab 16 freigegeben Kinoverleih: Kinostar
Dieser Film wurde bewertet von: RS(82%)
Texte: RS
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Synchronsprecher
Schauspieler | Synchronsprecher |
Zack Ward | Gerrit Schmidt-Foß |
Dave Foley | Thomas Wolff |
Chris Coppola | Michael Nowka |
TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
05.11.2016 ²) |
02:55 |
Tele 5 |
12.08.2016 ²) |
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²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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