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leer Solange du hier bist


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
** * ** - *** ** *** ** 54%
 

 
Ein alter Mann und ein junger Stricher suchen in der gekauften Nähe ein Stück ehrliche Zuneigung, um ihrer Einsamkeit zu entkommen – wenn auch nur auf Zeit. Kammerspielartiges Filmdebüt von Stefan Westerwelle. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Filmpreis. Trotz der Kürze von 73 Minuten langatmig.

Solange du hier bist


Georg (Michael Gempart) ist ein älterer Mann, lebt alleine und zurückgezogen. Den wenigen Kontakt zur Welt außerhalb seiner vier Wände hat er mit einer Lebensmittelverkäuferin und dem jungen, ebenfalls einsamen Stricher Sebastian (Leander Lichti).

Georg bezahlt Sebastian für ein bisschen Nähe und bemüht sich um einen freundschaftlicheren Umgang miteinander. Sebastian bleibt reserviert, doch zwei Tage vor seinem Geburtstag hat Sebastian einen Ausraster in Georgs Badezimmer.

Nachdem die Wunden versorgt sind, bittet Sebastian Georg, über Nacht bleiben zu dürfen, weil der letzte Bus bereits weg ist. Georg freut sich im Stillen darüber. Es scheint, dass Sebastian ihn braucht, und tatsächlich wird Sebastian persönlicher. Wie lange wird Sebastian bleiben?

Solange du hier bist


Gemeinsam einsam in einem Haus, oder in Sex vereint und doch Welten auseinander, das ist der Kosmos von "Solange du hier bist", mit dem Stefan Westerwelle an der Kunsthochschule für Medien in Köln abschloss und den Sonderpreis des Deutschen Kurzfilmpreises 2006 (Goldene Lola) gewann. Es ist ein sehr ruhiger Film der kleinen Gesten und der großen Leere, ein Film der körperlichen Nähe und der geistigen Entfernung.

Die Zuwendung, die Georg sich von Sebastian erkauft, erfüllt nicht seine Sehnsucht nach zwischenmenschlicher Nähe, denn Sebastian hat kein persönliches Interesse an dem wesentlich älteren, einsamen Georg. Für Georg ist ein Butterbrot bei Kerzenschein eine große Geste. Bei Sebastians spärlichen Äußerungen über Persönliches kann man sich nicht sicher sein, ob es nicht erlogen ist. Dennoch scheint Sebastian sich auch ein wenig bei Georg geborgen zu fühlen, da er sich vielleicht nach einem Vaterersatz sehnt.

Solange du hier bist

Westerwelles erster längerer Spielfilm, der fast ausschließlich in einem kleinen Haus spielt, ist eindringlich und beklemmend, gleichzeitig aber auch langatmig, fast nervtötend. Verständlicherweise kann man mit einem No-Budget von zehntausend Euro nicht viel machen, aber ein bisschen mehr Spannung und Dramaturgie hätte es schon sein dürfen. Mit der DV-Kamera der Dokumentarfilmerin Bernadette Paaßen ("Rückenwind") bei naturalistischem (also auch düstererem) Licht gedreht, bekommt der Spielfilm selbst dokumentarischen Charakter.

Statt auf weitreichende Geschehnisse oder Dialoge setzt "Solange du hier bist" auf die Beobachtung kleiner, wiederholter Alltagshandlungen von dürftiger Bedeutung: Anziehen, ausziehen, anziehen, ausziehen, zwischendurch Essen zubereiten oder Tagebuch auf Kassette sprechen. Das sind Indizien des seelischen Zustands, die dem Zuschauer Geduld abverlangen. Georg ist ein bisschen von Sebastian besessen, erscheint dieser doch für ihn wie ein letzter Strohhalm auf menschliche Wärme. Doch diese hat Sebastian nicht zu bieten, zumindest nicht für Georg. Berührungen finden zwischen den beiden kaum statt.

Solange du hier bist

Kaum mehr als Tristesse springt vom Film auf den Zuschauer über. Der Film ist ein Duell, wer in dem 2-Mann-Stück der einsamere ist. Dennoch ist der Film nicht sentimental und meidet konsequent Stereotype genauso wie Erotik. Obwohl nicht viel passiert und vermittelt wird, fällt es manchmal schwer, den Zusammenhang herzustellen. Einige Szenen gegen Ende könnten sowohl Fantasien als auch Zeitsprünge sein, das lässt sich recht schwer sagen. So muss der Zuschauer sich selbst die Bedeutungen der schauspielerischen Gesten und filmischen Stilmittel zusammenreimen.


  • Die DVD enthält als Bonus ein Interview mit Regisseur Westerwelle und Kamerafrau Paaßen, mehrere Galerien und eine Trailershow.

Solange du hier bist

Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA

Solange du hier bist

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Fakten
Originaltitel:
Solange du hier bist
 
deutscher Kinostart am:
25.10.2007
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Stefan Westerwelle
 
Länge:
ca. 80 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
Pro-Fun
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(54%)
 
Texte:
Martin
 
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