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Die linksradikale Rote Armee Fraktion kämpft für ihre politischen Ziele gegen den Polizeistaat der BRD, wird verurteilt und kämpft aus dem Untergrund und dem Gefängnis aus weiter. Auf dem Sachbuch von Stefan Aust basierender Geschichtsfilm von Bernd Eichinger und Uli Edel. Großartig besetzt und fesselnd.
Auch die Polizisten schlagen auf die friedlichen Demonstranten ein.
Inhalt:
Im Juni 1967 herrscht Vietnamkrieg und der Schah von Persien besucht mit seiner Frau Berlin. Vor der Deutschen Oper haben sich Anhänger, aber auch einige Hundert Demonstranten eingefunden. Schon im Vorfeld war die Stimmung aufgeheizt und so greifen die Anhänger des Schahs die Demonstranten an. Mit Holzlatten schlagen sie auf die Demonstranten ein, ohne dass die zahlreichen Polizisten einschreiten. Ganz im Gegenteil geht die Polizei mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor, hetzt sie brutal durch die Straßen und ein Zivilpolizist erschießt den Studenten Benno Ohnesorg.
Die Journalistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) hat sich schon vorher für die Sache der Studenten eingesetzt, einen offenen Brief an die Frau des Schahs geschrieben und sich gegen den Polizeistaat ausgesprochen. Nach dem Mord an Ohnesorg wird die Studentenbewegung noch stärker. Eine radikale Gruppe um Andreas Baader (Moritz Bleibtreu) und seine Freundin Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) legt im April 1968 in zwei Frankfurter Kaufhäusern Brandbomben. Sie werden verhaftet, zu drei Jahren Haft verurteilt, aber bis zur Revision auf freien Fuß gesetzt.
Rudi Dutschke (Sebastian Blomberg) heizt mit seinen Reden die Stimmung unter den Studenten an.
Als der Studentenführer Rudi Dutschke (Sebastian Blomberg) ein paar Tage später bei einem Attentat lebensgefährlich verletzt wird, firmieren sich spontane Demonstrationen gegen den Axel-Springer-Verlag. Meinhof ist mit unter den Randalierern, wird jedoch nicht festgenommen, weil sie Journalistin ist. Meinhof berichtet auch vom Revisionsprozess Baaders und Ensslins, der abgelehnt wird, und trifft sich im Gefängnis mit Ensslin für ein Interview.
Baader und Ensslins flüchten nach Rom, kehren aber einige Monate später wieder heimlich in die BRD zurück. Sie nisten sich bei Meinhof ein und verüben neue Straftaten. Baader wird verhaftet und Meinhof hilft Ensslin, Baader bei einem fingierten Recherchetermin zu befreien. Weil sie nun ebenfalls gesucht wird, schließt sie sich der Gruppe an, flüchtet mit ihnen in ein palästinensisches Trainingslager und lässt ihre Zwillingstöchter zurück. Bei ihrer Rückkehr in die BRD verübt die RAF-Gruppe erfolgreiche Banküberfälle und Sprengstoffanschläge, doch der BKA-Beamte Horst Herold (Bruno Ganz) spürt die Täter einen nach dem anderen auf.
Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) befindet sich als Journalistin mitten in den Krawallen.
Kritik:
Schockierende Gewalt und Ungerechtigkeit leiten den Film ein. In einer ohnehin unruhigen Zeit beschleunigt die Ermordung Ohnesorgs die Entwicklung der Studentenproteste und die Bildung der RAF (Rote Armee Fraktion). Danach folgen die wichtigsten Ereignisse kurz und prägnant wie im Geschichtsunterricht. Eine Dokumentation sollte "Der Baader Meinhof Komplex" gar nicht werden, doch eine wirkliche Verspielfilmlichung durch Eichingers Drehbuch fand ebenfalls nicht statt.
Dazu fehlen einige Aspekte. Zwar liegt ein stärkerer Fokus auf Ulrike Meinhof, aber eigentlich gibt es keine feste Hauptfigur, wodurch der Zuschauer kaum Identifikationszugang zum Film hat. Die Entwicklung der Ereignisse hat ihre eigene, etwas untypische Dramaturgie. Sehr viele Situationen werden recht lose aneinander gereiht und haben trotz 2 ½ Stunden Laufzeit kaum genug Raum. Dadurch bleiben erst recht wenig Entfaltungsmöglichkeiten für die Charaktere und ihre Beweggründe.
Den Brandstiftern Baader (Moritz Bleibtreu) und Ensslins (Johanna Wokalek) wird der Prozess gemacht.
Der Film gleicht einem Wettessen, wo Masse statt Genuss zählt. Einerseits kommt der Zuschauer so in den Adrenalinrausch der rasanten Geschichtsachterbahn, doch im Nachhinein fehlt das tiefgreifende Verständnis für die handelnden Menschen. Dies ist sowohl Minus- als auch Pluspunkt für den Film, der die Ereignisse authentisch und neutral darzustellen versucht und somit die Zuschauer zum Mitdenken und aktiven Hineinversetzen bringt.
Aller Neutralität zum Trotz scheinen gerade Baader und Ensslins mit ihrer kompromisslosen Revoluzzer-Attitüde neben der bodenständigeren Meinhof wie Rock-n-Roll-Stars. Eine Heroisierung sollte laut Filmemacher eigentlich nicht stattfinden und doch stehen sie am Ende ein wenig wie Märtyrer da.
Der teuerste deutsche Film bislang wimmelt vor guten deutschen Darstellern. Bleibtreu, Gedeck, Wokalek und Ganz bilden nur die Sperrspitze. Andere mussten sich mit kleinen Nebenrollen zufriedengeben. Ausfälle gibt es überhaupt keine und auch sonst kann "Der Baader Meinhof Komplex" mit einer grandiosen Produktion aufwarten. Letzten Endes ist es ein mitreißender Geschichtsfilm, der gerade ein jüngeres Publikum fasziniert, welches nach dem Deutschen Herbst aufwuchs.
Während die erste Generation der RAF im Gefängnis eine schwere Zeit hat...
Hintergrund:
- Entgegen einiger Behauptungen im Vorfeld ist die TV-Fassung von "Der Baader Meinhof Komplex" keine 30, sondern nur knapp 10 Minuten länger als die Kinofassung (ohne die Zusammenfassung am Anfang des zweiten TV-Teils einzurechnen). Direkt nach der TV-Ausstrahlung erschien die längere TV-Fassung (151 Minuten gegenüber 143 der DVD-Kinofassung) mit einer Bonus-DVD, die mit bombastischen 138 Minuten an Making-ofs, Interviews und Hintergründen ausgestattet ist.
...geht die zweite Generation nicht minder zimperlich vor.
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Fakten |
Originaltitel: Der Baader Meinhof Komplex
deutscher Kinostart am: 25.09.2008
Genre: Drama / Biopic-Krimi
Regie:
Uli Edel Länge: ca. 150 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Constantin
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(90%)
Texte: Martin
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23.02.2024 |
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