Die Stadt der Blinden |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
** | - | **** | - | * | - | ***** | *** | 54% |
Inhalt:
Völlig ohne jede Vorwarnung kann ein Autofahrer (Yusuke Iseya) an einer Ampel nicht weiterfahren: Er ist erblindet – sieht nur noch weiß. Der freundliche Mann (Don McKellar), der ihm spontan hilft, ihn nach Hause fährt und ihn zuvorkommender Weise auch gleich noch um sein schönes Auto erleichtert, hat leider nicht lange Freude an seinem Diebesgut, da auch er schnell nur noch weiß sieht. Ebenso ergeht es innerhalb kurzer Zeit dem Augenarzt (Mark Ruffalo), der den ersten der Erkrankten untersuchte, sowie einigen seiner Patienten. Über das Krankenhaus, in dem die Meldungen zusammentreffen, wird das Gesundheitsministerium informiert. Damit beginnt eine verhängnisvolle Entwicklung.
Im Sanatorium verdankt der Augenarzt und weitere in ihrem Raum unterkommende 'Patienten' der einzigen Sehenden unter den ganzen Blinden, dass ihr Leben ein ganz kleines bisschen weniger unerträglich ist. Denn alle Blinden sind hier weggeschlossen, haben keinerlei Kontakt zur Außenwelt, bekommen nicht genug zu essen und noch nicht mal das Nötigste an medizinischer Ausstattung, um kleinere Verletzungen behandeln zu können.
Kritik:
Wer bei "Die Stadt der Blinden“ einen Thriller erwartet, bei dem der Ausbruch einer rätselhaften Krankheit kriminalistisch oder medizinisch untersucht wird, irrt gewaltig. Hier geht es nicht einmal ansatzweise darum, zu erklären, unter welcher Art von Erkrankung die Patienten leiden. Vielmehr hat sich das Autorenteam José Saramango (Romanvorlage) und Don McKellar (Drehbuch) darauf konzentriert, die soziologischen Folgen des 'Wegsperrens' von Kranken, wie man es aus Geschichtsbüchern von den Pesttürmen her kennt, innerhalb der (modernen) amerikanischen Gesellschaft auf möglichst effektvolle und drastische Weise auszumalen. Was dabei herausgekommen ist, kann man als wahrlich schwere Kinokost bezeichnen.
Nach dem Filmbesuch lohnt es sich hier besonders, in die Analyse des Gesehenen einzusteigen; die Frage, warum die Frau des Augenarztes bis zum Ende nicht erblindet, bleibt selbst am Filmende ungeklärt und bietet jede Menge Potential für Interpretationen. Eine Theorie ist das gegensätzliche Verhalten: Während alle Erkrankten oberflächlich, eigennützig und ignorant auftreten, verhält sie sich anders; als der Augenarzt sie abweisen will, sucht sie seine Nähe; als sie die Möglichkeit hat, in Freiheit zu bleiben, täuscht sie die Krankheit vor, um ihrem Mann zu helfen; im Kontrast zur allgemeinen Resignation steht sie auf und beendet die Tyrannei im Sanatorium – und zwar ohne sich selbst direkt einen Vorteil davon verschafft zu haben.
Neben Julianne Moore, die hier ein Wechselbad der Gefühle ausdrücken und damit den Film zu einem guten Drittel alleine stemmen muss, agiert eine feine Riege von Darstellern, denen es überzeugend gelingt, so aufzutreten, dass man glaubt, sie seien wirklich blind. Außer Mark Ruffalo als Augenarzt, muss man hier auf jeden Fall noch Danny Glover und Gael García positiv erwähnen.
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