Outsourced - Auf Umwegen zum Glück |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ***** | *** | ** | **** | ** | **** | ***** | 85% |
Inhalt:
Es ist ein Tag wie jeder andere im Leben des Todd Anderson (Josh Hamilton). Eben noch schwatzte er einem Anrufer zu seiner Bestellung noch eine überflüssige und überteuerte Expresslieferung auf und jetzt erwartet er ein Lob seines Chefs für die guten Zahlen seines Callcenters. Doch weit gefehlt. Die Nachricht, die er erhält, könnte schlimmer nicht sein. Die Firma verlagert seine Abteilung aus Kostengründen nach Indien. Alles ist schon geregelt – und jetzt soll Todd nach Indien fliegen und seinen Nachfolger ausbilden. Da der überwiegende Teil seines Gehalts aus Aktienanteilen besteht, die verfallen, falls er selbst kündigt, hat er keine Wahl und steigt tatsächlich in das Flugzeug nach Indien.
Dort erwartet ihn der absolute Kulturschock: Während es am Flughafen und bei der Suche nach dem geeigneten Taxi noch verhältnismäßig harmlos losgeht, wird spätestens der Einstieg in den völlig überfüllten und zudem bereits fahrenden Zug zur ersten Hürde. Als er dann auch noch feststellen muss, dass das Luxushotel eine private Pension und das Bürogebäude eine selbstgebaute und erst halbfertige Lagerhalle ist, droht es ihm den Boden unter den Füßen wegzureißen. Doch Todd ist hart im Nehmen, denkt weiterhin wenig über Land und Sitten nach und versucht einfach, irgendwie seinen Job zu machen. Dass er damit bei den indischen Angestellten auf einigen Widerstand stößt, ist ihm zunächst nicht verständlich. Erst als er begreift, dass die Weigerung, am Telefon zu lügen, ebenso ernst gemeint ist, wie die Liebe der Callcenter-Agenten zu den eigenen Produkten, findet er in der wortgewandten und selbstbewussten Asha (Ayesha Dharker) eine Verbündete. Gemeinsam versuchen sie nun, die vom Management geforderte und nahezu unerreichbare Quote von weniger als sechs Minuten pro abgeschlossene Bestellung zu erreichen…
Kritik:
In Deutschland wie in Amerika sind zahlreiche Arbeitnehmer direkt oder indirekt von den Folgen des Outsourcings oder Offshorings, wie die Verlagerung von Jobs in Billiglohnländer auch genannt wird, betroffen. Es war also längst überfällig, dass dieses Thema einmal humorvoll in einer Komödie aufgegriffen wird. Die von John Jeffcoat gewählte Mischung aus Kulturkomödie, Businesssatire und Lovestory erweist sich dabei als sehr gelungen. Dem Zuschauer wird eines schnell klar: Auch die Inder sind Menschen. Allerdings haben sie eine ganz andere, überraschend positive Art, mit den Wirren der westlichen Wirtschaft klarzukommen…
Während Josh Hamilton in all diesen Szenen insgesamt bereits eine ganz gute Figur macht, brilliert er vor allem in der Schlussviertelstunde. Eine Schlüsselszene ist dabei besonders gut gelungen: Als er von einem Mann, der hinter seinem Hotel als Wäscher arbeitet und dem er täglich seine Essenreste über die Mauer gereicht hat, zum Essen eingeladen wird, erkennt Todd, dass er – trotz aller Kulturunterschiede und ohne jegliche sprachliche Kommunikation – hier in Indien bereits mehr echte Freundschaften geknüpft hat, als in Amerika in seinem bisherigen Leben. Neben Josh Hamilton und der durchweg gut aufspielenden Riege der indischen Nebendarsteller, spielt sich vor allem Ayesha Dharker in der Rolle der gleichzeitig selbstbewussten und traditionsgeprägten Asha in die Herzen der Zuschauer. Immer zum richtigen Zeitpunkt sorgt sie mit ihren Fragen und ihrer offen vorgetragenen Meinung für Erstaunen. Dazu liefert sie die für diesen Film unumgänglichen Hintergrundinformationen zu den indischen Traditionen. Und nicht zuletzt übernimmt sie den Part der zum Scheitern verurteilten heimlichen Liebe, bevor sie ihre von den Eltern vorherbestimmte Ehe eingeht.
Dass die Drehbuchautoren die Kosteneinsparungswut und „Wegwerfmentalität“ der modernen Manager in der westlichen Wirtschaft zum Filmende auf die Spitze treiben, trägt deutlich zum positiven Gesamteindruck bei. Ein allzu glückliches Ende wäre weder realistisch gewesen, noch hätte es den nötigen Denkanstoß gegeben, den der Film geben möchte: Ist es eigentlich angemessen, wie westliche Bürger (und Manager) mit den in Billiglohnländern arbeitenden Menschen umgehen und was sie über sie denken?
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