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leer Der fremde Sohn


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** ** **** *** **** - **** **** 74%
 

 
Der Sohn von Christine Collins (Angelina Jolie) verschwindet spurlos. Die korrupte Polizei bringt ihr einen fremden Jungen und sperrt sie in die Psychatrie, weil sie die Mutterschaft abstreitet. Unvorstellbar absurde, aber reale Geschichte der 1920er.

Der fremde Sohn (mit Angelina Jolie)


Los Angeles in den 1920ern. Die allein erziehende Mutter Christine Collins (Angelina Jolie) arbeitet in einer Telefonzentrale in Los Angeles und schafft es, die Arbeit zu erledigen, wenn ihr Sohn Walter (Gattlin Griffith) in der Schule ist. Doch während Christine eine kranke Kollegin vertritt, bleibt ihr Sohn allein zu Hause und verschwindet. Christine will ihren Sohn vermisst melden, aber die Polizei reagiert langsam.

Nach fünf langen Monaten präsentiert die krisengeschüttelte Polizei voller Stolz einen Jungen, der sich als Walter ausgibt, es aber nicht ist. Der windige Polizei-Captain J. J. Jones (Jeffrey Donovan) redet Christine ein, dass sie unter Schock stehe, und dreht ihr das Kind an. Doch ihr Mutterinstinkt lässt sich nicht täuschen. Biologische Unterschiede, die sie bemerkt, versucht ein von der Polizei gestellter Arzt zu verklären, aber Christines Protest wird immer vehementer.

Der fremde Sohn (mit Angelina Jolie)
Polizei-Captain J. J. Jones (Jeffrey Donovan) will sein gutes Ansehen wahren...

In Pastor Gustav Briegleb (John Malkovich), der eine Radiosendung moderiert, findet Christine schließlich einen Verbündeten. Ihm ist die Korruption und Inkompetenz der Polizei von L.A. ein Dorn im Auge. Weil jedoch der Ruf des Captains auf dem Spiel steht, wenn sein Fehler aufgedeckt wird, lässt er Christine in eine psychiatrische Abteilung einweisen, die ebenfalls von der Polizei korrumpiert ist.

Pastor Briegleb macht Christines Geschichte öffentlich und mit einem Anwaltsfreund gelingt es ihm, Christine aus der Klinik zu holen. Währenddessen fährt Detective Lester Ybarra (Michael Kelly) hinaus zu einer Ranch, um den minderjährigen Sanford Clark (Eddie Alderson) zu holen, der nach Kanada ausgewiesen werden soll. Was dieser dann aber dem Polizisten erzählt, wirft ein völlig neues Licht auf Christines Fall: Sanford offenbart, von seinem Onkel Gordon Northcott (Jason Butler Harner) genötigt worden zu sein, zu helfen, 20 Kinder zu töten, unter ihnen Christines Sohn. Die Jagd auf Northcott beginnt, denn Christine glaubt noch immer, dass ihr Sohn lebt…

Der fremde Sohn (mit Angelina Jolie)
Die verzweifelte Christine (Angelina Jolie) bittet Pastor Briegleb (John Malkovich) um Hilfe.


Wissend, dass "Der fremde Sohn" auf einer wahren Geschichte beruht, kommt man vor allem in der ersten Hälfte des Filmes nicht drum herum, bei der ein oder anderen Szene den Kopf zu schütteln oder sich zu fragen, ob man in einer Satire sitzt. Derart absurd ist die Situation, dass trotz eindeutiger Beweise der Mutter kein Gehör geschenkt wird und sie stattdessen von der Polizei als psychisch gestört diffamiert werden kann. Es ist fast unvorstellbar für den postmodernen Menschen, dass Frauen vor noch gar nicht allzu langer Zeit so unterwürfig, fügsam und machtlos waren.

Regisseur Clint Eastwood stellt die wilden 1920er als eine autoritätshörige Zeit dar. Männer waren noch Männer, obgleich großteils korrumpiert, wenn ihnen Macht gegeben ist, und Männer allein hatten das Sagen; Frauen waren schwach, ohne Selbstbild oder Selbstbewusstsein. Deswegen schwankt Angelina Jolies Darstellung der Christine Collins zwischen aufrührerischer Mutter, die für ihren Sohn und ihre Ehre kämpft, und duckmäuserischer Bürgerin.

Der fremde Sohn (Angelina Jolie)Der Zuschauer hat dabei ein wenig Mühe, wirklich zu erkennen, warum sie sich in einem Moment der Autorität widersetzt und warum sie im nächsten klein beigibt. Jolies Darstellung mangelt es nicht an trotzig bebender Lippen und doch bleibt ihre Leistung hinter der in "Durchgeknallt – Girl, Interrupted" oder anderen Filmen zurück. Sie spielt berechnend und mit einer merkwürdig flachen Melodramatik, die aber letztendlich nicht wirklich überzeugend ist. Fast scheint es, als wolle Jolie der Öffentlichkeit durch den Film beweisen, wie wichtig ihr im wirklichen Leben ihre junge, medienüberwachte Familie ist.

Der Kosmos des Films, der in den Jahren 1928 bis 1935 spielt, ist anfangs sehr auf Collins' Geschichte beschränkt. Später wechselt die Perspektive zwischenzeitlich auf den Polizisten Ybarra, der als einziger unkorrumpiert die Wahrheit sucht und die Morde aufdeckt. Trotz einiger schwächerer Dialogstellen ist die vorrangige Stärke des Films das Drehbuch von J. Michael Straczynski. Dieser hat in den letzten zwei Jahrzehnten für ein paar TV-Filme und sehr viele Serien geschrieben und "Babylon 5" erschaffen. Für sein erstes Kinodrehbuch nahm er die zur Vernichtung freigegebenen Akten der Wineville-Chicken-Coop-Morde an sich. Auf dieser Grundlage erarbeitete er, sich an die Fakten haltend, eine kaskadische Dramaturgie, die sich von einem irreführend einfachen Familiendrama über einen Bürgerrechtskampf zu einem Kriminal- und Gerichtsthriller erwächst, der halbwegs an kritische Polizeifilme wie "L.A. Confidential" erinnert.

In recht düsteren, irdenen Tönen des Films entwirft Eastwoods Regie mit Ruhe ein erschütterndes Drama. Als Regisseur hat er in den letzten Jahren viele gute Leistungen erbracht, die ihm neben je zwei Regie- und Bester-Film-Oscars auch zahlreiche andere Preise einbrachten. Mit "Der fremde Sohn" setzt er diese gute Arbeit fort, obgleich sein Auge auf die schauspielerische Leistung seiner Hauptdarstellerin ein bisschen wacher hätte sein können. Auch der von Eastwood geschriebene Soundtrack ist ordentlich, obgleich manchmal recht bedrohlich, als handelte es sich um einen Horrorfilm. Dafür sind die Kulissen, Kostüme, die Kameraführung und subtile computergenerierte Tricks hervorragend, und das Endergebnis ein sehenswerter Film.

Der fremde Sohn (mit Angelina Jolie)
Auch ein neuer Sohn ersetzt den alten nicht...

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Fakten
Originaltitel:
Changeling
 
deutscher Kinostart am:
22.01.2009
 
Genre:
Drama / Krimi-Thriller
 
Regie:
Clint Eastwood
 
Länge:
ca. 142 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 12 freigegeben
mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt
 
Kinoverleih:
UPI
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(69%)
&
RS(79%)
 
Texte:
Martin
 
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Synchronsprecher

SchauspielerSynchronsprecher
Angelina JolieClaudia Urbschat-Mingues
Frank WoodLeon Rainer
John MalkovichJoachim Tennstedt

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TV-Termine

DatumUhrzeitSender
05.04.2023 23:10 ZDF NEO
09.10.2021 21:35 ZDF Neo
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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