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leer Die Schuld, eine Frau zu sein


Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** - *** - **** - ***** **** 82%
 

 
Nach ihrer vom Ältestenrat beschlossenen Vergewaltigung klagt Mukhtaran Mai die Tat an und erwirkt einen über Jahre laufenden Gerichtsprozess. Durch internationale Medien publik gemacht erlangt Mukhtaran Mai großen Einfluss, den sie zum Wohl ihres Dorfes einsetzt. Schockierend und inspirierend!

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)


Im vollkommen rückständigen Dorf Meerwala in Pakistan beschließt der Ältestenrat am 22.06.2002, dass die 30-jährige, unverheiratete Mukhtaran Mai (auch als Mukhtar Mai oder Mukhtaran Bibi übersetzt) bestraft werden muss für eine angebliche Vergewaltigung eines Mädchen aus dem Mastoi-Clan durch Mukhtaran Mais Bruder Shaqoor. Abgesegnet vom Ältestenrat kommt es im Beisein des Rates zu einer Massenvergewaltigung nach einem alten Auge-um-Auge-Brauch, nachdem Shaqoor insgeheim von Leuten des Mastoi-Clans vergewaltigt wurde.

Im Gegensatz zu vielen anderen unterdrückten Frauen begeht Mai keinen Selbstmord, sondern meldet den Vorfall bei den Behörden, die nur langsam reagieren. Durch lokale Medien bekannt gemacht gewinnt die archaische Vergewaltigung eine ungeahnte Dimension, als die New York Times, die BBC, Time Magazine und andere internationale Medien davon berichten. Unter diesem Druck führt die pakistanische Regierung eine Untersuchung des Falls durch und richtet über die Vergewaltiger, die in Revision gehen.

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)

Mukhtaran Mais Mut, ihre Peiniger anzuklagen, wird mit Preisen gewürdigt. Durch die internationale Aufmerksamkeit und die pakistanische Regierung fließt Geld an Mai, die dieses und ihren neu gewonnenen Einfluss selbstlos nutzt, um in ihrem Dorf Schulen zu eröffnen, Strom und Telefonleitungen legen und die Straße zum Dorf ausbauen zu lassen. Gesetze werden nach ihrem Fall geändert.

Als die gefeierte Frauenrechtlerin ins Ausland eingeladen wird, setzt man sie fest und entzieht ihr den Reisepass. Jahrelang kämpft sie schon für ihr Recht. Doch über die Vergewaltiger ist immer noch nicht endgültig gerichtet und die Bedrohung für sie, ihre Familie und Freunde hat nicht nachgelassen.

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)


Von einer unbedeutenden, ungebildeten Hinterdörflerin zu einer der 100 einflussreichsten Menschen der Welt (laut Time Magazine 2006), das ist die Geschichte von Mukhtaran Mai. Doch das Leid, dass sie ertragen, und den Mut, den sie aufbringen musste, um sich gegen die einflussreichen Peiniger zu stellen, sind unermesslich und eine große Inspiration für alle, die immer noch nicht ganz glauben können, dass die Taten eines einzelnen Menschen von Bedeutung sind.

Dass Mai das an ihr begangene Verbrechen nicht verschwiegen, sondern trotz aller Schande öffentlich angeklagt hat, veränderte viel in ihrem Dorf, in ihrem Land und auf der ganzen Welt. Mittlerweile führt die "Mukhtar Mai Women’s Welfare Organization" vier Schulen mit 900 Schülern und Schulbus, ein Frauenhaus, eine legale mobile Klinik, eine Hotline und ein Krisenzentrum für Frauen.

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)

Im Interview mit Regisseur Mohammed Ali Naqvi erfuhr Cineclub, dass Mukhtaran Mai mittlerweile die 5. Klasse ihrer eigenen Schule besucht, jedoch durch ihre Reisen als Ikone des Frauen- und Menschenrechts nicht immer die Zeit zum Lernen findet. Zudem ehelichte sie im März 2009 den Polizisten Nasir Abbas Gabol, der in den letzten Jahren für ihren Schutz sorgte. Normalerweise leiden vergewaltigte Frauen in Pakistan unter sozialem Stigma. Außerdem erfuhren wir, dass der Prozess gegen die ursprünglichen 14 Angeklagten abermals vom pakistanischen Supreme Court auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Seit Jahren warten die Inhaftierten auf ein Urteil.

Im Sommer 2002, als die internationale Presse über den Fall zu berichten begann, befand sich der in New York lebende Filmemacher Naqvi in Pakistan, besuchte Mai, interviewte sie und verfolgte schließlich den Fall filmisch über mehrere Jahre. Er führte auch Interviews mit ihrer Familie, dem verfeindeten Clan, Journalisten und vielen anderen und schnitt daraus eine ausführliche, 95-minütige Dokumentation, die alle Irrungen und Wirrungen von Mais Fall schildert. Bis auf wenige Ausnahmen stammen alle Aufnahmen von Naqvi.

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)

Als Naqvi seine Dokumentation zu drehen begann, war nicht abzusehen, wie sich Mais Fall in den folgenden Jahren entwickeln würde. Zuschauer, die mit Mais Geschichte nicht allzu vertraut sind, begeben sich durch Naqvis Augen auf eine Reise, die jenen unvorhersehbaren Wendungen folgt. Dadurch bleibt der Film spannend und durch viele Einblendungen von Namen und Daten kann der Zuschauer die Geschehnisse gut nachvollziehen.

Die Brisanz des Themas macht den Film nicht nur für Schulklassen und Feministinnen interessant, doch leider vergingen bereits drei Jahre, bis „Die Schuld, eine Frau zu sein" nun endlich in Deutschland erstmalig im Rahmen des bundesweiten Filmfestivals „ueber Macht – Kontrolle, Regeln, Selbstbestimmung" zu sehen ist. In den vergangenen Jahren wurde der Film auf internationalen Festivals sowie im Fernsehen in den USA, Kanada, Korea und anderen Ländern gezeigt.

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)



  • Alle Infos zur pakistanischen Aktivistin Mukhtaran Mai (Wikipedia).

  • Regisseur Mohammed Ali Naqvi wurde für den Film auf dem „Durban International Film Festival" und dem „Full Frame Documentary Film Festival" ausgezeichnet. Zurzeit arbeitet Naqvi an einem Spielfilmdrehbuch und erarbeitet mit MTV das Programm Iggy.

Die Schuld, eine Frau zu sein (Shame)

Jetzt die schuld eine frau zu sein (sofern schon verfügbar) auf DVD übers Internet ausleihen
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Fakten
Originaltitel:
Shame
 
auf DVD/Blu-ray ab:
15.01.2009
 
Genre:
Dokumentation
 
Regie:
Mohammed Naqvi
 
Länge:
ca. 95 Minuten
 
Kinoverleih:
BFilm
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(82%)
 
Texte:
Martin
 
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TV-Termine

DatumUhrzeitSender
21.02.2015 20:15 Sixx
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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