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Vier Kurzfilme mit sehr verschiedenen Geschichten über schwarze Männer on the Down Low, d.h. Männer, die sich über ihre homosexuellen Neigungen bedeckt halten und diese heimlich ausleben. Brisant, beseelt, bewegend.
Inhalt:
Der angehende Journalist Chadwick Williams (Damian Toofek Raven) recherchiert für ein Buch über Männer, die Sex mit Männern haben, und erzählt dabei vier Geschichten:
Wes Thomas (Darren Schnase), ein erfolgreicher Immobilienbanker, fühlt sich von seiner Ehefrau Sarah(Jessica Beshir) unter Druck gesetzt, als ein Freundespaar sich verlobt. So richtig glücklich ist Wes ohnehin nicht und merkt, dass er sich zu Männern hingezogen fühlt. Dann zieht unverhofft Wes' Schwager Trent (Ty Vincent) bei ihnen ein und bringt Wes in Versuchung.
Der Agent Robert Hall (Terrell Tilford) flirtet mit dem heißen, aber wesentlich jüngeren Ladeninhaber Austin (Kareem Ferguson). Zufällig treffen sie in einem eindeutigen Chatroom aufeinander. Als Robert Austin zu Hause besucht, will er nur das eine, doch Austin will es langsam angehen lassen. Gegen Roberts bisherige Gewohnheit treffen sie sich häufiger und verlieben sich trotz Austins Zweifeln. Denn da gibt es ein großes Hindernis: ein Geheimnis. In Roberts Leben gibt es Rhonda (Toyin Moses), der er nichts von seiner Liebe zu erzählen wagt.
Chadwick (Damian T. Raven, Mitte) erzählt die Down-Low-Geschichten von
Boo (l., Oneil Cespedes) und Wes (Darren Schnase).
Boo (Oneil Cespedes), ehemaliger Sträfling und Schnorrer, betrügt seine Freundin Keisha (LaToya Haynes) mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Das hat sie gehörig satt und setzt ihn vor die Tür. Boo nistet sich bei seiner Mutter ein, hängt mit seinen Kumpels ab und treibt es weiterhin wild und leichtsinnig – auch mit seinem Kumpel Deron (Anthony Clark), was verhängnisvolle Folgen hat.
Mark (Ulrich Que) und Donte (Colbert Alembert) sind seit einigen Jahre ein Paar und wohnen auch zusammen. Doch ihre ruhige, heimliche Zweisamkeit wird erschüttert von Marks Cousin Terrell (Dee Gibson), der eine Bleibe braucht. Mark bittet Donte etwas maskuliner aufzutreten, aber Terrell findet dennoch, dass Donte, der ihm als Marks Mitbewohner vorgestellt wird, schwul wirkt. Mark und Donte versuchen verzweifelt, die Heterofassade aufrecht zu erhalten, sehen aber letztlich ein, wie lachhaft und unnötig das ist.
Robert (Terrell Tilford) gibt seinen Gefühlen für Austin (Kareem
Ferguson) nach. Doch kann er offen zu ihnen stehen?
Kritik:
Das afro-amerikanische Langzeitpaar Quincy LeNear und Deondray Gossett schuf die "DL Chronicles" für den schwul-lesbischen US-Fernsehsender here!, der sowohl eigene Serien ("Dante's Cove", "The Lair", "In Her Line of Fire" oder "Lesbian Sex and Sexuality") als auch Filme ("Shelter", "Frühstück mit Scot", "April's Shower") produzieren lässt. Damit wagten sich die Beteiligten an ein explosives Thema heran, denn für Afro-Amerikaner ist Homosexualität oder MSM (Männer, die Sex mit Männern haben) ein größeres Tabuthema als für die europäisch-stämmigen Amerikaner.
Als Serie mit lediglich 4 Episoden angelegt erinnern die "DL Chronicles" eher an die Episodenfilme "Women love women" von und mit Ellen DeGeneres, Sharon Stone und Vanessa Redgrave oder seinem Vorgängerfilm "Haus der stummen Schreie" von und mit Cher, Demi Moore, Sissy Spacek und Anne Heche. Diese ließ der TV-Sender HBO produzieren und auch diese behandelten bewegende Themen, nämlich Abtreibung und lesbische Liebe.
Mark (Ulrich Que) und Donte (Colbert Alembert) teilen sich seit Jahren
nicht nur die Wohnung, sondern auch das Bett.
Besonders "Women love women" und "DL Chronicles" ist gemein, dass sie von der Zielgruppe für die Zielgruppe gemacht wurden. Das sorgt für das nötige Feingefühl und Glaubwürdigkeit. LeNear und Gossett, die sowohl die Autoren, Regisseure als auch Produzenten sind, kennen sich in ihrem Metier gut aus und präsentieren vier Geschichten, die so lebensnah sind, dass sie fast wie Klischees wirken. Doch der warme menschliche, entwaffnend ehrliche Ton machen die "DL Chronicles" zu einem wahren Erlebnis. Egal, wie sehr man sich über Boos Leichtsinnigkeit oder Wes' Feigheit ärgert, für Austin hofft, dass Robert endlich zu seiner Liebe steht, oder über Marks und Dontes Misere lacht, immer hat man Verständnis für ihre Lage und ihre Angst, sich zu outen.
Das Geheimnis des Erfolgs liegt neben LeNears und Gossetts Arbeit wohl hauptsächlich in der Leistung der prächtigen Schauspieler, die sehr authentisch agieren. Dass viele von den Schauspielern, die sowohl verzweifelte, erotische, lustige wie auch rohe Seiten der Down-Low-Männer darstellen, heterosexuell sind, trägt der Glaubwürdigkeit zu. Die Optik der hervorragend ausgestatteten Serie reicht zwar nicht an Film heran, aber erreicht ein äußerst hohes Fernsehniveau. Die Episoden sind spärlich mit Musik unterlegt und am stimmigsten sind die gelegentlichen, schmeichelnden Soul-Lieder.
Black is beautiful! Die Darsteller sehen nicht nur gut aus, sondern
spielen auch hervorragend.
Die "DL Chronicles" ermutigen zu einem offen-ehrlicherem Lebensstil und mehr Toleranz. Hoffentlich finden sie nicht allein ihren Weg zu offen lebenden Schwulen und Lesben, sondern auch zu versteckt lebenden Männern, um ihnen eine neue Perspektive zu eröffnen. Und nach der Begeisterung, die diese Serie ausgelöst hat, bleibt auch zu hoffen, dass das Serienversprechen eingelöst und eine zweite Staffel produziert wird.
Die DVD präsentiert die Serie in 16:9-Format und englischem 2.0-Dolby-Digital-Ton mit deutschen Untertiteln. Zusätzlich enthält die DVD ein Making-of mit Interviews, Trailer und Teaser, sowie eine Galerie und die üblichen Filmvorschauen.
Hintergrund:
- Ahmed Best, der der Star-Wars-Figur Jar Jar Binks die Stimme verlieh, gefiel die Geschichte "Wes" so gut, dass er die Serie mitproduzierte.
- Die Episode "Robert" beinhaltet Musik der Grammy-Gewinnerin Jody Watley.
Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA
Jetzt
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Fakten |
Originaltitel: The DL Chronicles - Season 1
ohne Kinostart in: 30.06.2009
Genre: Drama / Romanze
Regie:
Quincy LeNear & Deondray Gossett
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(90%)
Texte: Martin
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