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In das Leben eines ungeouteten schwulen Paares tritt der 11-jährige Scot (Noah Bernett), der sich wenig um Geschlechterrollen schert, Musicals, Federboas, Schminke und Pink liebt und den Erwachsenen Selbstakzeptanz beibringen muss. Gut produziert mit guten Schauspielern, aber lahmer, vorhersehbarer Geschichte.
Frühstück mit Scot (m., Noah Bernett) ist für das schwule Paar eine ziemliche Herausforderung.
Inhalt:
Der gar nicht so freundliche Eric McNally (Tom Cavanagh) war professioneller Eishockeyspieler im kanadischen National-Hockey-League-Verein Toronto Maple Leafs, bis er sich durch eine Trainingsverletzung aus dem aktiven Sport zurückziehen musste. Seitdem ist er als Moderator im Sportfernsehen tätig. Wo immer Eric hingeht, wird er von Passanten erkannt.
Obwohl er seit Jahren in einer festen Beziehung mit dem Rechtsanwalt Sam (Ben Shenkman) lebt, pflegt Eric in der Öffentlichkeit die perfekte Heterofassade, weil er befürchtet, dass ein Outing seiner Popularität in der homophoben Sportwelt und beruflich schadet. Deswegen ist seine schwule Beziehung privat, pragmatisch und durch das Versteckspiel ziemlich leidenschaftslos.
Der verzauberte Scot ist vollkommen mit sich selbst im Reinen.
Ganz unverhofft tritt der 11-jährige Scot (Noah Bernett) in das Leben von Eric und Sam, denn Scot ist der Stiefsohn von Sams Bruder Billy (Colin Cunningham), der sich irgendwo in Südamerika herumtreibt. Weil Scots Mutter gestorben ist, soll Sam die Vormundschaft für Scot übernehmen, bis Billy Scot abholen kommt. Obwohl es nur für kurze Zeit sein soll, kann sich Eric nur wenig mit dem Gedanken anfreunden.
Als Scot dann leibhaftig vor ihm steht, weiß Eric, dass es nicht leicht werden wird: Scot benutzt parfümierte Handcreme, ist schrill gekleidet und recht quirlig. Er hat kein Problem damit, den Nachbarsjungen zu küssen, mit auffälliger Kleidung zu seiner neuen Schule zu gehen, stark geschminkt an einer Sportlergruppe vorbeizugehen oder in aller Öffentlichkeit von Erics schwuler Beziehung zu reden. Dies alles bedroht natürlich das heterosexuelle Image und die Sicherheiten, die Eric sich aufgebaut hat.
Eric McNally (Tom Cavanagh) spielte als Profi bei den Toronto Maple Leafs. Kann er sich in der Machodomäne als schwul outen?
Kritik:
Eine Sensation und eine Kontroverse war es, als Toronto Maple Leafs, der größte Eishockeyverein Kanadas, 2006 als erster Ligasportclub überhaupt einer Filmproduktion mit homosexueller Thematik erlaubte, das Vereinslogo, die Trikots und einiges anderes zu benutzen. Das war der Glaubwürdigkeit und Bedeutung von „Frühstück mit Scot“ eindeutig zuträglich. Die eigentliche Kontroverse ist nicht, dass der Club einem Schwulenfilm die Erlaubnis gab, sondern dass er sie einem so mittelmäßigen gab.
Weil "Frühstück mit Scot“ in Kanada produziert wurde und das Eishockeythema eingebunden wurde, musste der Kunstzeitschriftredakteur Ed der Romanvorlage von Michael Downing, Dozent für kreatives Schreiben an der Tufts University, zu Eric dem professionellen Sportler umgestaltet werden, was natürlich ganz andere Voraussetzungen für die Filmgeschichte schuf. Die öffentliche Bekanntheit Erics erhöht die Fallhöhe und sollte somit auch die Spannung der Geschichte erhöhen.
Spielt Scot Eishockey, weil er will oder weil er sich genötigt fühlt?
Doch genau das ist der Knackpunkt. Die Filmadaption wurde von Sean Reycraft geschrieben, der fast ausschließlich mit Serien zu tun hat. Entsprechend stereotyp und auf Maximum konstruiert sind die Konstellationen. Die Konflikte der Charaktere wirken auffällig am Reißbrett entworfen. Wichtige zwischenmenschliche Aspekte werden unzureichend entwickelt. Aus der bekannten Geschichte, in der ein ungewolltes Adoptivkind den Eltern eine zwischenmenschliche Lektion erteilt, wurde weder etwas Originelles noch wahrlich Lustiges. Der klischeebehaftete Humor plätschert müde dahin wie ein Bach in einem breitgewaschenen Flussbett.
Wo zum Beispiel ist eigentlich die schwule Beziehung von Eric und Sam? Das ist doch bloß eine männliche WG. Abgesehen von einem kleinen Bussi am Ende ist dieses Paar so asexuell, dass sie eher wie Brüder daherkommen. Wie eine eingespielte oder erkaltete Liebesbeziehung wirkt es jedenfalls nicht. Die ganze Partnerschaftsproblematik wird auf Differenzen bezüglich Scots Erziehung heruntergebrochen und das unvermeidliche Outing Erics verkommt zu einem lächerlichen Spaziergang. Zudem spielt die Beziehung zwischen Sam und Scot seltsamerweise überhaupt keine Rolle, obwohl sie es sollte.
Das Höchstmaß an Zuneigung eines echten Liebespaars?
Erfrischend ist hingegen Jungdarsteller Noah Bernett, der den verzauberten Scot hinreißend spielt. Dazu sieht er Robin Gibb, dem verstorbenen Hauptsänger der Bee Gees, so ähnlich, dass man sich wünscht, der Junge würde mit seiner Knabenstimme nicht die ganze Zeit olle Weihnachtslieder, sondern endlich mal "More Than A Woman“, "Tragedy“ oder einen anderen Bee-Gees-Klassiker singen. Aber der Zauber des Jungen wird übertüncht von peinlich dramatischen und unnatürlichen Dialogen, dass es fast weh tut.
Schade, denn die Produktion sieht ansonsten sehr gut aus. Doch wenn es um alternative Familienentwürfe gehen soll, dann ist das deutsche Drama "Was am Ende zählt“ in vielerlei Hinsicht besser.
Die DVD bietet deutschen und englischen Ton in 2.0-Dolby-Digital. Das Bonusmaterial fällt mit Trailern und animierten Galerien recht schmächtig aus.
Hintergrund:
- "Frühstück mit Scot“ gewann den als bester internationaler Spielfilm den Globola auf den Lesbisch-Schwulen Filmtagen Hamburg und den Team-Award der Directors Guild of Canada.
- Der kanadische Darsteller Tom Cavanagh spielte in einigen Episoden der bekannten Sitcom "Scrubs" den Bruder von Hauptfigur J.D. und ist selbst Hauptdarsteller der Sitcom "Ed".
- Cineclub-Filmkritik: Was am Ende zählt
Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA
Jetzt
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Fakten |
Originaltitel: Breakfast with Scot
ohne Kinostart in: 28.05.2008
Genre: Komödie / Familiendrama
Regie:
Laurie Lynd
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(57%)
Texte: Martin
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