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„Von nun an ging's bergab“ war Hildegard Knefs Erkenntnis, mit der sie musikalisch auf ihr bewegtes Leben zurückblickte. Es war ein ständiges Auf und Ab, nicht nur im persönlichen Bereich, sondern auch in ihrer Film- und Musikkarriere, wie diese fabelhafte Filmbiographie verdeutlicht.
Inhalt:
1966 kehrt Hildegard Knef (Heike Makatsch) mit ihrem zweiten Ehemann, dem Briten David Cameron (Dan Stevens), nach Deutschland zurück, um ein ausverkauftes Konzert in der Berliner Philharmonie zu geben. Doch die Stadt, in der die gebürtige Ulmerin aufwuchs, weckt viele Erinnerungen an ihren Werdegang, ihre Erfolge und Fehler:
1943 spricht die 16-Jährige bei Else Bongers (Monica Bleibtreu) von der UFA vor, um zur Schauspielschule in Babelsberg zu kommen. Wegen der Bombenangriffe auf Berlin soll Hildes Familie evakuiert werden, aber Hilde will ihre Chance auf eine Filmkarriere nicht vertun. Else wird fortan ihre Mentorin und versucht, Hilde zu schützen. Doch die unbändige Hilde verliebt sich prompt in den verheirateten Ewald von Demandowsky (Anian Zollner), den Reichsfilmdramaturgen. Das Liebespaar lebt eine eheähnliche Affäre und Hildegard spielt in ihren ersten Filmen.
Als die Reserve 1945 eingezogen wird und Ewald Berlin vor den herannahenden sowjetischen Panzern verteidigen soll, verkleidet sich Hilde als Mann und kämpft mit. Sie werden von russischen Soldaten gefangen genommen und getrennt, um sich niemals wieder zu sehen. Als Frau unter Soldaten muss Hilde Schlimmes befürchten, doch sie wird freigelassen und kehrt alleine nach Berlin zurück.
Hilde (Heike Makatsch) und Willi Forst (Harry Prinz) bei den Dreharbeiten zu "Die Sünderin".
Obdachlos in der ausgebombten und besetzten Stadt, besorgt sich Hilde eine Bühnenlizenz. Durch ihre ersten Nachkriegstheaterrollen wird Hilde von Erich Pommer (Hanns Zischler) entdeckt, einem ehemals sehr erfolgreichen Filmproduzenten, der ihr ein guter Freund wird. Hilde macht schnell Karriere im deutschen Nachkriegskino, heiratet Kurt Hirsch (Trystan Pütter) und geht mit ihm 1947 nach Hollywood, wo sie zwar Geld verdient, aber keine Filme dreht.
1950 kehrt Hildegard nach Deutschland zurück, um den erfolgreichen, aber äußerst umstrittenen Film "Die Sünderin" zu drehen. Kurt verlässt sie und Hilde geht zurück in die USA, wo sie im Broadwaymusical "Silk Stockings" und mit zahlreichen Filmen große Erfolge feiert, aber nicht glücklich wird.
Bei Dreharbeiten in Großbritannien verliebt sich Hilde 1959 abermals in einen verheirateten Mann, den stattlichen Schauspieler David Cameron (Dan Stevens). Als Hildegard den Bundesfilmpreis gewinnt, fliegt ihre Liebschaft durch die Presse auf, die Hilde zerreißt. David hält zu Hilde und trennt sich von seiner Frau, aber trotz ihrer Liebe sind es schwere Zeiten, denn trotz des Filmpreises läuft Hildes Karriere schlecht. David spornt Hilde an, nicht aufzugeben, und so bittet sie ihn, ein Musikstudio zu mieten, damit sie trotz ihrer dürftigen Stimme eine Platte aufnehmen kann. Die beiden heiraten.
Kurz vor dem wichtigen Auftritt 1966 erfährt Hilde von Else, dass Erich verstorben ist. Hilde bricht zusammen, doch mit Davids Hilfe geht sie letztlich doch auf die Bühne, um die Uraufführung ihres neuen Liedes Erich zu widmen: das autobiographische Lied "Für mich soll's rote Rosen regnen"...
Hilde und ihr Mann David Cameron (Dan Stevens) werden begeistert in Berlin empfangen.
Kritik:
Als 1993 die 22-jährige Heike Makatsch mit zwei Moderationskollegen beim irrwitzigen Sender VIVA das deutsche Fernsehen revolutionierte und selbst als sie 1996 zu ihrem ersten Kinofilm "Männerpension" die Single "Stand By Your Man" herausbrachte und mit dem eher dürftigen Gesang auf Platz 11 der deutschen Charts zog, ahnte niemand, dass sie sich zu einer ernsthaften Schauspielerin mausern würde. Umso schicksalsironischer ist das Märchen, dass ausgerechnet Makatsch die Rolle der Hildegard Knef spielt, die einstmals von Jazzikone Ella Fitzgerald als 'beste Sängerin ohne Stimme' gelobt wurde.
Aber das Traumhafteste an dem Film ist, dass es hervorragend funktioniert. Heike Makatsch geht voll und ganz in ihrer Rolle auf. Die Verwandlung ist perfekt. Sie ist eine äußerst glaubwürdige Hildegard und färbt sogar ihre Stimme in Hildegards Timbre (nur leider nicht konstant). Und wenn man Makatsch singen hört, dann merkt man, dass sich die Gesangsstunden eindeutig ausgezahlt haben: Ihre Interpretationen der Knef-Lieder überzeugen – vermutlich, weil gewisse Parallelen ohnehin bestehen.
Diesen Film sehenswert macht nicht nur allein die bewegende Geschichte der jüngeren Hildegard Knef, bis zu dem Zeitpunkt, da sie sich 1966 als Chansonsängerin in Deutschland etablieren konnte. Auch und insbesondere die Auseinandersetzung mit den letzten Kriegs- und den Nachkriegsjahren, in denen Hilde ihrer Zeit weit voraus war, ist ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Wieder einmal wird offensichtlich, dass gerade, wenn der deutsche Film sich mit der kriegerischen Vergangenheit auseinandersetzt, Meisterwerke entstehen.
Die tragischen Bilder des zerbombten Berlins, des Hungers, des Wiederaufbaus und die schillernderen Bilder der Sechziger, als Deutschland wieder erblühte, dies sind Momente, die durch Originalschauplätze und hervorragendes Szenenbild und Kostüm lebendig und greifbar werden.
Hilde (Heike Makatsch) bei Aufnahmen im Plattenstudio.
Höchste bildgestalterische Kunst kommt vor allem vom hollywooderfahrenen Kameramann Hagen Bogdanski, der für den Oscar-Film "Das Leben der Anderen" den deutschen Filmpreis gewann. Wunderschön sind vor allem die Sequenzen mit kontrastreichem Sonnenschein, die Hollywood wegen seiner Kontrollmanie und künstlicher Beleuchtung selten zeigt.
Die Zwischentitel des Films, die äußerst passend Zitate aus Hildegard Knefs Erkennungslied "Für mich soll's rote Rosen regnen" sind und die folgende Episode aus Knefs Leben ankündigen, erinnern an die Stummfilmära. Dieses filmische Mittel wird heutzutage kaum mehr benutzt, aber gerade in "Hilde" ist es sehr willkommen, denn es macht Knefs Entscheidungen, die nicht immer die richtigen waren, verständlich.
Bei einem Film über eine Musikerin wird selbstverständlich ein großes Augenmerk auf die Filmmusik gesetzt. Wie bereits erwähnt, singt Heike Makatsch einige Knef-Lieder und tut dies überzeugend. Die orchestrale Filmmusik von Martin Todsharow, der z.B. für alle Oskar-Roehler-Filme seit "Die Unberührbare" komponierte, ist dramatisch und unterstützt die Stimmung des Filmes gekonnt.
Und für alle Fans von Hildegard, gibt es ohne Zweifel einen besonderen Leckerbissen: Knefs Komponist Hans Hammerschmid hat sich ihres unvollendeten Liedes "After Eight" angenommen und dieses ist nun in der Interpretation von Heike Makatsch das erste Mal veröffentlicht.
Hilde und Ricci Blum (Roger Cicero) lernen sich in Berlin kennen.
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Fakten |
Originaltitel: Hilde
deutscher Kinostart am: 12.03.2009
Genre: Biopic / Drama
Regie:
Kai Wessel Länge: ca. 136 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Warner
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(87%)
Texte: Martin
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