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Bei einem Fahrradausflug irren zwei junge Männer (Sebastian Schlecht und Eric Golub) durch brandenburgische Wälder, bis sie auf Grits (Iris Minich) Hof Zuflucht finden. Schön gefilmt, aber die gestreckte Geschichte verirrt sich.
Johann (Sebastian Schlecht) und Robin (Eric Golub) machen einen Fahrradausflug.
Inhalt:
Die beiden jungen Männer Johann (Sebastian Schlecht) und Robin (Eric Golub) fahren mit einer Bummelbahn hinaus aufs Land und steigen in Althüttendorf aus. Dort steigen sie auf ihre Drahtesel, um einen Ausflug durch die Wälder Brandenburgs zu machen. Als sie abends im Regen ihr Zelt aufschlagen wollen, fällt Johann auf, dass Robin die Stangen nicht mitgenommen hat – möglicherweise absichtlich. Nachts schleichen die beiden mit Lampen durch das Unterholz zu einem verlassenen Gebäude und lieben sich dort.
Bald gehen dem jungen Liebespaar die Fahrräder verloren und sie müssen ihren Weg zu Fuß fortsetzen. Weil ihnen das Essen ausgegangen ist, überfallen sie zwei Passanten, und genießen anschließend den Sommer. Sie stoßen auf einen scheinbar verlassenen Hof und werden beim Herumstöbern erwischt. Henri (Denis Alevi) sperrt sie ein, bis seine Mutter Grit (Iris Minich) zurückkehrt. Grit bietet ihnen nicht nur ein Abendessen, sondern auch ein Nachtlager an. Sie bleiben ein paar Tage und alles ist gut, bis Johann von den Beeren isst…
Henri (Denis Alevi) nimmt Johann und Robin mit zum See.
Kritik:
Manchmal sind selbst 73 Minuten Film viel zu lang. So auch im Fall von "Rückenwind", der ersten Eigenproduktion von Salzgeber. Dabei ist keineswegs das relativ geringe Budget dafür verantwortlich, denn die Bilder, die Autor-Regisseur Krüger ("Unterwegs" und ein paar Kurzfilme) mit seiner Kamerafrau Bernadette Paaßen ("Unterwegs", "Solange du hier bist") komponiert hat, sind ästhetisch sehr gefällig, auch wenn manchmal das Wackeln der Digitalkamera stört.
Doch ist da zuerst einmal der Schnitt. Nach dem ersten erotischen Intermezzo schneidet "Rückenwind" bei einer späteren Liebesszene lieber auf Naturaufnahmen aus der Umgebung des Hofs und setzt das Stöhnen als Off-Ton darüber. Trotz der schönen Bilder der Naturaufnahmen hat dies jedoch nichts mit Poesie oder Kunst zu tun und wirkt schamhaft. Vielleicht wollte man die FSK-12-Freigabe nicht gefährden, aber auch in anderen Momenten wirken Schnitte unnötig und pseudosymbolisch. Die Musik ist recht angenehm. Obwohl man das Händel-Lied eher in einem Jane-Austen-Film erwartet, erzeugt es mit den tiefen Einstellungen auf der alten Landebahn eine erhabene Stimmung.
Johann und Robin sind ein frisch verliebtes Paar.
Das Problem ist vor allem das Drehbuch von Krüger. Die Wortkargheit stört nur, weil man viel zu wenig über die Motivation und die Beziehung des schwulen Paares erfährt. Es fehlt die Identifikationsmöglichkeit mit den Figuren, um in die filmische Welt einzudringen. So bleibt das Publikum außen vor. Die langsam zunehmende Unruhe durch das Herumirren nervt eher und Spannung entsteht auch nur aus der Hoffnung, dass bald etwas von Belang passiert oder dass das durch die wachsende Beunruhigung erwartete Unglück eintritt – eine Hoffnung, die großteils sehr enttäuscht wird.
Das Unnötigste des Drehbuchs ist, dass die Ausflugsodyssee, die in Ansätzen an "Blair Witch Project" erinnert, in die Klammer einer Fuchs-und-Hase-Parabel stellt wird, welche dem ungeklärten Ende eine mysteriös-pathologische Bedeutungsschwere gibt, die den Film versperrt. Vielleicht soll die einfache Sommergeschichte von "Rückenwind" dadurch eine allegorische Metaebene bekommen, doch auch diese lässt sich im Film nicht lesen. Statt dieser Bedeutungsschwängerung und dem Hinstrecken der Handlung durch wiederholte Schwimmszenen hätte sich Krüger lieber auf das dramatischere Ausspielen der Beziehung konzentrieren sollen, denn soweit ist der bruchstückhafte Jugendfilm recht nett und die natürlichen Schauspieler zudem gut anzuschauen. Leider hat sich Krüger verzettelt.
Hintergrund:
- Die DVD zu "Rückenwind" enthält den deutschen Ton in 5.1-Dolby-Digital sowie deutsche und englische Untertitel. Zusätzlich sind ein Making-of zur Aufnahme des Händel-Lieds, Infos zu Cast & Crew und der Trailer beigefügt.
- Der internationale Titel von "Rückenwind" lautet "Light Gradient".
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Fakten |
Originaltitel: Rückenwind
deutscher Kinostart am: 04.06.2009
Genre: Drama
Regie:
Jan Krüger Länge: ca. 76 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Salzgeber
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(42%)
Texte: Martin
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Datum | Uhrzeit | Sender |
01.10.2013 ²) |
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ZDF Kultur |
08.09.2013 ²) |
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²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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