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leer Selbst ist die Braut


Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
**** **** *** * *** *** ** **** 76%
 

 
Höchst willkommene Abwechslung in diesem actiondominierten Sommer: Sandra Bullock spielt eine toughe Lektorin, die ihren Assistenten (Ryan Reynolds) trotz aller Antipathie nötigt, sie zu heiraten, damit sie im Land bleiben kann. Trotz einiger Schwächen doch ziemlich überzeugend und witzig.

Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)
Lektorin Margaret (Sandra Bullock) will unbedingt,
dass ihr Assistent Andrew (Ryan Reynolds) sie heiratet.


Die gnadenlose und anspruchsvolle Kanadierin Margaret Tate (Sandra Bullock) opfert für ihre Karriere als Cheflektorin eines New Yorker Verlags sämtliche Freizeit, Freude und Gefühlsregung. Sie ist bestimmt kein beliebter Boss, ganz im Gegenteil: Wenn sie das Büro betritt, zirkulieren umgehend Instant-Messages, um die Verlagsangestellten zur Ordnung aufzurufen und den Schein zu wahren, denn Margaret ist knallhart und nicht zimperlich, wenn es darum geht, Mitarbeiter zu feuern. Aber weil sie keine Familie mehr hat, eignete sie sich diese Härte an.

Margarets Assistent Andrew Paxton (Ryan Reynolds) arbeitet seit drei Jahren für sie. Dadurch kennt er ihre Anforderungen und Marotten sehr gut. Andrew möchte selbst Lektor werden und erträgt seine Chefin nur deswegen. Er weiß, wie er Margaret zufrieden stellen kann, selbst wenn er dafür den gleichen Kaffee wie sie trinken muss, ob es ihm schmeckt oder nicht, und er weiß sich zurückzuhalten, aber auch Andrew kann Margaret nicht leiden.

Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)
Andrew, Mutter Grace (Mary Steenburgen) und Großmutter Annie (Betty White)
beobachten Margaret und ihre Absichten eher skeptisch...

Doch in ihrer Arroganz hat Margaret einen schwerwiegenden Fehler gemacht und ist zur Frankfurter Buchmesse geflogen, obwohl ihr Visum nicht genehmigt war. Jetzt soll sie nach Kanada ausgewiesen werden, was ihre hart erarbeitete Karriere ruinieren würde. Da kommt ihr Assistent Andrew gerade wie gerufen: In seinem Beisein erklärt sie den Geschäftsführern, dass Andrew und sie heiraten werden und alles in Ordnung geht.

Andrews Karriere ist leider unweigerlich mit Margarets Geschick verknüpft und so willigt er – natürlich nicht ohne erpresserische Forderungen – ein, eine Ehe vorzutäuschen. Mr. Gilbertson (Denis O’Hare) von der Einwanderungsbehörde glaubt dem Paar jedoch zu Recht kein Wort und droht Andrew mit Gefängnis. So muss sich das ungeliebte Paar arg zusammenraufen, als Andrew zum 90. Geburtstag seiner Großmutter Annie (Betty White) seiner Familie in Alaska seine „Verlobte“ vorstellt.

Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)
Margaret ist mit ihren Absätzen nicht wirklich auf Alaska vorbereitet.


Sandra Bullock ist 45 Jahre alt und hat nach ihrem großen Durchbruch mit "Speed“ (1994) in so einigen (romantischen) Komödien gespielt. Doch für "Selbst ist die Braut“, den Bullock mitproduzierte, wagt sie in etwas fortgeschrittenem Alter etwas ganz Neues: sie zeigt sich splitterfasernackt vor der Kamera. Ob sie dazu allein von Peter Chiarellis (Co-Produzent von "Eagle Eye – Außer Kontrolle“) Debütdrehbuch verleitet wurde oder von ihrem 12 Jahre jüngeren Schauspielpartner und Freund Ryan Reynolds, der regelmäßiger nackte Haut zeigt, wissen wir nicht. Auch wenn dies nicht unbedingt die überzeugendste Situation des Films ist, so überrascht Bullock doch mit ihrem Mut und ihrer guten Figur. Auch das emotionale Auftauen der Eiskönigin Margaret spielt sie äußerst überzeugend.

In einer Impro-Tanzszene macht Bullock eigentlich auch eine recht gute Figur, aber leider wirkt diese Szene insgesamt ziemlich deplatziert und merkwürdig, fast unangenehm, obwohl Regisseurin Anne Fletcher nach einer Tanz- ("Titanic“) und Choreographiekarriere ("Down With Love – Zum Teufel mit der Liebe“) für den Tanzfilm "Step up“ ins Regiefach wechselte und diesen Job ganz ordentlich macht. Der Stripteasetanz von Priester-Verkäufer-Stripper Ramone, gespielt von Oscar Nuñez, funktioniert da viel besser.

Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)
Ramone (Oscar Nuñez) gibt eine heiße Show für die vermeintliche Braut...

Das Ungewöhnliche an "Selbst ist die Braut“ – ja, der deutsche Titel ist mal wieder großartig, nicht wahr?! – ist die Umkehrung der Geschlechterrollen. Obwohl wir mit Meryl Streeps Darstellung der Miranda Priestly in "Der Teufel trägt Prada“ bereits den Inbegriff der bösartigen Chefin gesehen haben, so ist der Charakter der Margaret Tate dennoch ungewöhnlich unkonventionell insofern, als dass gerade in der romantischen Komödie der arschige, kaltherzige Boss eigentlich eine Männerrolle und die servile Assistenzrolle Andrew Paxtons eine Frauendomäne ist. So will es das klassische Geschlechterverständnis von Hollywood. Dies ist anfänglich in "Selbst ist die Braut“ verdreht, auch wenn Andrew bald die Zügel in die Hand nimmt und somit das Verständnis von Macht und Männlichkeit rettet. Im Grunde muss die Frau doch gerettet werden und alles bleibt beim Alten in Hollywood.

Leider sitzen nicht alle Witze gut, aber der Schlagabtausch zwischen Bullock und Reynolds funktioniert vorzüglich. Auch der Wechsel von Arbeitsalltag zu Familientreffen ist geglückt. Auch der Unwille der beiden Protagonisten, sich aufeinander einzulassen, und die unbeabsichtigte langsame Annäherung sind sehr gut ausgewogen. Doch leider ist die romantische Bindung zum Ende noch zu schwach für die überraschte Entdeckung, dass sich die beiden wirklich ineinander verliebt haben, und ist ein Schwachpunkt des Filmes. Angenehm ist, dass Andrews alte Liebe zu Gertrude, gespielt von Malin Akerman ("Watchmen – Die Wächter“, "27 Dresses“ und "Nach 7 Tagen – Ausgeflirtet“), nicht allzu stark ausgeführt wird, doch eine Auflösung in Andrews Streit mit seinem Vater wäre wünschenswert gewesen.

Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)
Wird die Einwanderungbehörde Andrews und Margarets Lüge auf die Schliche kommen?

Sandra Bullock hat nicht immer so ein gutes Händchen für RomComs bewiesen: "Auf die stürmische Art“ mit Ben Affleck und "Das Haus am See“ mit Speed-Kollegen Keanu Reeves waren eher mau. Da erinnern sich viele schon lieber an "Ein Chef zum Verlieben“ mit Hugh Grant oder "Zauberhafte Schwestern“ neben Nicole Kidman. Aber vor allem in den lustigen und fabelhaften Komödien "Während du schliefst“ und "Miss Undercover“ machte Bullock großen Eindruck. Wie in letztgenannter Komödie zeigt Bullock in "Selbst ist die Braut“ neben verbalem Humor ihr Talent in physischer Komik.

Ryan Reynolds ist dem Publikum trotz einiger RomComs wie "Vielleicht, vielleicht auch nicht“ eher durch seine Rollen im Actionfilm "Blade: Trinity“, dem anschließenden Horrorfilm "Amityville Horror“ oder dieses Jahr als Deadpool in "X-Men Origins: Wolverine“ ein Begriff. Dennoch macht der Schönling sich gut in der Rolle des erst handzahmen, dann beißenden Andrews.

Den beiden Hauptdarstellern sind die vielschichtige, gefühlstiefe Oscar-Gewinnerin Mary Steenburgen ("Die Fremde in dir“, "Ich bin Sam“ oder Bullocks "Das Haus am Meer“) und Craig T. Nelson ("Die Familie Stone – Verlieben verboten“, "Poltergeist“ und "Silkwood“) als Andrews Eltern zur Seite gestellt, doch der Glanzpunkt der Nebenbesetzung bildet die fast 90-jährige, energiegeladene Betty White (Rose Nylund aus der Serie "Golden Girls“).

Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)
Sandra Bullock und Regisseurin Anne Flechter haben sichtlich Spaß.



Selbst ist die Braut (mit Sandra Bullock und Ryan Reynolds)

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Fakten
Originaltitel:
The Proposal
 
deutscher Kinostart am:
30.07.2009
 
Genre:
Romantische Komödie
 
Regie:
Anne Fletcher
 
Länge:
ca. 108 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab o.A. freigegeben
 
Kinoverleih:
Disney
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(76%)
 
Texte:
Martin
 
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