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Der baskische Bauer Ander muss eine helfende Hand für den Hof anstellen und verliebt sich in den peruanischen Hilfsarbeiter José, ist aber zu unbeholfen, um dazu zu stehen. Interessante Geschichte, aber etwas schwierig umgesetzt.
Der Bauer Ander (Joxean Bengoetxa) bei seiner einsamen Arbeit in den Bergen.
Inhalt:
Der baskische Bauer Ander (Joxean Bengoetxa) lebt mit seiner Mutter (Pilar Rodríguez) und seiner Schwester Arantxa (Leire Ucha) auf einem abgeschiedenen Hof in den Bergen. Arantxa wird bald ihren Verlobten Iñaki (Eriz Alberdi) heiraten und den Hof verlassen. Anders verwitwete Mutter ist etwas verkniffen und steht nicht zu ihren Gefühlen für Familienfreund Evaristo (Pedro Otaegi), zu dem sie wieder mehr Kontakt hat.
Aus der Abgeschiedenheit des Bauernhofs holt Anders Freund Peio (Pako Revueltas) ihn immer mal wieder heraus, wenn er ihn mit zur Dorfprostituierten Reme (Mamen Rivera) mitnimmt, deren Mann sie mit einem Kind hat sitzen lassen. Erst als Ander sich ein Bein bricht und er den peruanischen Hilfsarbeiter José (Christian Esquivel) einstellt, tritt langsam seine Einsamkeit und Unzufriedenheit zutage, denn Ander entwickelt Gefühle für José.
Ander ist auf die Hilfe des Peruaners José (Christian Esquivel) angewiesen.
Kritik:
Einen Film, der schwules Leben in ländlichen Regionen Spaniens sichtbar machen sollte, das gab Berdindu, eine GLBT-Organisation des baskischen Ministeriums für Soziales, in Auftrag. Regisseur Castón, der vorher mehrere Kurzfilme gedreht hatte, verfasste für diesen Zweck ein Drehbuch und realisierte den Film "Ander" für gerade einmal eine halbe Million Euro.
Dass man dem Film das geringe Budget an den digital gefilmten Bildern und der Ausstattung ansieht, ist eher lobenswert, denn es wirkt realistisch und der bäuerlichen Umgebung entsprechend. Ebenso vermittelt die Langsamkeit der Erzählung ein Gefühl für das sich täglich wiederholende, wenig Abwechslung bietende Leben in den baskischen Pyrenäen. Manchem Zuschauer wird diese Langsamkeit leider langweilig vorkommen. Das Fehlen eines Soundtracks macht den Film allerdings atmosphärisch eindringlich. In diesen Punkten erinnert "Ander" an den deutschen Studentenfilm "Solange du hier bist", jener Zehntausend-Euro-Produktion, die 2006 den deutschen Filmpreis gewann.
Ander und José fühlen sich zueinander hingezogen.
Schon häufiger ist "Ander" wegen der Darstellung von heimlicher schwuler Liebe in ländlichen Gegenden mit "Brokeback Mountain" verglichen worden. Doch gibt es noch in weiteren Punkten Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Filmen. So viele gute Seiten "Ander" auch hat, im Vergleich zu Ang Lees Film sieht er eher blass aus. Wo die Darsteller in "Ander" mit ihrem Mangel an Hollywood-Schönheit viel lebensnaher wirken, fehlt z.B. die Dramatik, weil Castón einige Konflikte umgeht.
Am schwierigsten ist jedoch die Darstellung von schwuler Zuneigung und Begierde. Das unterschwellige Interesse der Protagonisten, welches anfangs gut dargestellt wird, entlädt sich in einer sexuellen Handlung, die sehr an "Brokeback Mountain" erinnert. Aufgeklärtes schwules Publikum wird diese Szene entweder abgegriffen oder unfreiwillig belustigend finden. Obwohl Spanien eines der homofreundlichsten Länder der Welt ist, ist das eigentliche Zielpublikum dieses ministerialen Aufklärungsfilms jedoch das ländlichere Publikum. Dort soll "Ander" für alternative Lebensweisen werben. Diese eine Szene könnte trotz ihrer Unbedarftheit diese Zuschauer erschrecken oder Ablehnung erzeugen.
Peio (Pako Revueltas, rechts) nimmt José und Ander mit zu Reme.
Hintergrund:
- GLBT ist eine Sammelbezeichnung für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender/Transidente.
- Castóns Kurzfilm "Maricon" (zu deutsch: Schwuchtel) gibt es hier zu sehen.
Über diesen Youtube-Kanal sind auch sein wortreicher Kurzfilm "Los requisitos de Nati" (Natis Bedingungen), die Persiflage "Yogurinha Bond" sowie sein Handy-Kurzfilm "El ventilador" (Der Ventilator) zu sehen.
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Fakten |
Originaltitel: Ander
deutscher Kinostart am: 15.04.2010
Genre: Drama
Regie:
Roberto Castón Länge: ca. 128 Minuten Kinoverleih: Bildkraft
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(66%)
Texte: Martin
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