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In der ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft Jerusalems stellt der Fleischer Aaron (Zohar Strauss) den jungen Ezri (Sänger Ran Danker) als Gehilfe ein und fühlt sich zu diesem hingezogen. Debütfilmer Haim Tabakman nimmt sich eines brisanten Themas an, der Homosexualität im orthodoxen Judentum. Ruhig und einfühlsam inszeniert.
Ezri (Ran Danker) findet Anstellung in Aarons Fleischerei.
Inhalt:
Nach dem Tod seines Vaters übernimmt der orthodoxe Jude Aaron (Zohar Strauss) dessen Fleischerladen in Jerusalem. Er sucht nach einer Aushilfe und durch Zufall betritt der 22-jährige Student Ezri (Ran Danker), auch ein Orthodoxer, seinen Laden. Ezri ist wegen einer unerwiderten Liebe in Jerusalem und braucht nicht nur Arbeit, sondern auch eine Bleibe. Aaron erlaubt ihm, übergangsweise in den Räumen über der Fleischerei zu wohnen.
Aaron lebt mit seiner Frau Rivka (Tinkerbell) und vier Kindern ein starres Leben, welches von Arbeit, Gebet und Studium in der Yeshiva, der religiösen Schule, bestimmt ist. Ezri nimmt Aaron mit zu einer Quelle außerhalb der Stadt. In Ezris Gesellschaft beginnt Aaron, sich zu öffnen und das Leben wieder zu genießen, wie es auch der Rabbi Vaisben (Tzahi Grad) lehrt. Aus Zurückhaltung wird jedoch bald Begierde.
Der orthodoxe Fleischer Aaron (Zohar Strauss, rechts) verbringt immer mehr Zeit mit Ezri...
Zuerst sieht Aaron es als religiös-moralische Aufgabe, der Versuchung zu widerstehen und Ezri zu helfen, seine Bestimmung in der Welt zu erfüllen. Von Ezris Lebendigkeit betört, verliert Aaron jedoch die Selbstbeherrschung und gibt seiner heimlichen Liebe zu Ezri nach. Er wirkt das erste Mal glücklich, doch vernachlässigt er dabei auch seine Familie.
Auch wenn es sonst so gut wie keine Anzeichen für ihre geheime Beziehung gibt, spricht sich Ezris Ruf als Verführer herum. Die Sittenwächter, die die rechtschaffende Gemeinschaft durch Ezris Verderbtheit in Gefahr sehen, warnen Aaron. Bald wird ein Sünder in der Nachbarschaft angeprangert und auch Rivka beginnt, Verdacht zu schöpfen. Doch wie kann sich Aaron entscheiden, hin und her gerissen zwischen den orthodoxen Vorschriften und seinen Gefühlen?
...öffnet sich immer mehr und blüht dabei regelrecht auf.
Kritik:
Koproduziert von ZDF – Das kleine Fernsehspiel und ARTE realisiert der Israeli Haim Tabakman nach einigen Kurzfilmen und Filmschnitt-Arbeiten seinen ersten Spielfilm "Du sollst nicht lieben", welcher in Cannes 2009 uraufgeführt wurde. Auch das Drehbuch von Merav Doster ist ein Erstlingswerk. Diese Zusammenarbeit zeichnet sich durch sensible Zurückhaltung aus. Weder die Geschichte noch die Inszenierung machen aus der tabubrechenden Thematik ein Spektakel. Der Fokus liegt auf Aaron und seinen Gefühlen für Ezri. Die Reaktionen seiner Umwelt spielen zwar eine Rolle, werden jedoch aus Aarons Blickwinkel eingefangen. So umschiffen die Filmemacher die Klippen der Schuldzuweisung.
Die schwule Liebesgeschichte ist romantisch, aber erst mal nicht wirklich bahnbrechend. Der jüdisch-orthodoxe Hintergrund jedoch macht daraus ein sehr gewagtes Sujet. Weil Homosexualität im ultraorthodoxen Judentum mit seinen strengen Regeln kaum vorstellbar und definitiv ein Tabu ist, gehen der Autor und der Regisseur mit Religiosität respektvoll um, inszenieren aber auch die Homosexualität auf gleiche Weise.
Ezri und sein Ex-Freund Raphael (Mati Atlas).
Der in Israel sehr bekannte und hübsche Sänger Ran Danker spielt seine zweite Filmrolle, den jungen, lebhaften Ezri, der sich seiner Neigung zu Männern bewusst ist, mit bescheidener, intuitiver Sinnlichkeit und ohne Affektiertheit. Der etwas erfahrenere Schauspieler Zohar Strauss lässt den Konflikt zwischen Gottessuche und Selbstverwirklichung subtil unter der Reserviertheit Aarons schwelen. Sehr schön deutlich wird der Unterschied, wie unwohl sich Aaron in seinem Familienleben fühlt und mit Ezri auflebt.
Nach der ersten Explosion der Begierde überraschen die äußerst zärtlichen Gesten zwischen den beiden Männern, die die beiden heterosexuellen Darsteller in tiefen, liebevollen Blicken und sanften Berührungen ausdrücken, welche Homosexualität nicht als rein sexuelles Verhalten, sondern als menschliche Liebe und Geborgenheit darstellen. Aber auch die latente Homoerotik der ausschließlich männlichen Glaubensgemeinschaft (z.B. das rituelle Tauchen oder Singen im Yeshiva) tritt zu Tage.
Obwohl sie zu Aarons Beruf passen, wirken die Bedeutungsschwängerungen in Bezug auf Fleischeslust etwas plakativ: Aarons anfänglicher Verzicht auf Fleischverzehr, der sündige Schnitt in den Finger, etc. Die strenge Inszenierung erinnert fast an Bühnenarbeit und der größtenteils sphärisch klingende Soundtrack ist etwas unerwartet in einem Film über religiöse Traditionen. Man würde eher folkloristischere Klänge erwarten. Insgesamt ist "Du sollst nicht lieben" ein äußerst gelungenes Werk, welches zum Denken anregt und über welches noch viel geredet wird.
Ezri im Yeshiva, der religiösen Schule.
Hintergrund:
- Obwohl "Du sollst nicht lieben" in Jerusalem spielt, wurde er im 60km entfernten Tel Aviv-Jaffa gedreht, wo Tabakman Film und Fernsehen studierte. Tel Aviv ist die zweitgrößte und säkularste Stadt Israels und eine sehr schwulenfreundliche Metropole.
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Fakten |
Originaltitel: Einaym Pkuhot
deutscher Kinostart am: 20.05.2010
Genre: Drama
Regie:
Haim Tabakman Länge: ca. 90 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Salzgeber
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(85%)
Texte: Martin
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Datum | Uhrzeit | Sender |
09.10.2015 |
21:35 |
ZDF Kultur |
09.05.2012 |
23:10 |
Arte |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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