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Frank haut mit einer Schulfreundin nach Amsterdam ab, wo er Tänzer im Club House of Boys wird, welcher von Madame (Udo Kier) geführt wird. Frank verliebt sich in einen anderen Gogoboy, den Hetero Jake. Coming-of-age-Komödie trifft auf Aids-Drama. Mit Stephen Fry. Eigenständig und doch etwas oberflächlich.
Frank (Layke Anderson, rechts) und sein Heteromitbewohner Jake (Benjamin Northover).
Inhalt:
Es ist 1984. Frank (Layke Anderson) ist schwul und recht offen damit. Er hat einen eindeutigen Aufkleber auf seinem Käfer, trägt einen Ohrring im linken Ohr und macht es sogar auf der Schultoilette mit jemandem. Ein paar seiner Mitschüler schikanieren ihn, aber zum Glück hat er ein paar Freunde, die ihn verteidigen. Doch auch Franks spießige Eltern nerven ihn.
Also fällt es Frank überhaupt nicht schwer, sich nachts aus dem Staub zu machen. Mit einer Schulfreundin soll es nach San Tropez gehen, doch vorher wollen sie ein bisschen Geld in Amsterdam verdienen. Frank geht dort jedoch nur Party machen, weswegen ihn die Freundin sitzen lässt, als sie nach San Tropez weiterfährt.
Udo Kier hat als Madame einen glamourösen Auftritt.
Ohne Unterkunft in Amsterdam gestrandet wendet sich Frank an den Club House of Boys, wo neue Tänzer gesucht werden. Der Betreiber Madame (Udo Kier) stellt Frank zwar nur als Barkeeper ein, doch gewährt er ihm auch Zuflucht im Wohnbereich der Tänzer. Die Tänzer sind ein ziemlich bunter Haufen und Frank giert danach, wie sie auf der Bühne aufreizend zu tanzen.
Bald verliebt sich Frank in seinen Zimmergenossen, den Hetero Jake (Benjamin Northover), der seine Freundin nur heimlich treffen kann, denn Madame hat strenge Hausregeln. Als Jakes Freundin ihn verlässt, kommt Frank seinem Schwarm endlich näher. Doch ihre Freundschaft wird überschattet vom Ausbruch der Aids-Epidemie...
Jake wird von Dr. Marsh (Stephen Fry) behandelt.
Kritik:
Der Luxemburger Jean-Claude Schlim betätigt sich mehr als Produzent und Aufnahmeleiter ("Highlander: Endgame", "Autobahnraser"). Für "House of Boys" ist er jedoch nicht nur auf den Regiestuhl gestiegen, sondern hat auch am Drehbuch mitgeschrieben. Für sein Projekt konnte er die Filmstiftung NRW als Geldgeber und die beiden Schauspielgrößen Udo Kier ("Dancer in the Dark", "Armageddon") und Stephen Fry ("V wie Vendetta", "Gosford Park") für wichtige Nebenrollen gewinnen.
"House of Boys", der bereits 2009 in luxemburgischen Kinos lief, ist ein seltsames Zwitterwesen. Der Film beginnt als humorige, lockere Geschichte eines Heranwachsenden, der in die Welt zieht, um sich selbst und die erste Liebe zu entdecken. Als er diese Liebe erobert hat, schlägt der Film mit einem Mal in ein Aids-Drama erste Güte um. Wo "Philadelphia" noch zurückhaltend war, ist "House of Boys" medizinischer und zeigt noch mehr Kaposi-Sarkome. Die Epoche der frühen 80er wird gut dargestellt. Kleine Fehler und Anachronismen fallen aber nur dem Fachmann auf – oder wer weiß noch, dass Glitzermakeup nicht in die 80er gehört?
Einer der Tänzer und Bewohner des House of Boys: Angelo (Steven Webb)
Obwohl die Geschichte und der Club ziemlich originell sind, spaltet der Film – er ist weder schlecht, noch sonderlich gut. Dies mag zum Teil der deutschen Synchronisation geschuldet sein, denn die Darsteller sind eigentlich überzeugend. Eine tiefe emotionale Bindung zu den Figuren entsteht dennoch nicht. Dafür bleibt der Film leider etwas zu oberflächlich.
Obwohl sich der Film hauptsächlich auf Frank konzentriert, werden Seitenhandlungen gerade für Nebencharaktere eingeführt, ohne dass diese unbedingt von Belang sind. So erklärt zwar Jakes Kindheitsgeschichte sein Verhalten. Allerdings wird dieser Rückblick nur in kleinen Portionen und viel zu losgelöst eingebunden, so dass es sich gar nicht mehr auf Jake bezieht. Manchmal tauchen Nebencharaktere auf, ohne dass man sie zuordnen kann oder wiedererkennt. Dass Emma, eine Art Puffmutter des House of Boys (gespielt von Eleanor David), ein Kind zur Adoption abgegeben hat, ist für ihren Charakter wichtig. Sie offenbart dies sehr spät im Film, doch ihr Sohn geistert immer wieder unerklärt durch die Geschichte und irritiert den Zuschauer nur.
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Fakten |
Originaltitel: House of Boys
deutscher Kinostart am: 02.12.2010
Genre: Drama / Coming-of-age-Komödie
Regie:
Jean-Claude Schlim Länge: ca. 118 Minuten FSK der Kinofassung: ab 16 freigegeben Kinoverleih: Filmlichter,Real Fiction
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(65%)
Texte: Martin
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