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Ghostbusters: Frozen Empire - Cineclub-Filmkritik

Länge Unterhaltung Spannung Action Musik Erotik Anspruch Eindruck Gesamt
*** ** *** - **** ***** **** **** 84%
 

 
Vom Tennis- zum Sexgestöhne: die Mathe- und Erdkundelernhilfe durch Freunde seiner Mutter wird für den Jugendlichen Jonas (Jonas Bloquet) zu einem Sexualanschauungsunterricht. Gutes und deftiges Drama über langsam aufgeweichte Grenzen des Missbrauchs.

Privatunterricht (Élève libre)
Jonas (Jonas Bloquet) ist ein normaler Jugendlicher mit einigen Unsicherheiten.


Der 16-jährige Brüsseler Jonas Vanleer (Jonas Bloquet) begeistert sich für Tennis und trainiert hart dafür, professionell zu spielen. Bei einem Tennismatch unterliegt Jonas, weil er nicht mit dem Stress umgehen kann. Schulisch sieht es noch viel schlimmer aus: Er ist schon drei Mal sitzen geblieben und soll nun endgültig von der Schule fliegen, weil seine Leistungen nicht ausreichen. Er fühlt sich als Versager.

Jonas' Eltern sind geschieden. Vater Serge (Johan Leysen) möchte Jonas keine Privatschule bezahlen. Seine Mutter Pascale (Anne Coesens) vergnügt sich im Süden mit einem Italiener und kommt nur selten zu Besuch. Deswegen lebt Jonas allein mit seinem älteren Bruder Thomas (Thomas Coumans) im ehemaligen Haus des Vaters.

Privatunterricht (Élève libre)
Die Tischgespräche drehen sich immer nur um ein Thema: Sex.

Auch kümmern sich Pierre (Jonathan Zaccaï) und das Paar Nathalie (Claire Bodson) und Didier (Yannick Renier), drei Freunde von Jonas' Mutter, um den Jugendlichen. Die drei Erwachsenen sprechen locker über Sex, woran sich Jonas langsam gewöhnt. Auch unterstützen sie Jonas in der Entscheidung, eigenständig für Jury-Prüfungen zu lernen. Er zieht zu Pierre und die drei helfen ihm beim Lernen von Mathe, Geographie… und auch Sex.

Jonas ist frisch verliebt in die gleichaltrige Delphine (Pauline Etienne). Die beiden haben gemeinsam ihr erstes Mal, doch Jonas fühlt sich beim sexuellen Durchhaltevermögen unzulänglich. Deswegen kommen ihm die Ratschläge von Pierre, Nathalie und Didier gelegen. Auch bieten die drei ihm praktischen Anschauungsunterricht an, um sein Sexualleben zu liberalisieren, doch bald gerät der Privatunterricht aus den Fugen…

Privatunterricht (Élève libre)
Jonas und Delphine (Pauline Etienne) haben zusammen ihr erstes Mal.


Der Filmtitel sagt bereits viel über den Filminhalt aus. Doch wie schleichend und subversiv sich das Unterrichtsfach des Privatunterrichts ändert, bringt die Nackenhaare zum Sträuben. Wer den Film sieht, ohne vorher viel von der Geschichte zu wissen, wird in der ersten Hälfte von „Privatunterricht“ glauben, der Film sei richtungslos, doch dann beginnen die eingestreuten Gespräche sich zu verdichten und die Unterminierung von Jonas' romantischen Jugendvorstellungen von Liebe.

Die Spannung baut sich erst allmählich auf und steigert sich bis zum Finale. In dem Maße, wie die Freizügigkeit und Intimität zunimmt, wächst beim Zuschauer das ungute Gefühl, dass die Entwicklung nicht stimmig ist, die Erwachsenen den Jugendlichen durch liederliche Moral, die seinem Alter nicht angemessen ist, ruinieren und ihn für ihre eigene Lust missbrauchen.

Privatunterricht (Élève libre)
Pierre (Jonathan Zaccaï, im UZS), Nathalie (Claire Bodson) und Didier (Yannick Renier)
liegt Jonas' unbeschwerte Lust am Herzen.

Gleichzeitig befindet sich auch der Zuschauer in einer merkwürdigen Position zwischen Schaulust und Verantwortlichkeitsgefühl. Die Kamera vermittelt eine gewisse Intimität, indem sie nah an Jonas bleibt und verweilt statisch, wenn voyeuristische Unbeteiligtheit gewünscht ist, die tief in die Privatsphäre eindringt und doch distanziert ist. Geschickt bewegt sich die Kamera, wenn es Interessenverlagerungen und unterschiedliche Blickwinkel gibt.

Mit dem Abspann gibt es eine zweite Überraschung, die dem Zuschauer aufgrund der atmosphärischen Dichte vorher nicht aufgefallen sein mag: "Privatunterricht" hat keinen Soundtrack. Die beiden Lieder im Film (von den belgischen Bands Vive la Fête und Goose) sind Bestandteil der Filmwelt und so erhält der Film eine weitere realistische Ebene, indem die Geschichte in ihrer natürlichen Eindringlichkeit präsentiert wird.

Privatunterricht (Élève libre)
Wie normal und gesund ist die Beziehung zu Pierre noch?

"Privatunterricht" beginnt etwas schleppend, erzeugt allerdings wachsende Beklemmung und geht subtil an die Nieren wegen des sich steigernden Missbrauchs. Die Sexszenen sind zurückhaltend und doch eindeutig. Die Farben sind gräulich gefiltert und geben dem ohnehin klaren Produktionsdesign ein sehr gefälliges Aussehen. Der blondgelockte Bloquet gibt ein bodenständiges Debüt. Zaccaï spielte bereits in vielen anderen Filmen, von denen "Mein wahres Leben aus der Provinz" einigen bekannt sein dürfte.

Privatunterricht (Élève libre)


  • Der Originalfilmtitel "Élève libre" bedeutet wörtlich übersetzt "der frei(zügige) Schüler/Zögling".
  • Regisseur Joachim Lafosse (Jahrgang 1975) hat bereits 2001 mit seinem ersten Kurzfilm sowie mit folgenden Spielfilmen Preise gewonnen.
  • Obwohl im Verleih von Pro-Fun, spielt die schwule Thematik eine eher untergeordnete Rolle.

Privatunterricht (Élève libre)

Für alle Bilder gilt:
© by PRO-FUN MEDIA

Privatunterricht (Élève libre)

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Fakten
Originaltitel:
Élève libre
 
deutscher Kinostart am:
21.01.2010
 
Genre:
Drama
 
Regie:
Joachim Lafosse
 
Länge:
ca. 100 Minuten
 
FSK der Kinofassung:
ab 16 freigegeben
 
Kinoverleih:
Pro-Fun
 
Dieser Film wurde bewertet von:
Martin(84%)
 
Texte:
Martin
 
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TV-Termine

DatumUhrzeitSender
15.04.2014 ²) 00:00 ZDF Kultur
18.03.2014 23:00 ZDF Kultur
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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