Shutter Island |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
**** | * | **** | *** | ** | - | ***** | **** | 72% |
Inhalt:
Schon bei der Anreise fühlt sich Teddy (Leonardo DiCaprio) nicht wohl. Das viele Wasser auf der Fährüberfahrt nach Shutter Island ist ihm nicht geheuer. Doch sein neuer Partner Chuck (Mark Ruffalo) scheint ganz entspannt. Die beiden US-Marshalls sind auf dem Weg zu einer Gefangeneninsel, auf der Dr. John Cawley (Ben Kingsley) eine Irrenanstalt betreibt. Ihr Fall ist die geflüchtete Patientin Rachel, die aus einer verschlossenen Zelle und durch einen überwachten Flur entkommen sein soll. Doch von Anfang an gestalten sich die Ermittlungen als äußerst schwierig: Zunächst scheint Dr. Cawley wenig gewillt zu sein, den Ermittlern vollen Zugriff zu gewähren und Dr. Naehring (Max von Sydow) weckt in Teddy Erinnerungen an die Experimente der Nazis, denen er im Krieg in Deutschland ein Ende setzen konnte. Hinzu kommen unerklärliche Kopfschmerzen, die von Dr. Cawley sofort zuvorkommend mit Aspirin behandelt werden, und ein aufziehender Hurrikane.
Als Teddy nach und nach seinen Partner Chuck ins Vertrauen zieht, warum er eigentlich diesen Fall auf Shutter Island übernehmen wollte, nämlich um den Mörder seiner Frau zu finden, verdichten sich die Unstimmigkeiten. Zum einen taucht unverhofft die verschwundene Gefangene Rachel (Emily Mortimer) trotz des Sturms völlig unverletzt wieder auf, zum anderen trifft Teddy im Hochsicherheitstrakt der Anlage seinen alten Bekannten George Noyce (Jackie Earle Haley), der ihm von verbotenen Experimenten in einem alten Leuchtturm berichtet. Auf dem Weg dorthin begegnet er schließlich der echten Rachel (Patricia Clarkson), einer ehemaligen Angestellten der Anlage, die zu viele Fragen gestellt hatte und sich nun in den Höhlen der Steilküste versteckt halten muss. Sie warnt ihn eindringlich, dass Dr. Cawley den Behörden seine eigene Version der Geschichte erzählen und Teddy als Gefangenen in der Anstalt behalten wird. Doch dieser beharrt unerbittlich auf seinem Vorsatz, die Geschehnisse aufzuklären…
Kritik:
In Martin Scorseses Shutter Island braut sich das Unheil nicht erst langsam zusammen, sondern die Hauptakteure – und mit ihnen die Zuschauer – steuern über die bedrohlich wirkende See auf die düster aufragende Gefangeneninsel direkt sehenden Auges in ihr Schicksal hinein. Immer wieder spielen Regie und Schnitt im Folgenden mit den Effekten flackernden Lichts. Seien es Kaminfeuer oder Glühlampen oder einfach das Wetter – ständig sorgen Lichtblitze für unheilvolle Stimmung oder bieten Gelegenheit zur Vermittlung sublimativer Botschaften. Dabei hält sich Scorsese mit offensichtlichen Schockmomenten dankenswerter Weise zurück. Nur selten fährt das Publikum in seinem Sitz zusammen. Ins Mark fahren allerdings Traumszenen, in denen Leichen plötzlich die Augen aufschlagen oder mit Teddy reden…
Die Darstellung von Leonardo DiCaprio ist phänomenal gut. Von der ersten bis zur letzten Minute passt er sich perfekt in seine Rolle ein – sowohl als leicht angeschlagener Ermittler als auch später auf der Schwelle zwischen Traum und Wirklichkeit bzw. zwischen Patienten und US-Marshall. Das Zusammenspiel mit Mark Ruffalo klappt dabei ebenso ausgezeichnet, wie die gemeinsamen Dialogszenen mit Ben Kingsley und Patricia Clarkson, die auf dem Wendepunkt der Geschichte mit ihrem kurzen Auftritt einen schauspielerischen Glanzpunkt setzen kann.
Passend zur Grundstimmung des Films aber dennoch weitgehend uninspiriert wirkt die Filmmusik, die an manchen Stellen die Schwelle zur Nervigkeit unangenehm überschreitet. Im Gegensatz dazu muss man die Arbeit der Autoren positiv hervorheben. Laeta Kalogridis hat die Buchvorlage von Dennis Lehane ohne Kunstgriffe in ein Drehbuch umgesetzt, dessen Spannungskurve den Zuschauer kontinuierlich bei der Stange hält und das Martin Scorsese die Möglichkeit eröffnete, mit sich langsam steigerndem Tempo durch sehr viele – auch in der deutschen Übersetzung anspruchsvoll formulierte – Dialoge auf ein Finale hin zu steuern, an dem der Zuschauer sich schließlich seine eigene Meinung bilden muss.
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