|
Eli (Denzel Washington) trägt ein heiliges Buch durchs post-apokalyptische Amerika. Bösewicht Carnegie (Gary Oldman) hat es ausgerechnet auf dieses Buch abgesehen. Optisch ausgesprochen hübscher Film der Hughes-Brüder, doch voller logischer Löcher. Visuell großartig, inhaltlich pseudo, grauenhaftes Ende.
Eli (Denzel Washington) zieht seit dreißig Jahren allein durch die staubige USA gen Westen.
Inhalt:
Dreißig Jahre nach dem verheerenden dritten Weltkrieg ist die Erde nur noch ein staubtrockener, karger Planet. Die wenigen Überlebenden suchen nach dem wenigen Wasser und kämpfen darum. Einige haben sich zu Siedlungen organisiert, andere schlagen sich als räuberische Grüppchen durch. Selbst Kannibalismus ist nicht unüblich.
Und dann ist da ein älterer Fremder, Eli (Denzel Washington), der sich allein durchschlägt. Er wandert seit dreißig Jahren beharrlich gen Westen. Eli will keine Begleitung und keinen Streit, doch wenn er muss, weiß er sich zu verteidigen. Was er in seinem Rucksack mit sich herumträgt, verteidigt er um jeden Preis.
Carnegie (Gary Oldman) will mehr als nur die eine Siedlung kontrollieren.
Elis Weg führt ihn in eine Siedlung, deren Wasser von Carnegie (Gary Oldman) und seiner Bande kontrolliert wird. Carnegie sucht verzweifelt nach dem letzten Exemplar eines Buchs, mit dem er seine Herrschaft ausweiten will. Elis Fähigkeiten erkennend versucht Carnegie, Eli zu rekrutieren. Doch Eli will nur weiterziehen – zu einem sicheren Ort, den er selbst noch nicht kennt.
Carnegie setzt die junge Solara (Mila Kunis) an, Eli zum Bleiben zu überreden, doch Eli verlässt die Stadt. Solara folgt ihm, so sehr Eli sie auch loswerden will. Als Carnegie erfährt, dass sich das letzte Exemplar in Elis Besitz befindet, verfolgt er die beiden, denn er will des Buches habhaft werden – ebenfalls um jeden Preis.
Solara (Mila Kunis) entzieht sich Carnegies Macht, indem sie Eli folgt.
Kritik:
"The Book of Eli" sticht durch seine Optik hervor. Karge Landschaft unter brennender Sonne haben die Gebrüder Hughes, Albert und Allen, mit gräulich-braunen Filtern eingefangen. Einige Sequenzen sind gänzlich monochrom. Gezielt nutzen die beiden Regisseure stilistische Mittel wie atemberaubende Slow-Motion, die nach Werbeclip aussieht, oder Schattenrissaufnahmen, die an vorfilmische Schattenspiele erinnern. Gerade die so schön ästhetisierende Zeitlupe langweilt jedoch später etwas. Anders verhält es sich mit der kurzen, aber heftigen Kampfszene, die unter der Brücke in Silhouette gefilmt wurde. Diese Optik hätten die Hughes Brothers gerne noch einmal mehr verwenden können.
Erzählerisch hat der Film nicht so viel Neues zu bieten: ein Mann gegen den Rest der Welt. Postapokalyptische Tristesse, Anarchie, den Kampf ums Wasser oder andere Rohstoffe kennt man ja bereits aus unzähligen anderen Endzeitfilmen: "Mad Max", "Tank Girl", "Postman" oder bald erscheinend "The Road". Darüber hinaus erinnern natürlich die Kargheit wie auch die Lonely-Cowboy-Geschichte gewolltermaßen an amerikanische oder Spaghetti-Western. Die staubige Landschaft könnte auch aus einem Pasolini-Film wie "Das 1. Evangelium: Matthäus" stammen. Wenig überraschend ist auch, dass alles weggebrannt und ausgebleicht ist, nur ein paar platzierte Markennamen der Jetztzeit haben überlebt.
Ein verlassenes Städtchen im Mittleren Westen ist Kulisse wie in vielen Western.
Ohne das Ende vorwegzunehmen muss ein besonderes Augenmerk auf jenem Buch liegen, welches Eli transportiert. "Das Schicksal der Welt liegt in seinen Händen", sagt die Teaserzeile zum Film. Der Erstlingsdrehbuchautor Gary Whitta hat es jedoch geschafft, viel mehr Fragen aufzuwerfen, als der Film beantwortet (s.u.). So schön und spannend der Film auch zu verfolgen ist, so riesig enttäuschend ist das Ende. Einige werden verwundert dreinschauen ob der Offenbarung am Ende. Doch lasst euch nicht täuschen! Diese Wendung am Ende ist nur auf den ersten Blick raffiniert. Schnell merkt man, dass sie nur billige Effekthascherei ist und das nicht zufriedenstellende Ende kaschieren soll. Am überraschendsten ist vielleicht noch die Musik.
Es ist ja schön und gut, dass Denzel Washington eine gute Figur als Actionheld macht, gerade nach dem ziemlich hanebüchenen Film "Die Entführung der U-Bahn Pelham 1 2 3". Selten waren mir Kampfszenen zu kurz, doch in "The Book of Eli" wünscht man sich vergeblich ein gutes Stück mehr Action (deswegen nicht die vollen Punkte). Gary Oldman ist außerdem nicht böse genug. Man wünscht ihn sich als Zorg aus "Das fünfte Element" zurück. Mila Kunis und Jennifer Beals ("Flashdance") spielen recht ordentlich, aber von deren ach so tiefen Mutter-Tochter-Beziehung spürt man überhaupt nichts. Stellenweise sieht Mila mehr wie ein Fotomodell aus denn wie das toughe Mädchen, welches man in so einem Umfeld erwartet.
Die faszinierende Optik, die gelungenen, wenn auch zu kurzen Actionsequenzen und der fitte Hauptdarsteller machen also aus "The Book of Eli" noch lange keinen guten Film. Umso frustrierender, dass man das erst im allerletzten Moment des Filmes merkt. Sonst hätte man schon früher den Saal verlassen können. Aber die Verpackung ist bildschön, das lässt sich nicht leugnen. Also einfach den Saal kurz vor Ende verlassen und sich ein eigenes Ende ausdenken!
Die blinde Claudia (Jennifer Beals) lässt sich von Carnegie herumstoßen.
Vorsicht, Spoiler möglich!
Hier eine kleine Liste meiner unbeantworteten Fragen:
Wie genau soll ausgerechnet die Bibel, das häufigste Buch überhaupt bis auf ein Exemplar vollständig ausgerottet worden sein, ohne dass ein paar Anhänger welche versteckt hielten und im Verborgenen verteilten?
Wer das Ende kennt, fragt sich, wie bitteschön dieses Buch von einem Regalplatz aus das Schicksal der Welt verändern soll? Das Buch ist ein offenkundiger MacGuffin, dessen Rechtfertigung zum Ende jegliche Grundlage fehlt.
Wie kommt es, dass alles rar ist, nur so fragile Dinge wie stylische Sonnenbrillen gibt es im Überfluss?
Wo verdammt ist die gesamte Computertechnologie geblieben, die aus keinem Aspekt unseres Lebens wegzudenken ist? Warum ist nur ein einzelner MP3-Spieler, aber sonst kein High-Tech-Gerät zu sehen?
Eli trägt nicht nur den Rucksack mit sich herum, sondern auch scharfe Klingen.
Hintergrund:
- Ein MacGuffin ist ein Gegenstand, der die filmische Handlung vorantreibt, ohne für diese Handlung selbst wichtig zu sein. Hitchcock prägte diesen Begriff und in sämtlichen Erzählformen lassen sich diese unbedeutenden Handlungsinitiatoren finden.
Die beiden Regisseure und Brüder: Allen und Albert Hughes (From Hell)
Jetzt
the book of eli (sofern schon verfügbar)
auf DVD übers Internet ausleihen
oder die DVD
bei momox.de verkaufen.
|
|
Fakten |
Originaltitel: The Book of Eli
deutscher Kinostart am: 18.02.2010
Genre: Sci-Fi-Western / Actiondrama
Regie:
Albert Hughes & Allen Hughes Länge: ca. 118 Minuten FSK der Kinofassung: ab 6 freigegeben Kinoverleih: Tobis
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(74%)
Texte: Martin
Diesen Film bewerten!
|
TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
12.09.2023 |
22:15 |
Nitro |
13.09.2022 |
22:25 |
Nitro |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
Streaming-Angebote
|