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Weil sich Anora (Laura Harring) mit ihrer neuen, afro-amerikanischen Nachbarin anfreundet, muss sie ihren aggressiven Ehemann in Notwehr erschießen und ist gar nicht so traurig darum. Doch wo nur soll seine Leiche hin? Gut produzierter lesbischer Film, der sein Potential nicht ganz nutzt.
Anora (Laura Harring aus "Mulholland Drive") träumt sich wieder mal fort.
Inhalt:
Anora Fleece (Laura Harring) träumt sich gerne weg, an einen glücklichen Ort mit ihrem Traummann. Das hat die vereinsamte, unterwürfige Hausfrau auch furchtbar nötig, denn ihr Ehemann Cheb (Oded Fehr) ist ein Tyrann im Haus, der sie herumkommandiert und herunterputzt. Um Anoras Bedürfnisse schert er sich einen Dreck und in ihrer Siedlung hat sie keine Freunde.
Auch ihre beiden Kinder können Anora keinen Respekt entgegenbringen. Little Pete (Christopher Newhouse) gibt vor, sportlich begabt zu sein, weil er von seinem jähzornigen Vater völlig eingeschüchtert ist. Dabei schreibt der in sich gekehrte Junge lieber Geschichten und träumt von seinem Englischlehrer, statt Football zu spielen.
Anoras neue Nachbarin Imogene (Jill Marie Jones) bringt Farbe in Anoras Leben...
Anoras Tochter Tabby (Ashley Duggan Smith) ist hingegen relativ zynisch. Ihre beste Freundin Princess (Rebecca Newman) rät ihr, mit Denny (Dalton Alfortish) Schluss zu machen. Hin und wieder hat Tabby Sex mit Denny, doch dass sie in ihn verknallt ist, dazu kann sie nicht stehen.
Eines Tages zieht Imogene Cochran (Jill Marie Jones) ins Nebenhaus ein und freundet sich mit Anora an. Imogene ist Vertreterin für Kosmetik von Kathy K., sie ist farbenfroh gekleidet und sie ist schwarz. Dass eine Negerin in seinem Haus gewesen ist, dass kann Cheb nicht ertragen. Als er Anora und Imogene beim Küssen erwischt, tickt er richtig aus und zückt einen Revolver. Was kann Anora in Notwehr anderes tun, als Cheb abzuknallen?
...aber auch Kosmetik, Freundschaft und ein neues Selbstbewusstsein.
Kritik:
"Unterwegs mit Kathy K." hat mit den beiden Charakteren Anora und ihrer Tochter Tabby eine starke, vielschichtige Erzählgrundlage. Tabbys Geschichte nimmt auf bissige Weise gängige Erwartungen an Highschoolfilme und das Erwachsenwerden aufs Korn. Sie kommentiert ihre Lage lakonisch und viel zu erwachsen für ihr Alter. Die Perspektive ihrer Mutter Anora hingegen ist das Stereotyp der schwachen Frau, jedoch wunderschön aufgelockert durch ihre naive-tagträumerische Gelassenheit.
Genau diese Stimmung und Grundsituation erinnert stark an die Indie-Dramödie "Jennas Kuchen". Nicht nur sieht Laura Harring ("Mulholland Drive") der Jenna-Darstellerin Keri Russell ("Bedtime Stories") verblüffend ähnlich. Auch der naiv-verträumte Charme von "Unterwegs mit Kathy K." ist dem von "Jennas Kuchen" vergleichbar – und ebenso entzückend. Die Produktion verdeutlicht dies auch optisch schön umgesetzt.
Anora mit Imogene und Kathy K. (Ruthie Austin, rechts).
Der Charakter der farbigen Imogene bringt schließlich gesättigte Farbtöne und Parallelen zu "Die Farbe Lila" in den Film. Wie Shug Avery die unterwürfige Celie mit ihrer Freundschaft (und lesbischen Liebe) verwandelt, so gibt auch Imogene Anora Selbstbewusstsein und schließlich einen Grund zur Emanzipation. Dennoch funktioniert diese Konstellation großartig, zumal vermännlichte Lesben-Klischees vermieden werden. Notwehr als Grund für Anoras Befreiung setzt jedoch weniger tiefgreifende Charakterentwicklung voraus wie in "Die Farbe Lila".
Diese folgt erst im zweiten Teil von "Unterwegs mit Kathy K.", wenn sich Imogene mit Anora und ihrer Familie aufmacht, um Chebs Leiche loszuwerden. Hier verliert der Film an Tempo, an Dramatik, an Zauberhaftigkeit und Biss. Glaubwürdige Entwicklungen finden nicht mehr statt. Stattdessen geht die Handlung leider eher in Gemeinplätzen und Klischees unter. Das erweckt den Eindruck, dass Autorin-Regisseurin Nancy Kissam bei ihrem ersten Spielfilm ein wenig die Übersicht verloren hat. Es ist schade, dass sie das Potential der ersten Hälfte nicht über den ganzen Film zu nutzen weiß. Dennoch ist "Unterwegs mit Kathy K." des Sehens wert.
Hintergrund:
- Der isrealische Schauspieler Oded Fehr dürfte vielen Zuschauern als kämpferischer Wüstenführer Ardeth Bay aus den "Mumien"-Filmen bekannt sein.
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Fakten |
Originaltitel: Drool
ohne Kinostart in: 29.06.2010
Genre: Dramödie / Roadmovie
Regie:
Nancy KissamNancy Kissam
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(70%)
Texte: Martin
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