Der große Crash |
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Länge | Unterhaltung | Spannung | Action | Musik | Erotik | Anspruch | Eindruck | Gesamt |
***** | ** | **** | * | ** | - | ***** | ***** | 75% |
Inhalt:
Peter (Zachary Quinto) und Seth (Penn Badgley) stört es nicht wirklich, dass sie für ein Unternehmen arbeiten, dass davon lebt, mit virtuellen Geschäften an der Börse Milliarden zu verdienen. Sie arbeiten im Risikomanagement und sollen erkennen, wie groß die Luftschlösser werden dürfen, ohne für das Unternehmen zu gefährlich zu werden. Das Unheil nimmt seinen Lauf, als ihr Chef Eric (Stanley Tucci) Opfer der Hire-and-Fire-Mentalität von Firmenboss John Tuld (Jeremy Irons) wird. Von einen Tag auf den anderen setzt man den Manager auf die Straße. Dass er Peter im Hinausgehen noch einen USB-Stick mit seiner letzten Analyse zustecken kann, wird ungern gesehen, aber geduldet. Kritik:
Zu Filmbeginn gibt Regisseur und Drehbuchautor J. C. Chandor einen Einblick in die Firmenkultur des Unternehmens, das die Hauptrolle in diesem Film spielt. Im Verlaufe des Films wird klar: Jeder einzelne Mitarbeiter der Firma arbeitet ausschließlich an der eigenen, maximalen Gewinnmaximierung und nimmt dabei auf der einen Seite Risiken in Kauf, bootet aber Untergebene rücksichtslos aus. Wenn Kevin Spacey in die Hände klatscht und die verbliebenen Mitarbeiter mit der Aussage motiviert, sie hätten jetzt weniger Personen vor ihnen auf der eigenen Karriereleiter, dann klingt das zunächst wie eine leere Hülse. Im Verlaufe des Films wird jedoch klar, dass genau dieses die Kernaussage ist. Wirklich gelungen ist die ungute Grundstimmung, die der Film erzeugt. Zum einen ist es der zu weiten Teilen fehlenden Musik zu verdanken, zum anderen wird aus den Dialogen immer wieder ersichtlich, welche Zweifel die einzelnen Akteure an dem haben, was sie schließlich doch tun. Immer wieder fällt zur Selbstrechtfertigung der Satz: Wir haben keine Wahl. Und konkrete Beispiele gibt es genug: Keine Wahl, den Vorgesetzten nicht zu informieren, wenn man eine Gefahr für das Unternehmen entdeckt. Keine Wahl, ein Schweigegeld nicht anzunehmen, wenn dadurch die persönliche Existenz ruiniert würde. Keine Wahl, an einem Leerverkauf nicht teilzunehmen, wenn man davon überzeugt ist, ein besserer Verkäufer zu sein, als die anderen. Keine Wahl, einen Börsencrash zu verursachen, wenn man damit das Überleben des Unternehmens sichert. Wiederholt fällt außerdem die Aussage, dass die Menschen schlichtweg Luftschlösser bräuchten, um sich einen gewünschten Lebensstandard zumindest für eine Zeit aufbauen zu können… So erlebt man als Zuschauer mit, wie die Tragödie ihren Lauf nimmt und eines sich klar abzeichnet: Alle handelnden Akteure kommen mit einem blauen Auge davon oder profitieren sogar – und die Auswirkungen auf den kleinen Bürger interessieren nicht… Doch ganz ohne Lichtblick am Horizont wollte J. C. Chandor dann doch nicht auskommen. Immerhin die am meisten erfahrene Person, der von Kevin Spacey gespielte Abteilungsleiter Sam, hat im Alter erkannt, dass dieser Job nicht wirklich zu einem erfüllten Lebens(abend) führt. „Der große Chrash“ zeigt insgesamt vieles, was wir eigentlich schon wussten. Es aber als kompletten Handlungsabschnitt mitzuerleben, hinterlässt eine deutlich stärkere Wirkung als jeder Zeitungs- oder Radiobericht. Ein Film, der zum Nachdenken anregt – und jeder wird sich danach selbst fragen, wie er sich in der Position der handelnden Akteure entschieden hätte. Kann man wirklich mit Sicherheit sagen, man selbst hätte „nein“ gesagt?
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