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Eine Gruppe von Höhlentauchern wird bei einem Sturm in einem unbekannten Höhlensystem eingeschlossen und kämpft ums Überleben. Produzent James Cameron wird irreführend fürs Marketing ausgeschlachtet, denn der australische Film ist ein langweiliges und grausames Klischee.
Inhalt:
Frank McGuire (Richard Roxburgh), einer der erfahrensten Höhlentaucher, erforscht seit 17 Tagen mit seinem Team und enormer Ausrüstung das größte und unzugänglichste Höhlensystem weltweit in den Tiefen der Erde in Papua-Neuguinea: Esa'ala. Sein Sohn Josh (Rhys Wakefield), der mit seinem Vater nicht zurechtkommt, hat sich abgesetzt, um Franks Finanzpartner, den Milliardär Carl Hurley (Ioan Gruffudd), und dessen nervenkitzelsüchtige Lebensgefährtin, die Kletterin Victoria (Alice Parkinson), abzuholen und zum Expeditionslager zu bringen. Als sie auf einen bislang unerforschten Höhlenbereich stoßen und diesen untersuchen, bricht ein Wirbelsturm los, überflutet die Höhlen und schließt die Forscher ein. Verzweifelt sucht die Gruppe nach einem Ausgang und kämpft ums Überleben.
Höhlentaucher Frank (Richard Roxburgh) erforscht ein unbekanntes Höhlensystem.
Kritik:
Vorsicht: Spoiler!
James Camerons Name prangt fett und breit über dem Produkt „Sanctum“ wie ein Gütesiegel. Das soll Zuschauer zuhauf ins Kino locken. Gleich in der allerersten Einstellung schwebt ein lebloser Körper zu ätherisch-melancholischer Musik im Wasser – und erinnert stark an „Titanic“. Doch Cameron, der diesen und den Über-Filmerfolg „Avatar“ erschaffen hat, ist hier nur ausführender Produzent (vermutlich für die 3D-Technik). Die kreativen Aufgaben wie Drehbuch oder Regie haben ganz andere, unerfahrene Leute übernommen. Zudem erfüllt der Film in keinster Weise die Erwartungen, die das vermeintliche Gütesiegel Cameron weckt.
„Sanctum“ soll auch, laut einführendem Titel, auf wahren Begebenheiten basieren, nämlich auf Erlebnissen von Produzent und Ko-Autor Andrew Wight, welcher beim Tauchen mit 14 anderen für zwei Tage in einer australischen Höhle eingeschlossen war. Allerdings überlebte nicht nur wie im Film eine einzige Person, sondern alle 15. An dieser Stelle wird ebenfalls ein bisschen verkaufsfördernder Etikettenschwindel betrieben. Die wahre Basis diente also mehr als lose Inspiration, um einen Aufhänger für einen 10-kleine-Negerlein-Action-Thriller zu haben.
Franks Financier Carl (Ioan Gruffudd, links) wird von Franks Sohn Josh (Rhys Wakefield) abgeholt.
Das wäre hinnehmbar, wenn der resultierende Film gelungen wäre, aber das ist er nicht. Die bahnbrechende Avatar-3D-Technik sieht in „Sanctum“ teilweise recht flach und unscharf aus. Gerade zu Anfang beim Helikopterflug ist der Effekt kalkuliert, ohne effektiv zu sein, und sieht zudem sehr unscharf aus. Später in den Höhlen und Unterwasserwelten, die tatsächlich alle im Studio entstanden, wirkt das Bild klarer und der 3D-Effekt wird nicht mehr so effekthascherisch eingesetzt – was natürlich auch an der düsteren, klaustrophobischen Enge der Höhle liegt.
Schlimm sind vor allem das Drehbuch und die Darsteller. Ähnlich einem TV-Film führen die Erstlingsautoren die Charaktere sehr ungeschickt und zudem unsympathisch ein, so dass man gar nicht für sie mitfiebert – zum Teil ist man sogar froh, dass es ein nervender Charakter weniger ist. Die Höhle hat definitiv mehr Tiefe als die Figuren. Die Besetzung ist stereotyp und das Schauspiel hölzern, was durch die billig wirkende Synchronisation – typisch für Constantin – noch verstärkt wird. Die versucht lässigen Sprüche hätte man sich sparen können. Am besten funktionieren die Szenen, wo die Schauspieler unter Wasser die Luft anhalten müssen. Da konnten die Autoren, welche erfahrene Taucher sind, noch am glaubwürdigsten erzählen.
Durch den Sturm steigt das Wasser im Höhlensystem und schließt die Taucher ein.
Das Drehbuch ist vollkommen vorhersehbar. Die Filmemacher wollten eine Geschichte des Überlebenskampfes erzählen, machen daraus aber einen uninspirierten Krampf. Genauso wie der Zuschauer zum Anfang mit einer unperfekten 3D-Animation des Höhlensystems verwirrt wird, so einfallslos und dumpf spielen die Filmemacher das Vater-Sohn-Verhältnis mit seinem seltsamen Anhang aus.
Wer ist überrascht, dass Crazy George (gespielt von Dan Wyllie) an der Dekompressionskrankheit stirbt, nachdem darauf hingewiesen wurde, dass er schon einmal beinahe daran gestorben wäre? Alle anderen Tode sind genauso leicht vorhersehbar. Die Konflikte sind die ewig bekannten, monotonen, und liefern keine neuen oder tieferen Einsichten. Die Besonderheit liegt allein darin, dass der Überlebenskampf nicht in einem Kubus, in einem Raumschiff oder auf einem Berg stattfindet, sondern in kristallklarem Wasser unter Tage. Aber so faszinierend ist dies nicht, dass man allein deswegen diesen Film sehen muss. Da gibt es doch sicherlich eine kürzere Höhlendoku irgendwo im Fernsehen.
Das vielleicht einzige Überraschende ist, wie brutal einige der Verletzungen, Torturen und Tode inszeniert werden. Wer bereits bei „127 Stunden“ die Darstellung von physischer Gewalt unerträglich fand, sollte „Sanctum“ meiden. Allein für Fans von „Saw“ besteht hier möglicherweise ein Reiz, sich den Film anzuschauen.
Regisseur Alister Grierson (links), ausführender James Cameron, Autor und Produzent Andrew Wight (rechts).
Hintergrund:
- „Sanctum“ ist der zweite Film von Regisseur Alister Grierson, der mit seinem Debüt „Kokoda - Das 39. Bataillon“ in Australien auf sich aufmerksam machte.
- Debüt-Spielfilmautor und Produzent Andrew Wight produziert seit 1989 Unterwasserdokumentationen, seit „Die Bismarck“ im Jahr 2002 arbeitet er eng mit James Cameron an dessen Unterwasserdokus.
- Richard Roxburgh ist der bekannteste Darsteller aus „Sanctum“. Er spielte bereits in Moulin Rogue, Mission Impossible 2 oder Dracula in Van Helsing.
- Auch Ioan Gruffudd ist bekannt, z.B. aus „Titanic“, „King Arthur“ oder „Fantastic Four“ und dessen Fortsetzung.
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Fakten |
Originaltitel: Sanctum
deutscher Kinostart am: 21.04.2011
Genre: Abenteuer-Thriller / Action-Drama
Regie:
Alister Grierson Länge: ca. 109 Minuten FSK der Kinofassung: ab 16 freigegeben Kinoverleih: Constantin
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(42%)
Texte: Martin
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Synchronsprecher
Schauspieler | Synchronsprecher |
Richard Roxburgh | Martin Umbach |
Ioan Gruffudd | Robinson Reichel |
Alice Parkinson | Angela Wiederhut |
TV-Termine
Datum | Uhrzeit | Sender |
14.10.2023 ²) |
03:50 |
Sat.1 |
17.12.2022 ²) |
03:59 |
Sat.1 |
²) Sendezeiten bis 05:00 Uhr sind in der Nacht zum Folgetag.
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