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Sascha (Saša Kekez) lebt mit seiner Familie in Köln. Eigentlich ein recht einfacher Ort, um sich als schwul zu outen, wenn die Familie nicht ursprünglich vom Balkan kommt. Lockere und gefällige deutsche Tragikomödie mit Tim Bergmann.
Sascha (Saša Kekez) bereitet sich auf die Aufnahmeprüfung an der Hochschule vor.
Inhalt:
Sascha (Saša Kekez) ist am Kölner Eigelstein aufgewachsen, direkt über der eher schwach besuchten Kneipe seiner Eltern. Diese stammen aus Montenegro, leben aber schon seit Jahren in Deutschland. Eigentlich sind Saschas Mutter Stanka (Željka Preksavec) und sein Vater Vlado (Pedja Bjelac) recht locker und unterstützen ihn, ja, tatsächlich drängt seine Mutter ihn sogar zu einem Klavierstudium. Sein Klavierlehrer Gebhard Weber (Tim Bergmann) bereitet ihn auf seine Aufnahmeprüfung vor.
Sascha lässt seine Familie gern glauben, dass er mit seiner besten Freundin, der chinesisch-stämmigen Jiao (Yvonne Yung Hee), zusammen ist. Denn seinem Machovater, Onkel Pero (Ljubiša Lupo Grujcic) oder Bruder Boki (Jasin Mjumjunov) gegenüber kann er nicht gestehen, was er selbst Jiao nur mit viel Zögern offenbart: er ist in Gebhard verliebt. Doch sein Klavierlehrer will in Kürze nach Wien ziehen und Sascha muss schleunigst etwas unternehmen, um ihn nicht zu verlieren.
Saschas Klavierlehrer Gebhard Weber (Tim Bergmann, links) will nach Wien ziehen.
Kritik:
Ein Coming-Out als junger Homosexueller sollte in Köln, der großen schwulen Metropole, eigentlich kein großes Ding sein, außer man hat wie Sascha einen Migrationshintergrund mediterraner oder muslimischer Abstammung. Das Vorurteil, welches sich häufig genug bestätigt, besagt, dass erzkatholische oder muslimische Einwanderer unter starker Homophobie leiden. Ausnahmen bestätigen die Regel, sagt man, aber in „Sascha“ bestätigt sich das Vorurteil durch die Regel.
Saschas Familie ist durch klare, prototypische Geschlechterrollen gekennzeichnet. Saschas ex-jugoslawische Abstammung und der Schauplatz Köln stellen gewisse Herausstellungsmerkmale dar, doch ansonsten bietet „Sascha“ im Groben nichts Neues. Seine eigentliche Geschichte, zu seinen schwulen Gefühlen zu stehen und das Objekt seiner Begierde für sich zu gewinnen, ist schon in vielerlei ähnlicher Konstellation gezeigt worden.
Traum oder Wirklichkeit, dass sich Sascha und Gebhard näher kommen?
Dafür ist die Darstellung zwischenmännlicher Zuneigung so geflissentlich normal, wie sonst eher Mann-Frau-Beziehungen gezeigt werden. Darüber hinaus zeichnet sich „Sascha“ durch einen gefälligen Stil und eine angenehm humorige Leichtfüßigkeit der Erzählung aus. In gräulichen, leicht überbelichteten Bildern zeigt der Film die Stadt Köln, welche eigentlich durch ihre hässlichen Nachkriegsbauten auffällt, von einer kaum gekannten ästhetischen Seite.
Für den gewissen Humor sorgen nicht nur Dialoge mit falschen Erwartungen (Saschas Geständnis) oder doppeldeutigen Missverständnissen (Gebhards klärendes Gespräch mit Vlado). Als komisches Element wurde auch Saschas fauler Onkel Pero in die Geschichte eingefügt, um vermeintliche südslawische Mentalität zu karikieren. Ob diese bei den vielen anderen Nebenhandlungen der Geschichte unbedingt gut tut, darüber mag man sich streiten.
Sascha kommt vom Regen in die Traufe.
Natürlich zeigen die Nebenhandlungen das schwierige Umfeld der Migranten, aber es lenkt auch von Saschas Geschichte ab und gibt der Liebesgeschichte wenig Raum, sich wirklich zu entfalten. So rückt Gebhard in der ersten Hälfte des Films stark in den Hintergrund und ist charakterlich blass gezeichnet.
Dann wiederum hält der beschwingte Balkan-Pop (Miss Platnum oder die Verbalkanisierung des Wise-Guys-Lieds „Jetzt ist Sommer“) und die ästhetische Optik den Film zusammen und bei Laune. Alles in allem ist es ein runder, gefälliger und unterhaltsamer Film, bei dem man jedoch keine allzu kritische Haltung oder Tiefsinnigkeit suchen sollte. Für einen ersten Film (Regie- und Autordebüt von IFS-Abgänger Dennis Todorovic) jedoch erstaunlich gut.
Hintergrund:
- Tim Bergmann hat schon in unzähligen Fernsehfilmen und ein paar Kinoproduktionen wie „Solo für Klarinette“ oder „Mondscheintarif“. Gleich eine seiner ersten Rollen war der schwule Hauptcharakter Edgar in „Echte Kerle“.
- Sounddesigner Peter Aufderhaar wurde für seine Arbeit an „Sascha“ mit dem Förderpreis Deutscher Film Hof auf den Hofer Filmtagen ausgezeichnet.
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Fakten |
Originaltitel: Saša
deutscher Kinostart am: 24.03.2011
Genre: Dramödie
Regie:
Dennis Tadorovic Länge: ca. 101 Minuten FSK der Kinofassung: ab 12 freigegeben mit Eltern ab sechs Jahren erlaubt Kinoverleih: Salzgeber
Dieser Film wurde bewertet von: Martin(82%), Bernd(88%)
Texte: Martin
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